26 - Marcus

132 9 52
                                    

Wie eine Fata Morgana schien es vor mir - das rote Backsteinhaus der Familie Miller.

Das große Fenster an der zu mir zugewandten Seite, das mir so oft den Blick ins Innere offenbart hatte, der kleine Balkon, der zur Straße lag, auf dem Gins Mutter so viel von mir und Gin hatte beobachten können - Wie ich heimlich kiffte, die täglichen Streitereien mit meiner Mutter, Ginnys Fahrt mit meinem geliebten Motorrad und - ganz sicher - den ersten Kuss zwischen uns. 

Jetzt war der Balkon und das Fenster verweist, das  Haus lag still und dunkel vor mir. Es war fast Mitternacht, der volle Mond stand hoch am Himmel und ich konnte mich trotzdem nicht von dem Anblick abwenden, in mein Zimmer und damit auch endlich in mein Bett zu gehen. 

Ich wollte nicht, dass der neue Tag begann. So schrecklich dieser auch gewesen war, um so schöner hatte er eben geendet...

Noch immer erfasste meinen Körper einen tiefen wohligen Schauer, wenn ich daran zurück dachte, selbst nicht verstand wie es so weit kommen konnte... wie ich mich so Ginny hingeben konnte, nach allem was passiert war.

Aber so wie mein Herz jetzt, nur bei dem Blick auf sein Haus, wieder wild begann zu schlagen, konnte ich es nicht mehr leugnen - ihm gehörte dieser pulsierende Klumpen an Emotion in mir - nur ihm.
Da würde sich niemand mehr zwischen schieben können, keine Padme und ganz sicher auch kein anderer Kerl. 

Vielleicht war ich Pansexuell, das schien das Einzige, was nach dem letzten Gespräch mit meiner Schwester noch den meisten Sinn ergeben hatte. 

Aber wie es auch war, selbst das würde ich niemanden erzählen. Ich war, wie ich war, und ich würde es irgendwie schaffen, morgen den Tag zu überstehen, die Blicke ertragen, das Getuschel, die Finger die auf mich zeigen würden... Und ich würde nicht davon rennen, ich würde mich ihnen stellen, versuchen nicht jeden Blick, jede Geste persönlich zu nehmen.
Die natürliche Neugierde der Schüler, mehr war es nicht und vielleicht hatte meine Schwester ja recht, nächste Woche gab es einen anderen armen Kerl oder Mädchen, die es abbekamen und wir waren längst wieder abgehakt und vergessen oder einfach akzeptiert. 

Meine Zähne rieben über meine Unterlippe, zu gern wäre ich eben einfach bei Ginny geblieben. Ich war so schon direkt nach diesem heftigen Orgasmus unter ihm eingedöst. Dieses Wahnsinns Gefühl hatte jede Bedenken, jede Dunkelheit aus mir heraus geschwemmt... und ich wusste, einmal probiert würde ich so schnell nicht genug davon bekommen, wenn es überhaupt je der Fall sein sollte. 

Ich wollte wieder und wieder von Ginny naschen und er durfte mich haben, alles von mir, jeden Fitzel an meinem Körper - so wie eben... 

Ich starrte weiter aus dem Fenster, atmete tief ein und hörte das leise wohlige Seufzen, das dabei meine Lippen verließ. Ich war ein verliebter Idiot, der nur noch den schönen dunkelhaarigen Lockenkopf im Sinn hatte... verrückt, aber auch so ein verdammt gutes Gefühl!

"Marcus?" Die Stimme meiner Mutter. Erschrocken fuhr ich herum.

"Mum!" Erwiderte ich aufgebracht.

"Was machst du da?"

"Gar nichts... wollte mir nur was zu trinken holen..."

Sie verschränkte die Arme und sah mich wissend an.

"Was denn?", gestikulierte ich mit den Armen, "ist das jetzt verboten?"

"Du stehst da seit mindestens zehn Minuten und starrst du auf das Haus unserer Nachbarn..." Nachdenklich presste sie die Lippen zusammen. 

"Ich... ach quatsch... ich hab nicht auf das Haus gestarrt!" Versuchte ich mich rauszureden. Meine Mum seufzte.

"Ich habe dich doch gesehen... hat es etwas mit Geogia zu tun?" Ihre Lippen verzogen sich nach unten.

The Boy Next Door - Marcus Baker FF // BoyxBoy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt