THIRTYTHREE

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,,Feels like my wounds are to deep
The pain won't leave me
Will it ever go away"

THIRTYTHREE: Dezember 2012

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Helen hatte das Gefühl, unter Wasser zu sein. Sie verspürte den hysterischen Drang, hektisch Luft zu holen und konnte beinahe spüren, wie sie an dem Wasser zu ersticken drohte. An kaltem, finsteren Kanalwasser. Und sie wusste nicht einmal, weshalb sie dieses Gefühl verspürte. Man merkte ihr auch nichts an, als sie von den Hydra-Soldaten durch die Gänge geführt wurde. Sie wusste nicht wie ihr der Name in den Sinn gekommen war, doch was sie wusste war, dass ihr richtiger Name nicht Rearlight, sondern Helen war. Und seitdem sie sich dessen sicher war, hatte sie das Gefühl in den dunklen Korridoren der Unterkunft Hydras ertrinken zu müssen - gejagt von Wahrheit und Lüge, nicht wissend, was von beidem in wirklichem Recht stand.

,,Hier entlang", wies der Soldat sie an und eine Stahltür wurde geöffnet. Sie betraten einen Trainingsraum, welcher von grellem Neonröhrenlicht beleuchtet wurde. Es war sogar so grell, dass Helen am liebsten das Gesicht hinter den Händen verborgen und die Augen davor verschlossen hätte. ,,Stehen bleiben", war die nächste Order, die an ihre Ohren gelangte. Helen hielt augenblicklich inne. Irgendetwas in ihr weigerte sich zu gehorchen, doch der andere Teil überwog. Der Teil, der den Namen Rearlight ansprechend fand und der sich hier beinahe schon wohl und richtig fühlte.

Sie schluckte, als der Winter Soldier vor ihr auf die Matratze geführt wurde. Seine Bewegungen glichen jenen eines gefährlichen Raubtieres, als er sich ihr näherte und seine kalten, blauen Augen einen Moment den Ihren begegneten. Die Soldaten wichen zurück und das Gitter wurde geschlossen. Der Klang von Metall auf Metall hallte von den Wänden wieder, unheilverkündend. Helen musterte ihr Gegenüber. Der Soldat überragte sie in Größe, wie Muskelmasse. Es wäre ihm ein Leichtes, sie in einem fairen Kampf zu überwältigen. Doch Helen wusste, sie kämpfte nicht fair. Rearlight hatte es nie getan. ,,Soldat? Du kennst deine Mission", hörte sie einen der Hydra-Wissenschaftler gedämpft durch das Fensterglas sagen, an welchem sie sich gespannt ihre, mit Hornbrillen besetzten, Nasen platt drückten.

Ihr Gegenüber nickte - es waren zwei schnelle, geschmeidige Bewegungen - ähnelnd denen einer Raubkatze - und der Dunkelhaarige war auf sie zu geschnellt, holte aus und Helen griff nach seinem Handgelenk, um ihn davon abzuhalten, nach ihr zu greifen. Einen Atemzug lang blickte sie ihm in die Augen, bemerkte deutlich, wie er sich versteifte. Sie sah bis in den finsteren Abgrund seiner Seele, sie blickte hinter die eiserne Mauer und hinter das kalte Blau, in welchem einmal Wärme gelegen hatte. Er war ein gebrochener Mann. Der Weg in seine Seele war ein tiefer, schwarzer Schlund von Nichts - robuste Mauern, hinter welchen man sein wahres Ich eingeschlossen hatte. Verzweifelt schlug es gegen das bröckelnde Gestein.

Helens Blick fixierte den Seinen weiterhin und der Soldat keuchte auf, als es in seiner Brust zu schmerzen begann. Sie ließ die Mauern einstürzen, ließ die Schwachpunkte dieses Mannes auf seinen Verstand zurasen, ihn kurz und klein schlagen, bis die Beine des Soldaten nachgaben und er mit einem abgehackten Laut auf die Matratze sackte. Sein Handgelenk glitt Helen aus der Hand und sie stolperte beinahe erschrocken zurück, nicht wissend, wie oder was sie gerade getan hatte. Sie hörte wie durch Watte, dass die Tür aufgerissen wurde. Man zerrte den Soldaten auf die Beine, welcher sie mit leerem Blick anstarrte. Schmerz lag in seinen Augen.

Zufrieden trat er nun auf sie zu. Alexander Pierce. ,,Ausgezeichnete Arbeit, Rearlight", sprach er sie an, sie nickte bloß. Ihre Blicke folgten dem zusammengesunkenen Soldaten, wie er von zwei stämmigen Männern aus dem Trainingskäfig geschleift wurde. ,,Bringt Sie in ihre Zelle zurück. Lasst Euch nicht zu lange von ihr ansehen. Wir wissen nicht, auf welcher Seite sie steht- oder ob sie sich kontrollieren kann", wandte er sich dann an die übrigen beiden Wachen, die Helen nickend an den Unterarmen griffen und zwangen, den Käfig ebenfalls zu verlassen. Der Soldat, den Helen soeben mit nur wenigen Blicken und innerhalb weniger Sekunden gebrochen hatte, war verschwunden.

Würden Sie ihn nun wieder löschen? All das wieder wegsperren, was Helen an seinen Nervenenden hervorgekitzelt hatte? ,,Ich will nicht zurück in die Zelle", murmelte sie, als man sie die dunklen Korridore hinab zerrte. Etwas stach in ihr, schrie. Doch Helen verstand die Nachricht nicht, die ihr Unterbewusstsein ihr mitteilen wollte. ,,Wir haben unsere Befehle", kam nur zurück, als ihre Tür aufgeschlossen wurde. Helen trat in ihre Zelle, dann flog die Tür wieder zu. Entgegen ihrer Erwartungen war er ebenfalls hier- der Soldat. Er lag auf dem kalten Steinboden, hinter der Fensterscheibe, mit dem Rücken zu ihr. Sie konnte sehen, wie schnell er atmete. Sie schluckte, als sie an das Glas trat und es mit den Fingerspitzen berührte. Sie konnte sehen, wie Schweiß die Haut des Mannes überzog. Das hier war ihr Werk. Sie hatte ihm das angetan.

Verschreckt zuckte sie zusammen, als er das Gesicht in den Händen vergrub und gequälte, zornige Schreie seine Kehle verließen. Er raufte sich durchs Haar, seine metallene Hand, die im fahlen Licht der veralteten Energiesparglühbirnen, faszinierend schimmerte, schlug auf den Boden ein. Immer und immer wieder. Das Geräusch wie Metall mit aller Gewalt auf Steinboden traf, ließ Helen erschaudern. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Was hatte sie getan? Sie beobachtete, wie der junge Mann langsam ruhiger wurde, nun nur noch auf allen vieren auf dem Boden kniete und den Kopf drehte, um sie anzusehen. Seine Lippen bewegten sich, doch er war zu weit fort vom Glas, als dass sie hätte hören können, was er sagte. Erkenntnis lag in seinem Blick. Und Furcht, als er sie musterte und seine Blicke zu den Zellentüren schnellte.

Sie konnte Verzweiflung in seinen Augen sehen. Sie wich in den Schatten zurück, ließ sich auf die Matratze fallen. Sie war das gewesen. Sie hatte das mit ihm gemacht - und wusste nicht einmal wie. Es war so schnell gewesen, ein Impuls. Es war nicht mehr gewesen, als beispielsweises Blinzeln. Und das... Das begann nun, ihr Angst zu machen. Kalte, eisige Angst, die sich wie eine Faust um ihr Herz schloss. Und zudrückte.

,,Ihr hättet uns von Anfang an einweihen müssen!" Nick Fury war wütend. Und wenn man von wütend sprach, dann war er sogar verdammt wütend. Nicht bloß erzürnt oder gereizt, nein er war wütend. Und Steve war sich sicher, wenn er kein Teil der Avengers und kein Held der Nation wäre, dann würde Fury ihn nun nur zu gerne umbringen lassen. ,,Natürlich. Damit Sie Helen einsperren", gab Sam trocken zurück, er wagte es nicht, den Kopf einzuziehen und hatte selbstbewusst die Arme vor der Brust verschränkt. Clint, der am Schreibtisch lehnte und noch immer ein Pflaster von Helens und seiner letzten Begegnung im Gesicht trug, schwieg. Fury seufzte. ,,Wo habt ihr Sie verloren?", fragte er weiter, den Blick auf das zerbrochene Headset gerichtet, das Steve mitgenommen hatte.

,,Wir vermuten, dass der Standort eine Falle war. Hydra muss sie sich genau dort geholt haben, wo wir ihre Basis vermutet haben", gab er zurück und fuhr sich durch das blonde Haar. Fury nickte langsam. ,,Um sie dort wieder rauszukriegen- und den Winter Soldier ebenfalls Hydra zu entreißen, werden wir Hilfe brauchen", murmelte er und ließ sich nun auf seinen Schreibtischstuhl zurücksinken, um nach seinem Telefon zu greifen. ,,Was denken sie, zutun?", gab Steve zurück und die dunklen Augen des Leiters von Shield sahen ihn einen Moment an, ehe sie sich wieder auf das Ziffernblatt richteten. ,,Ich werde Stark involvieren."

The Darkness In His Soul [Bucky Barnes]  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt