TWENTY EIGHT

3.5K 185 7
                                    

,,Since you've gone I've been lost without a trace
I dream at night, I can only see your face"

TWENTY EIGHT: Dezember 2012

__________________________


Die Straßen New Yorks wurden von einer dichten Eisschicht bedeckt. Helen war gerade mal vier Tage aus Sibirien zurück und hier hatten sie auch nur Schnee und Kälte begrüßt. Die ersten beiden Nächte waren hart gewesen. Sie hatte Bucky an ihrer Seite so sehr vermisst, dass es ihr schier das Herz zerriss. Er fehlte in jedem Moment, zu jedem Wimpernschlag und jeder beginnenden Minute. Er fehlte ihr. Sein Lächeln und das minimale Leuchten in seinen sonst so traurigen Augen. Sie hatte nichts mehr von ihm gehört. Er hatte sie nicht mehr angerufen, so wie er es versprochen hatte. Vermutlich um sie vor Hydra zu beschützen und zu verbergen. 

Sie hatte sich dazu entschieden, nicht aufzugeben. Sie musste weitersuchen, nach Informationen über die letzten achtundsechzig Jahre, nach Spuren Buckys und ihrer Vergangenheit. Sie würde mehr wissen, wenn sie sich wiedersehen würden. Da war Helen sich sicher. Solange sie einen kühlen Kopf behielt und sich nur darauf konzentrierte, würde sie den Schmerz in ihrer Brust ausblenden können. Es würde nicht mehr ganz so weh tun. Und das war, was sie wollte. Es sollte nicht länger so sehr schmerzen, als würde eine unsichtbare Faust auf ihr Herz und ihre Rippen einschlagen.

Sich tief die Kapuze des weißen Mantels ins Gesicht gezogen, überquerte Helen die Straße. Vor ihr ragte das prachtvolle Gebäude des Museums in die Höhe, das sie besuchen wollte. Es beinhaltete eine Ausstellung von Captain America. Steve Rogers, von welchem Bucky ihr schon so viel Gutes erzählt hatte. Und Helen hatte das dumpfe Gefühl, dass ein Besuch dieser Ausstellung ihr helfen könnte. Wie, das wusste sie selbst nicht. Sie vertraute nur ihrem Bauchgefühl, dass ihr seit gestern Abend schon sagte, dass das hier eine richtige Entscheidung sein würde. 

Völlig in Gedanken verloren wäre sie beinahe einem Taxi in den Weg gelaufen und hastig huschte sie beiseite, als der Fahrer empört auf die Hupe drückte. ,,Pass gefälligst auf, wo du hin läufst", brüllte er, nachdem er das Fenster wütend heruntergekurbelt hatte und Helen zog den Kopf ein, ehe sie schnellen Schrittes die Treppen zum Museum empor hastete. Weg von der Straße, die sie noch immer beängstigte, wie verwirrte. In ihrer Zeit war alles so anders gewesen. Besser - wenn man von dem Krieg absah. Und sie ertappte sich öfter dabei, wie sie sich nichts sehnlicher wünschte, als die Zeit zurück zu drehen. Schon in der Nacht, als sie James Barnes kennengelernt hatte, hätte sie mit ihm fliehen sollen. 

Alles wäre anders gekommen. Vielleicht wären sie glücklich miteinander geworden- vielleicht hätten sich ihre Wege nach der Flucht auch getrennt und sie wären es ohneeinander gewesen, wissend dem anderen auf ewig für die Zukunft danken zu müssen. Helen pulte einige Geldscheine aus ihrer Manteltasche und zahlte den Eintrittspreis, welcher sie am heutigen Abend eindeutig das Abendessen kosten würde. Bucky hatte ihr das Geld gegeben. Es war nicht viel, doch beinahe alles gewesen, dass er gehabt hatte. Helen hatte es nicht annehmen wollen, doch Bucky hatte sie davon überzeugen können, dass sie ohne in New York nicht zurecht kommen würde. 

Nun wohnte sie in einer kleinen Pension am Stadtrand, wo die Nacht nur ein paar Dollar kostete, man aber Aufschlag zahlen musste, wenn man etwas essen wollte. Die Pension gehörte einer liebenswerten, älteren Dame. Die ganze Eingangshalle war voller Katzen und Helen nieste meist mindestens neun Mal, bevor sie in ihrem Zimmer angelangt war. Sie hatte eine Katzenallergie, ganz eindeutig. Sie traute diesen Biestern mit den spitzen Zähnen und langen Krallen auch nicht. Ganz und gar nicht. Sie machte einen weiten Bogen um sie. Doch ihr Geruch verfolgte sie trotzdem und ließ ihre Augen tränen, bis sie in Sicherheit war. 

The Darkness In His Soul [Bucky Barnes]  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt