THIRTYTWO

2.9K 163 9
                                    

,,No one ever said
it would be this hard"


THIRTYTWO: Dezember 2012

__________________________


Es war kalt. Tief. Und es war ein einziges Nichts. Sie wusste nicht, wie ihr geschah. Sie hörte so viel, nahm so viel war und doch schien da nur Schwärze zu sein. Und sie selbst, nicht wissend, wohin sie eigentlich gehörte. In ihrem Schädel pochte ein tiefer, verräterischer Schmerz, der Sekunde für Sekunde stärker zu werden schien und sie wagte es gar nicht erst, nachzudenken, denn ihr war klar, es würde zu sehr weh tun. Etwas traf ihre Wange und ihr Kopf wurde zur Seite geworfen - kurz darauf breitete sich ein scharfer, brennender Schmerz in ihrer Wange aus und sie schmeckte etwas metallisches auf ihrer Zunge. Blut. Sie schluckte hart, ehe sie sich dazu zwang, die Augen zu öffnen. Das Licht des Labors war gedimmt und jemand beugte sich zu ihr runter, kalte graue Augen blickten sie an.

Und obwohl sie nicht sagen konnte, wer dieser Mann überhaupt war, war sie sich einem sicher: sie hatte ihm zu gehorchen. Sonst drohten ihr nur weitere, glühende Schmerzen.

,,Rearlight?" Er sprach sie an. Sie wusste es sofort, ohne zögern zu müssen. Sie wusste sofort, das war ihr Name. Diesen Namen hatten sie ihr gegeben. Das Schlusslicht. ,,Erwarte Befehle", gab sie heiser zurück, ihre Stimme klang brüchig und angegriffen, doch der Klang ihrer Worte besaß dennoch eine Sicherheit, die ihr Gegenüber zufrieden lächeln ließ. ,,Sehr gute Arbeit, Professor. Sie hat sofort auf Ihre Therapie reagiert", meinte der Fremde und richtete sich wieder auf. Rearlight sah sich um, alles war ihr fremd. Selbst ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe gegenüber. Das lange rote Haar, die großen Augen, welche ihr völlig verwirrt entgegen blickten.

,,Sie wird gleich morgen gegen den Winter Soldier trainiert werden", fügte er hinzu, dann wurde Rearlight an den Armen gefasst und grob auf die Beine gezogen. ,,Bringt sie fürs erste in ihre Zelle", war die Anweisung, die die beiden Soldaten dazu brachte, die junge Frau in Richtung Tür zu führen. Völlig willenslos lief sie mit ihnen mit, den Kopf hängend, während sie verzweifelt versuchte, ihre eigene Identität zu ordnen. Wer war sie? Woher kam sie? Wie war sie hier her gekommen und wieso hatte sie das Gefühl, dass das alles hier vollkommen falsch und nicht gut für sie war?

__________________________

Der Winter Soldier hatte, auch wenn es ihm eigentlich nicht erlaubt gewesen war, am Fenster gestanden, als die junge Frau zu sich gekommen war. Ihre Schreie hatten ihn zutiefst erschüttert und sein Körper war mit feiner Gänsehaut überzogen gewesen, während er sie angesehen hatte. Während er mit angesehen hatte, wie sie sie folterten. Auf dem Stuhl, welchen er selbst so sehr verachtete. Er hatte mit angesehen, wie sie wenig später zu sich gekommen war - und das einzige Fragezeichen in ihrem Blick hatte irgendetwas in ihm erwachen lassen. Er konnte nicht einmal sagen, was genau in diesem Augenblick in ihm wach geworden war, doch es sorgte dafür, dass es in seinem Brustkorb scharf zu brennen begann.

,,Soldat?" Bei dem Klang der Stimme des Wachposten hinter ihm, fuhr er beinahe schon ein wenig ertappt zusammen und wandte dann den Kopf, sich bemühend, eine kalte und unbeteiligte Mine aufzusetzen. ,,Sie sollten doch schon längst wieder in Ihrer Zelle sein." Der junge Mann mit dem kurzen Haar und der völligen Ahnungslosigkeit, die der Winter Soldier schon in seinen Augen lesen konnte, trat einen Schritt auf ihn zu. Er nickte. ,,Ich gehe jetzt", entgegnete er und trat von dem Fenster weg, so als habe das eben Gesehene nicht seinen kompletten Verstand durcheinander geschmissen.

Er kannte diese Frau. Und er kannte nicht nur den drängenden Befehl, sie zu beseitigen oder hierher zu schaffen. Er kannte sie noch weiter. In Sibirien hatte er sie angegriffen, doch danach war alles schwarz - was war dann passiert? Es war das erste Mal seit langem, dass der Winter Soldier begann, seine eigenen Erinnerungen ernsthaft zu hinterfragen.

,,Bis morgen, Soldat", gab der Wachposten zurück und der Winter Soldier lief den Korridor runter, während er die Blicke der Wachen in seinem Rücken spüren konnte. Bemerkten sie es? Bemerkten sie etwa, wie verwirrt er war? Er strich sich einige, etwas zottelige Haarsträhnen aus dem Gesicht und der Soldat vor seiner Zelle schloss die eiserne Tür auf, als er ihn erblickte. Der Winter Soldier nickte ihm zu, ehe er sich an ihm vorbei schob. Es war nicht viel, was ihn in der Zelle erwartete. Lediglich eine Matratze in der Ecke, ein kleines Bad an der Seite und eine riesige Fensterscheibe, hinter welcher er sonst immer nur Schwärze gesehen hatte. Jetzt aber, sah er etwas anderes. Er sah sie. Mit dem Rücken an dem Fenster saß sie da, ihr rotes Haar schien trotz des schwachen Lichtes in den Zellen regelrecht in Flammen zu stehen.

Er betrachtete sie, während er sich auf die andere Seite setzte, die Beine angewinkelt. Bei jeder Bewegung glänzte das Metall seines Armes im schwachen Licht. Die junge Frau drehte den Kopf, als sie eine Bewegung durch das Fensterglas wahrnehmen konnte und betrachtete den Mann, der ihr gegenüber saß. Panzerglas trennte die Beiden voneinander und doch konnte Rearlight sehen, dass er sie mit derselben Ernsthaftigkeit betrachtete, wie sie nun ihn. Sein dunkles Haar war zerzaust und in seinen Augen konnte sie einen Moment lang denselben Schmerz sehen, der auch in ihr stumm wütete.

Sie rutschte näher an das kühle Glas heran und legte den Kopf schief. Der Winter Soldier schüttelte leicht den Kopf, dann wich er ihren Blicken entschlossen aus. Es war besser, wenn er sie nicht weiter ansah. Er hatte sie her gebracht - wie immer hatte er seine Mission ohne zu hinterfragen ausgeführt. Vielleicht sollte er endlich mal anfangen, Fragen zu stellen. Doch das durfte er nicht, normalerweise sollte er es nicht einmal wollen. Einen Soldaten interessierte das Drumherum nicht, er hatte seinen Job zu machen.

Er erhob sich schließlich und trat in den Schatten, zu seiner Matratze. Rearlight folgte jeder seiner Bewegungen - und das vollkommen unverhohlen. Sie kannte ihn, sie war sich sicher. Und sie war sich sicher, dass Hydra dieses Fensterglas aus einem bestimmten Grund und zu einem besonderen Zweck nutzte. Was sollte sie daraus lernen? Sollte sie den Soldaten beobachten, seine Schwachpunkte so kennenlernen, um sie morgen zu nutzen? Es war der Winter Soldier, das wusste sie. Sie wusste, dass sie ihm morgen früh gegenüber stehen würde. Sollte das hier ihr nun einen Vorteil verschaffen? Andererseits könnte dasselbe auch für ihn gelten, er sah sie immerhin genauso, wie sie ihn.

Sie rappelte sich auf und schleppte sich ebenfalls zu der Matratze rüber. Ihr Schädel wummerte, es fühlte sich an, als habe man ihr Hirn in zwei Hälften gespalten. Langsam ließ sie sich darauf nieder, zog das dünne Laken über sich. Es tropfte im Badezimmer leise, die Luft war kühl und feucht, sie belastete ihre Lungen bereits jetzt. Wie lange würde sie hier eingesperrt sein? Bis sie alle Tests bestanden hatte?

Sie sah noch einmal zu der Glaswand. Der Winter Soldier hatte ihr den Rücken zugewandt und rührte sich nicht. Sicher schlief er. Etwas, das Rearlight auch tun sollte, wenn sie morgen gewinnen wollte. Doch wollte sie das? Etwas in ihr sträubte sich dem Gedanken, Hydra zu dienen und sie wusste nicht, warum. Man hatte ihr eingebläut, dass sie dieser Organisation alles zu verdanken hatte, ihr Leben. Doch weshalb fühlte es sich tief in ihr dann nicht danach an?

Sie schlief in dieser Nacht nicht.
Und der Winter Soldier tat dies ebenfalls nicht.

Beide wissend, am nächsten Morgen würden sie gegeneinander ausgespielt werden.

+

Hey!
Da ich momentan die Woche über komplett durcharbeite, gibts heute erst ein Update- ganz knapp vor der Spätschicht noch geschafft. Morgen folgt dann ebenfalls eins, ich will euch ja nicht zu sehr quälen. :D

Was sagt ihr zum Verlauf? Ich bin schon auf eure Kommentare gespannt!

Schaut doch mal in mein neues Werk mit Sebastian rein! Würde mich freuen!

https://my.w.tt/VH7m7fQ8YP

Eure Mary ❤

The Darkness In His Soul [Bucky Barnes]  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt