17. Kapitel

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„Das will ich dir doch die ganze Zeit schon sagen!“, rief Julie und schlug sich gegen den Kopf. „Ich muss heute Nachmittag zu Sanders, vielleicht erfahre ich da mehr.“, sagte ich nachdenklich. „Was hast du jetzt wieder ausgefressen?“, meinte Julie halb entsetzt, halb belustigt. „Nichts, es geht um gestern Abend oder eher Nacht.“, beruhigte ich sie. „Oh, okay dann ist ja alles in Butter!“, meinte sie und zog bei ihren letzten Worten eine mehr oder weniger seltsame Grimasse.

Mit weit aufgerissenen Augen und aufeinander gepressten Lippen, die zu einem Grinsen verzogen waren, sah Julie mich auffordernd an. Ich lachte schallend los und Julie runzelte die Stirn und behielt ihre Grimasse bei. Als ich mich beruhigt hatte, entschlossen wir uns zu einem kleinen Spaziergang an der frischen Luft. Haha, wohl eher entschlossen wir uns dazu alle Lebewesen die sich uns in den Weg stellten mit unserer Dummheit zu gefährden. Ich zog mich schnell um und schon liefen Julie und ich kichernd in den Garten.

Draußen standen in einer Gruppe Joas, Amilia, David und Justin, von Nick war nichts zu sehen. Joas winkte uns zu als er mich und Julie bemerkte und wir gesellten uns zu der Gruppe. „Naaa, was geht ab?“, fragte Julie lachend. Alle schmunzelten über Julie, als David sich mir zuwandte. „Was ist gestern passiert? Mr. Sanders meinte du wurdest im Garten aufgefunden.“, abrupt drehten sich alle Köpfe zu mir. „Was??“, fragte Amilia entgeistert. „Ja, ich dachte ihr wisst es schon. Ich wurde wieder angegriffen.“, antwortete ich mit gesenkter Stimme um die anderen Elfen nicht auf uns aufmerksam zu machen. „Ach nee, Lizzy ich glaub da hat jemand was gegen dich.“, meinte Amilia mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ich knuffte ihr in die Seite, „Ach, das ist doch nichts neues!“, lachte ich und Julie stieg mit ein. „Genau! Niemand, absolut niemand mag dich!“, zickte sie gespielt und rümpfte mit angewidertem Blick die Nase, während sie auf mich herab sah. Ich wunderte mich warum Julie plötzlich so viel größer war als ich und sah dann, dass sie wenige Zentimeter über dem Boden in der Luft schwebte. Ich lachte auf und zog dann die Schultern vor und vergrub meinen Kopf zwischen ihnen. „Ja, du hast wohl recht. Niemand mag mich. Ich geh dann mal!“, murmelte ich geknickt und die Jungs, die das Schauspiel verfolgt hatten lachten und klatschten Beifall.

Wir drei nahmen uns an der Hand und verbeugten uns lachend. Als ich mich umsah, merkte ich das uns alle anwesenden beobachtet hatten und jetzt tuschelnd und kichernd auf uns zeigten. Ich machte Julie darauf aufmerksam und sie lachte und warf in einer fließenden Bewegung ihre Haare über ihre Schulter. „Weißt du Lizzy, so ist das halt als die beliebtesten Elfen der Schule!“, ich lachte und Julie stimmte mit ein. „Du und beliebt, ach Julie du musst noch viel lernen.“, kopfschüttelnd sah ich die lachende Julie an. Aber es war wirklich so, das Julie, Amilia, Nick, Joas und David zu den Beliebten hier gehörten. Wahrscheinlich lag es daran das sie alle gut aussahen und total liebenswürdig, nett und witzig waren. Neben den fünf waren Xenia, Skyla und Miranda noch mehr oder weniger beliebt. Eher gefürchtet, wegen ihren spitzen Zungen. Aber so war das eben, in jedem Internat gab es einige Zicken. Das war in Geschichten nicht anders als in der Realität. Aber trotzdem war ich hier wirklich gerne, Julie und Amilia waren wirklich zwei coole Elfen. „Lizzy, vielleicht bewegst du mal deinen süßen Hintern hierher oder wir gehen ohne dich essen!“, flötete Julie und ich merkte, dass sie sich bereits ein Stück von mir entfernt hatten. Ein Blick auf die Uhr sagte mir dass es wirklich schon Zeit war um in den Speisesaal zu gehen. Ich folgte schnell denn anderen und Julie nahm meine Hand und zog mich mit sich. Wir betraten den Speisesaal händchenhaltend und Julie schwang unsere verbundenen Arme in der Luft hin und her, sodass dass alles sehr merkwürdig aussah. Joas lachte und zog mich weg von Julie. „Aaw ist da jemand eifersüchtig?“, fragte ich und kniff ihm in die Wangen. Joas schüttelte schmollend den Kopf, setzte sich und zog Julie auf seinen Schoß. „Nein gar nicht!“, lachte Amilia und setzte sich neben mich. Während dem Essen, sah ich Nick in den Raum kommen, Hand in Hand mit Xenia. Das schlimme war, sie steuerten auf unseren Tisch zu. „Hey Nick, setzt dich!“, rief David und deutete auf einen freien Platz bei uns. Nick folgte der Aufforderung und nahm Xenia auch mit zu uns. Ich stöhnte genervt auf und verdrehte die Augen. Neben mir ertönte ein Lachen und Amilia erklärte mir, ich hätte das Augenverdrehen mit Julie synchron gemacht. Daraufhin gaben wir uns einen High-five.

Nach dem Essen, welches merkwürdigerweise ohne Zwischenfälle mit Xenia ablief, stand ich auf und verabschiedete mich. Julie hielt mir einen Daumen hoch, da sie als einzige wusste, dass ich jetzt zu Mr. Sanders gehe. Ich nickte ihr zu und machte mich auf den Weg.

Bei dem Büro angekommen, klopfte ich an und trat ein. Mr. Sanders war nirgends zu sehen aber die Vorhänge waren zu weshalb ich stark vermutete, dass er in der Nähe sein musste. Ich setzte mich auf einen Stuhl und wartete auf den Direktor. Nach weiteren zehn Minuten sah ich ungeduldig auf die Uhr. Was braucht er denn so lange? Bin ich etwa zu früh? Weitere fünf Minuten verstrichen und ich sah mich gelangweilt im Raum um. Alles war recht altmodisch und in einem dunklen Braunton gehalten. An  der Wand hing ein alter Perserteppich und neben dem Schreibtisch, der übrigens recht groß war, war in den Boden eine Art Luke eingelassen. Sie war durchsichtig, das heißt man müsste den Raum unter dem Direktorat sehen können. Aber was war darunter? Das Direktorat war ein großes Erkerzimmer, deshalb müsste man einen Blick auf den Garten haben. Ich trat an die Luke und stellte fest, dass ich Recht hatte. Ich sah hinab auf eine grüne Wiese voller Blumen. Geschätzte 40 Meter waren es von hier oben nach da unten. Schließlich war der Erker im obersten Stockwerk.

Grelles Sonnenlicht schien mir von der Wiese unter mir entgegen und ich kniff verwundert die Augen zusammen. Ich dachte Mr. Sanders hat die Sonnenkrankheit, warum also hat er die Luke nicht auch abgedeckt? Ich machte einen Schritt vorwärts, sodass ich mit beiden Füßen auf der Luke stand. Doch plötzlich war die Glasscheibe verschwunden! Ich hatte keinen Halt mehr, kein Boden war unter meinen Füßen und ich stürzte in die schier bodenlose Tiefe. 

 

Die magischen AmuletteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt