EIGHT

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,,Your losing your
memory now"

EIGHT: Dezember 1943

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,,Bucky?", fragte Helen zittrig, nachdem sie einen nervösen Blick auf ihre Armbanduhr geworfen hatte. Stundenlang hatten sie nebeneinander gelegen. Nun hatten sie noch zehn Minuten. Dann würde Helen gehen müssen. ,,Du musst fort, nicht wahr?", gab er rau zurück und die Schönheit mit dem braunroten Haar nickte langsam. 

Ihr Haar erinnerte ihn an die Farbe von Kastanien, welche im Abendrot des Sonnenuntergangs rötlich schimmerten. Er wünschte, er müsste diesen Anblick nie wieder vergessen. Nur leider würde er genau das vermutlich noch heute Nacht tun. Er würde sie vergessen. Nun setzte sie sich auf und er tat es ihr gleich. Bereits jetzt konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Es fühlte sich so an, als würde sie ihn nun für immer verlieren. Vermutlich tat sie das auch. 

,,Soll ich morgen noch einmal kommen?", fragte sie ihn brüchig und merkte, wie er zögerte. Es brach ihr das Herz. Sie wollte sich nicht verabschieden. Sie wollte ihn nicht loslassen, sein Schicksal nicht kampflos mit ansehen. Er lächelte schwach. ,,Versuch es", murmelte er und überrascht sah sie ihn an, doch dann lächelte sie ebenfalls. Zumindest versuchte sie es. Es glich wohl eher einer gequälten Grimasse. Sie lehnte sich zu ihm und stahl sich einen letzten Kuss von seinen Lippen. Sie war sich ganz sicher, küssen würde er sie niemals wieder. 

Und dabei hatte sich genau das so gut angefühlt. 

Er zog die Kette nun wieder hervor und mit einer geschmeidigen Bewegung über seinen Kopf. ,,Nimm sie. Und versprich mir, mich nicht zu vergessen. Es genügt wenn einer von uns, den Anderen vergisst", flüsterte er heiser, seine Stimme brach. Doch er blieb stark, für sie. Er wollte nicht, dass sie sah, wie viel Angst er vor der Schwärze des Vergessens doch hatte. Er wollte sie nicht vergessen müssen. Niemals. Er wollte sich selbst nicht vergessen müssen. Wollte seinen besten Freund Steve nicht vergessen müssen. 

Er erinnerte sich noch genau an seinen Gesichtsausdruck, als er von dem Güterwaggon und die Gletscher hinab gestürzt war. Seite an Seite hatten sie gekämpft. Bucky war froh, dass das wenigstens einmal in seinem bisherigen Leben der Fall gewesen war. Ob Steve nun glaubte, dass er den Sturz von den Gletschern, ins direkte Eis nicht überlebt hatte? Vermutlich. Sonst hätte er schon alle Geschütze aufgefahren und ihn aus Hydras Gefangenschaft befreit. Ein zweites Mal. 

,,Ich kann sie nicht nehmen... Es ist alles, was du noch von deiner Heimat besitzt", gab Helen kopfschüttelnd zurück, doch er legte sie ihr in die Hand und schloss ihre zarten Finger darum. ,,Sie werden sie mir wegnehmen und sie zerstören. Also nimm du sie", murmelte er und Helen kämpfte verzweifelt gegen die Tränen und das Bedürfnis an, sich vor ihn zu werfen und ihm all das Leid einfach abzunehmen. Konnte sie nicht seinen Platz einnehmen? Gott, er verdiente das alles nicht! Gebetet hatte sie für ihn! Wieso, verdammt, war sie nicht erhört worden? 

Er schloss nun seine Arme um sie. Umarmte sie ein allerletztes Mal. Und Helen brach in Tränen aus, konnte das Schluchzen nicht mehr zurückhalten und krallte sich an ihm fest. Er selbst kämpfte mit dem Kloß, welcher sich direkt hinter seinem Kehlkopf befand und ihm drohte, die Luft abzuschnüren. ,,Du musst gehen, Helen. Sie werden gleich hier sein", murmelte er und sie schluchzte leise, nickte aber. Blickte ihm noch ein letztes Mal in die Augen. Sie waren glasig, Tränen schimmerten darin. ,,Ich hab dich lieb, James Buchanan Barnes. Und ich hoffe, dass du dich eines Tages vielleicht doch noch daran erinnern wirst..." hauchte sie, küsste ihn auf die Stirn. 

The Darkness In His Soul [Bucky Barnes]  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt