20. Kapitel

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 Ich erwachte von meinem schrillen Wecker, der mich ziemlich unsanft aus dem Schlaf riss und rieb mir stöhnend die Augen. Ein schneller Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch genügend Zeit zum Duschen hatte. Also hüpfte ich schnell aus dem Bett versuchte mich  ein wenig wacher zu kriegen und lief dann ins Badezimmer um dafür zu sorgen, dass nicht Julie oder Amilia sich vor mir ins Bad schlichen. Keine zehn Minuten später, lief ich mit umgewickeltem Handtuch in mein Zimmer zurück und suchte mir etwas zum Anziehen aus meinem Schrank.

Nachdem meine morgendliche Prozedur beendet war, riss ich meine Fenster auf und ließ frische Luft ins Zimmer. Dabei fiel mir auf, dass ich noch nie richtig aus dem Fenster gesehen hatte und entdeckte jetzt erst die Koppel in diesem Teil des Gartens, den ich sehen konnte. Ich beschloss dort später noch vorbei zu sehen, da bis jetzt kein Pferd draußen war. Inzwischen hellwach traf ich in der Küche auf Julie, die mir entgegenstrahlte.

„Guten Morgen, gut geschlafen?“, fragte sie mich breit lächelnd und ich nickte zur Bestätigung. Sie schüttelte ihr Haar zurück und fuhr fort: „Heute ist ein großartiger Tag!“ „Heute ist Donnerstag, was ist an einer Doppelstunde Mystik und Magie, einer Stunde Gestaltenkunde und einer Doppelstunde Fliegen so spannend?“, erwiderte ich lachend. Noch während ich das sagte schlurfte Amilia an uns vorbei und holte sich was zu essen aus dem Kühlschrank. Ich wandte mich in ihre Richtung. Mit einer Handbewegung an ihrer Kehle entlang und einem stummen ‚Vorsicht sie ist giftig‘ machte mir Julie aber schnell klar, dass ich Amilia, die offensichtlich mit dem falschen Fuß aufgestanden war, lieber nicht ansprechen sollte. Ich lachte leise und verschwand gemeinsam mit Julie nach draußen und begab mich mit ihr in den Speisesaal.

Wir waren die ersten an unserem Tisch und insgesamt war der Saal noch recht leer und so konnten wir uns in aller Ruhe etwas zu essen holen, ohne anstehen zu müssen. Morgens war immer ein Buffet aufgebaut an dem man sich bedienen konnte, mittags und abends gab man eins der vier Auswahl-Menüs in eine Art Tablet am Tisch ein und wurde dann von den Küchenbisken bedient. Bisken waren ebenfalls Geschöpfe der Elfenwelt. Sie waren eine sehr fleißige Rasse und lebten normalerweise unter der Erde um dort Mineralien abzubauen.

Sie waren ca. einen Kopf größer als eine Durchschnittselfe und hatten eine zarte lilafarbene Haut. Ihr Kopf war bedeckt von Schuppen, die denen eines Krokodils ähnlich sahen und sie hatten orangefarbene Pupillen. Ihre Augen waren gleichzeitig ihre stärkste Waffe. Sie konnten allein durch Augenkontakt ihren Gegner töten. Wenn man sie ansah, hatten Bisken freien Zugang zu dem Gehirn des anderen, konnten es infiltrieren und einen Virus einsetzten, der einen nach wenigen Minuten lähmt und in etwa zwei Stunden später endgültig tötet. Das war auch der Grund, warum jede in der Schule arbeitende Biske verdunkelnde Kontaktlinsen tragen musste. Diese verhindern die Verbindung zum Gehirn.

Aber hier in der Schule waren sie harmlos und freundlich.

Noch während Julie und ich unser Frühstück in uns hineinschaufelten, kamen die Jungs zu uns an den Tisch. Jeder bereits mit einem vollen Tablett. Nick war der einzige, der mir nur einen knappen Blick und ein forsches Kopfnicken schenkte, der Rest begrüßte mich ganz normal. Ich aß so schnell es ging auf um mich dann in Windeseile zu verabschieden mit den  Worten: „Wir sehen uns beim Unterricht.“

Dann lief ich den Gang entlang in unser Zimmer. Dieses Kalte Verhalten von Nick war ja nicht zum Aushalten! Er tut grad so als hätte ich ihm einen Mord angehangen, zu Unrecht, dabei hat er mich doch angegriffen! Ich hab weder Halluzinationen, noch bin ich auf den Kopf gefallen. Vorerst werde ich mich vor ihm in Acht nehmen müssen… Wenn er tatsächlich keine Kontrolle über sich hatte, sich an nichts erinnern kann und absolut unwissend ist, dann war er womöglich eine kurze Zeit lang besessen. Und dann muss ich noch Vorsichtiger sein!

Die magischen AmuletteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt