16 - Marcus

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Was war das?

Ich starrte seinem schönen, schlanken Körper hinterher, der, wie ein Gepard, davon stolzierte, als wäre er der King von Welsbury. Meine Hände hatten zu zittern begonnen und wie von Sinnen, legte ich mir den Zeigefinger an den Mund – versuchte damit noch etwas von dem Geschmack Ginnys darauf zu fühlen und zu schmecken. Wow.  Einfach Wow. 

Ich würde nie von ihm loskommen! Nicht, wenn wir fast täglich übereinander her fielen! 

Ich schloss die Augen, sofort raste die Szene die vor wenigen Minuten stattfand wieder in meinen Kopf herbei. Wie er auf mich zugestürmt war, mir eine schallende Backpfeife verpasst hatte und dann, stillend, seine Lippen auf meine presste. Ich spürte den Schmerz auf meiner Wange nicht, vielleicht war die halbe Gesichtshälfte rot, doch ich merkte nichts davon, war immer noch wie benommen, von seinem kurzen Auftritt und seinem Kuss. Warum tat es so gut ihn zu küssen? Warum fühlte es sich so verdammt gut an? Und warum, verdammt, konnte ich einfach nicht genug davon bekommen?

Das einzige was half, war Abstand, viel Abstand. Doch der Gedanke an Freitag, der Gedanke daran, das wir eine ganze Nacht gemeinsam in der Highschool verbringen würden - es machte mich wütend aber auch gleichzeitig unglaublich nervös, und ja, es ließ mein Herz wie das eines Kolibris in meiner Brust schlagen. 

*

Meine Mutter ließ auch nicht mit sich reden, ihr Entschluss stand fest, ich musste mitkommen, sie zwang mich dazu und das warf ich ihr dann auch so an den Kopf. Schien ihr egal, auch das kein einziger meiner Freunde dort sein würde. 

Was sollte ich dort? Außer, das ich wieder Gefahr lief, Ginny zu begegnen? Etwas, das ich die letzten Tage so gut vermieden hatte. Ich war heilfroh, dass wir keinen Kurs zusammen hatten. Und auch, das Padme, nach dem ich mich Tagelang nicht gemeldet hatte, scheinbar echt wütend war und mich komplett ignorierte. 

Der Freitag rückte unaufhaltsam näher, ich spürte es bereits in meiner Magengrube, ich würde da nicht so unbeschadet raus gehen, wie ich genervt rein ging, irgendetwas würde passieren...

Ich saß vorne im Auto, neben meiner Mum, hinten saß Ginny mit seinen gackernden Freundinnen inklusive meiner Schwester. Ich spürte seinen Blick auf meinem Hinterkopf - diese Fragen darin, die er mir sicher in Gedanken zuwarf. 

Nervös pochte ich mit den Fingern auf das Armaturenbrett, selbst hier, bei geschlossenem Fenster und Klimaanlage, stieg mir sein Duft in die Nase. Ich ertrug es kaum, alles in mir begann zu kribbeln. Ich begann zu dem Mund zu atmen, konnte das, was er mit meinem innersten machte, nicht hier zulassen – eigentlich überhaupt nicht zulassen! Mein Blick ging in den Rückspiegel, unsere Augen trafen sich. Ginnys Pupillen schienen sich kurz zu weiten, seinen Mundwinkel zuckte. Schnell sah ich wieder weg, hielt die Luft an, so lange es eben möglich war. 

Ohne etwas zu sagen, war ich angerauscht, kaum, dass der Wagen gehalten hatte. Ich fühlte mich wie ein Fremder, ein Aussätziger, in meiner High School. Jeder der mir entgegen kam, beäugte mich kritisch. Klar, ich kannte sie alle hier, inklusive Erik, der mir breit grinsend entgegen kam, nicht auswich und mich dann so an der Schulter anrempelte, dass es mich fast von den Füßen gerissen hätte. 

Aber keiner von den Leuten hier, gab mir etwas, war mir irgendwie wichtig. Ich hatte keine Lust mit ihnen zu reden, ja nicht mal Bock mit ihnen was zu rauchen oder zu trinken. 

Ginny, natürlich amüsierte er sich ganz prächtig, tanzte so einen dämlichen Gruppentanz und das breite Grinsen in seinem Gesicht wollte gar nicht mehr verschwinden - so viel Spaß hatte er.

 Seine Mutter hatte die ganze Zeit ein Auge auf ihn, ob er es bemerkte oder nicht, konnte ich dabei nicht sagen, aber ich fragte mich, ob sie von diesem Ding, das zwischen uns lief, etwas mit bekommen hatte, so wie sie über ihn wachte. 

The Boy Next Door - Marcus Baker FF // BoyxBoy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt