13 - Ginger

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Ich war selbst ganz durcheinander. 

Was war hier gerade passiert? Nein, das fragte ich mich nicht ernsthaft. Ich wusste, was hier passiert war, aber ich konnte es nicht immer nicht ganz verdauen. Was wollte Marcus von mir? 

In einen Moment schrie er mich an und im nächsten küsste er mich und entjungferte mich fast schon. Ich verstand es nicht, aber in diesen leidenschaftlichen Momenten konnte ich nicht klar denken, mein Kopf war leer und ich konnte diesen unglaublichen Dunkelhaarigen einfach nur noch genießen.  

Als ich nach einer Ewigkeit endlich in den Schlaf gefunden hatte, kam es mir so vor, als würde es nur Sekunden dauern, bis der Wecker mich erneut aus dem Schlaf riss.
Müde setzte ich mich auf, spürte die Sonne, die durch mein Fenster in mein Gesicht schien und seufzte. 

Langsam stand ich auf, machte mich fertig und schlich mich fast schon aus dem Haus. Ich wollte nicht, dass meine Mutter mich zur Schule brachte. Ich war kein kleines Kind mehr und konnte das durchaus alleine bewerkstelligen. Außerdem hatte ich die Nase voll davon, dass alle Jungs zu sabbern anfingen, wenn sie meine Mutter sahen.

Ich betrat das Schulgebäude und stellte fest, dass noch nicht so viele da waren. Marcus auch noch nicht. Es war seltsam. Auf der einen Seite wollte ich ihm aus dem Weg gehen, aber auf der anderen Seite wollte ich ihn wieder sehen, wollte wissen, wie er sich verhielt, nachdem wir beinahe miteinander geschlafen hatten.

Seufzend ging ich in die Klasse. Wenn Liebe bloß einfacherer wäre, wenn man nur jemanden finden musste, den man liebte und auf nichts anderes Rücksicht nehmen musste. Leider dem nicht so. Es schien so unendlich komplizierter.

»Hallo du Sonnenschein«, lächelte Max fröhlich und umarmte mich überschwänglich. 

Alle redeten seit ein paar Tagen nur noch von dieser Übernachtungsparty in der Sporthalle und natürlich fing auch Maxim jetzt damit an. 

»Du kommst doch wohl, oder?«, fragte sie mich und ich lächelte leicht. Wenn ich ehrlich war, dann hatte ich noch keinen einzigen Gedanken daran verschwendet. Wie denn auch? Die ganze Zeit war nur Marcus präsent in meinem Kopf und das machte mich total verrückt.

»Ähm...ja natürlich.« 

Max klatschte aufgeregt in die Hände und holte Abby und Norah zu sich. 

»Okay Mädels, Ginny kommt«, sagte sie und die beiden grinsten mich breit an.
»Das wird super. Wir werden sicher viel Spaß haben«, meinte Abby. Ich lächelte nur wieder und nickte.
Vielleicht würde es ja wirklich ganz lustig werden. Ich ließ mich überraschen.

Der Unterricht war langweilig. Ich hatte nichts anderes erwartet. In Literatur nahmen wir lauter Bücher durch, die ich schon längst gelesen hatte und in Geschichte war es ohnehin langweilig. 

In der Mittagspause ging ich mit Max und den anderen in die Kantine, um dort zu essen. Als ich mich hin setzte, blickte ich mich unbewusst um, bis ich IHN sah.
Er saß neben dieser Padme oder besser gesagt, Padme saß fast auf ihm, schmachtete ihn ordentlich an und er blickte zu mir herüber. 

Wut wallte in mir auf. Es machte mich fertig, ihn immer wieder aufs neue mit diesem Mädchen zu sehen. Padme war nett. Sie schien wirklich in Ordnung zu sein, aber ich hasste sie dafür, dass sie sich so an meinem Marcus heran schmeißen muss.

»Alles okay?« Ich hatte gar nicht bemerkt, wie Maxs Blick an mir hängen geblieben war. 

Der Rest der Clique sah jetzt ebenfalls zu mir herüber und ich nickte nur hastig. 

Auf keinen Fall sollte jemand mitbekommen, was wirklich gerade mit mir los war. 

Ich wollte nicht all das kaputt machen, was ich mir hier schon aufgebaut hatte. Es war so viel mehr, als in den vorherigen Schulen und irgendwie gefiel es mir, plötzlich ein wenig der Mittelpunkt zu sein. Es war ein ganz neues Gefühl, plötzlich richtige Freunde zu haben. Ein sehr schönes Gefühl.

Gegen Nachmittag konnte ich leider nicht verhindern, dass meine Mutter am Parkplatz vor der Schule auf mich wartete. Sie winkte mir schon grinsend entgegen. 

Ich verdrehte die Augen und merkte natürlich die Blicke der anderen. 

»Was tust du denn hier?«, fragte ich wenig erfreut, während ich ins Auto stieg.
Georgia stieg ebenfalls ein und parkte aus.

»Hey, ich wollte dich doch nur von der Schule abholen. Du warst heute Morgen so schnell weg«, gab sie zurück. Wir bogen auf die Straße und fuhren nach Hause. Ich zuckte nur mit den Schultern und sah weg.

»Ich muss sowieso Mal mit dir reden. Du weißt, dass es finanziell nicht so Gut ist bei uns und deshalb musst du dir wohl einen kleinen Job suchen und dir dein Taschengeld selber verdienen«, sprach die blonde Frau und ich sah sie entgeistert an.
»Was?« Fragte ich ungläubig. 

Georgia sah nicht zu mir hinüber sondern einfach nur geradeaus auf die Straße. 

»Ja und ich habe auch schon einen Job gefunden. In dem Café, wo du immer mit deinen Freunden hin gehst. Joe freut sich über jede helfende Hand und er hat gesagt, er würde dich sofort einstellen«, lächelte sie fröhlich und mir klappte nur die Kinnlade herunter. 

Als würde es nicht schon reichen, dass sie einfach so entscheidet, wenn wir umziehen. Nein, jetzt entschied sie auch noch, wo ich arbeitete. Was kam als nächstes? Suchte sie mir auch noch den Freund aus?

»Was hast du gemacht? Hast du ihm Mord angedroht?«, fragte ich und sah wieder hinaus in die Landschaft. 

Die blonde Frau lachte nur. 

»Nein, das musste ich gar nicht. Es hat auch so funktioniert. Du kannst jederzeit anfangen. Geh am besten heute Nachmittag gleich zu ihm, dann könnt ihr das ganze Zeug klären«, riet sie mir und ich verdrehte die Augen.
»Ja, mach ich«, brummte ich trotzig. 

Zuhause angekommen lief ich direkt in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Genau auf die Stelle, an der mir gestern noch ziemlich heiß geworden war und alleine wenn ich jetzt daran dachte, spürte ich, wie die Hitze wieder in mir emporkriechen will. 

Marcus machte mich wahnsinnig und ich fragte mich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis irgendjemand herausfinden würde, was wirklich in mir vor ging. 

Ich ließ mich nach hinten in mein Kissen sinken und würde am liebsten Mal für eine Sekunde meinen Kopf ausschalten, Mal an nichts denken und mir eine Auszeit von meinem Leben nehmen, aber das ging leider nicht.

Ich stand auf und ging hinüber zum Fenster, wo ich zum Nachbarhaus hinüber sah. Verdammt, alles war hier so schön. Es war eine tolle Stadt, aber plötzlich war alles auch schrecklich kompliziert geworden...

The Boy Next Door - Marcus Baker FF // BoyxBoy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt