EPILOGUE

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Liebster Bucky,
Ich wünschte, ich hätte anders von dir Abschied nehmen können... Ich wünschte, wir hätten niemals Abschied nehmen müssen. Unser altes Haus restaurieren, in Frieden leben können. Doch ich habe eingesehen, dass Soldaten wie du und ich nicht existieren dürfen... Wir wollen Frieden, doch wir gefährden ihn bloß. Wir gefährden den anderer - und da ich genau weiß wie schrecklich es sein kann, keinen Frieden zu finden, muss ich das hier tun. Ich schreibe dir diesen Brief in der Hoffnung, dass Steve ihn dir irgendwann geben können wird. Und dass du es verstehen, vielleicht sogar denselben Weg wie ich einschlagen wirst. Ich werde mir selbst niemals vergeben, dich im Stich gelassen zu haben. Dich Hydra überlassen - und dir auch noch geschadet zu haben. Ich habe die Kontrolle verloren... Über mich, über Rearlight. Und es ist das Beste zum Wohle aller, wenn ich mich dorthin zurückbegebe, wo ich hingehöre. Und das ist die Vergangenheit... Das ewige Eis. Es ist das Richtige. Wir können nicht haben was wir so sehr wollten, Bucky... Und es tut mir unsagbar leid, doch ich öffne hiermit vielleicht auch deine Augen, solltest du das jemals lesen, dich hierfür nochmal vom Winter Soldier befreien können. Du weißt, gäbe es einen anderen Weg... Gäbe es noch Hoffnung für dich und mich... Ich würde ihn ohne zu zögern gehen. Doch wir haben keine Zukunft. Wir sind eine Gefahr für andere. Wie sich gezeigt hat, sogar füreinander. Ich liebe dich... Ich hoffe, dass du das trotz allem niemals vergessen wirst. Ich habe dich einmal gefragt, wie man sich nach einem Menschen selbst in tiefstem Eis noch verzehren kann... Und ich weiß, dass ich mich auch diesmal nach dir verzehren werde. Und das bis in alle Ewigkeit.

Damit in ewiger Liebe... Deine Helen


Januar 2013

,,Und du bist dir wirklich sicher?" Steve Rogers stand der Zweifel ins Gesicht geschrieben, obwohl es für Helen selbst schon längst keine mehr gab. Das Eis war ihre einzige Rettung... Oder viel mehr, es war ihr einziger Weg. ,,Wenn es eine andere Lösung gäbe... Dann würde ich sie wählen, Steve...", flüsterte sie heiser, während sie auf der Liege saß und ihr Blick zu der Kryokapsel flog. Man half ihr in Wakanda... Und Helen vermochte nicht zu sagen, wie dankbar sie dafür war. Mit zitternden Fingern hielt sie Steve den Briefumschlag hin, Bucky stand in geschwungenen, hübschen Buchstaben darauf. ,,Gibst du ihn... Gibst du ihn Bucky?", brachte sie hervor, ihre Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. Steve hatte ihr versprochen nicht zu ruhen, bis er den Winter Soldier gefasst und ihn ebenfalls ins Eis zurückgebracht hatte... Es war das Beste. Das wusste auch er.


,,Und sagst du ihm... dass es mir leid tut?" Tränen lösten sich aus ihren Augenwinkeln, als Steve den Brief entgegen nahm - und sie dann in eine feste, starke Umarmung zog. ,,Werde ich. Versprochen", gab er sanft zurück und schluchzend vergrub Helen ihr Gesicht an seiner Schulter. ,,Danke... Für alles, Steve", weinte sie, während sie sich an ihm festklammerte... Und verzweifelt wünschte sich ihr längst zerbrochenes Herz, Bucky ein letztes Mal so nah sein zu können... Doch Bucky war weit weg. Weiter, als es in Worte zu fassen war. Denn da war nur noch der Winter Soldier - und Helen war davon überzeugt, James Bucky Barnes... nun endgültig an die Faust von Hydra verloren zu haben. Welch Ironie, dass man damals sie selbst als diese bezeichnet hatte.


,,Dank mir nicht...", gab er heiser zurück, als er sie langsam los ließ. Prinzessin Shuri schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, als Helen mit zitternden Knien auf die Kryokapsel zu trat. Schwach lächelte sie Steve an. ,,Dann legen wir mich mal auf Eis, hm...?" Schmerz lag in ihrem Blick. Genauso wie Hoffnungslosigkeit, die das sonst so warme braun ihrer Augen trübte. ,,Kümmere dich gut um ihn... ja?", hauchte sie und Steve nickte, war ungesund blass im Gesicht... Und wer konnte es ihm auch verübeln? Bucky zu finden, ihn vom Winter Soldier abzubringen und ihm klar machen zu müssen, dass er seine große Liebe ins Eis zurückgeschickt, das hier zugelassen hatte... Das würde ein harter Weg werden, den es für Steve Rogers zu beschreiten galt.


Tief atmete Helen durch, als sie in die Kapsel trat... Die Augen mit einem zaghaften Nicken schloss, sodass sich zischend die Tür schloss. Man hatte ihr ein Schlafmittel gespritzt, dass sie recht schnell hinab in einen nahezu tranceartigen Zustand ziehen würde... Es würde ein Zustand sein, in welchem sie sich trotz allem nach James Barnes verzehren würde... Und das für viele, viele Jahre. 


The Darkness In His Soul [Bucky Barnes]  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt