8. Kapitel

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„Das ist hart“, meinte Julie als ich die Geschichte zu Ende erzählt hatte. „Aber nicht alle Jungs sind Betrüger und Arschlöcher. Nick ist garantiert nicht so. Er würde dich auf Händen tragen.“, versicherte mir Amilia. „Ach, schon in Ordnung!“, erwiderte ich, “wollen wir nicht unsre Schwimmsachen packen?“ „Gute Idee!“, rief Julie. „Beeilung Leute, in ca.“, sie sah auf die Uhr, “Zehn Minuten holen uns die Jungs ab!“ Wir sprangen auf, wie von der Tarantel gestochen und suchten hastig unsere Sachen zusammen. Meine Koffer hatte ich gestern Abend schon ausgepackt. 

Kaum waren wir fertig, klopfte es schon an der Tür. „Auf die Minute genau!“, meinte Julie und öffnete die Türe. Draußen standen die Jungs, breit grinsend. Wir begrüßten uns kurz und Nick zog mich sogar in eine Umarmung. Ich war in einer kleinen Schockstarre und wankte kaum merklich als er mich losließ. Wir flogen los. Julie war dank ihres Elements Luft die schnellste von uns und flog vorneweg. Ab und zu ließ sie sich zurückfallen und zog Spiralen zwischen uns hindurch. Sie machte ein paar Loopings und flog mit Alex ein Wettrennen, dass sie natürlich gewann. Schließlich landeten wir am Ufer eines Sees.

Der See war eigentlich ganz groß. Und bis auf ein paar Bäume war am Seeufer nur Gras. In der Mitte des Sees war eine kleine Insel, die, ganz im Gegensatz zu dem Ufer an dem wir standen, sehr bewachsen mit Büschen und Bäumen war. Das Wasser war türkisblau und mich juckte es ins Wasser zu springen und einfach nur zu schwimmen. Wir breiteten unsre Sachen aus und ich sprang sofort mit einem eleganten Köpfer ins Wasser. Amilia kreischte auf und rief, „Wolltest du dir nicht vielleicht einen Bikini anziehen?“, als ich sie beim reinspringen nassspritzte. „Nö, dass ist nicht nötig. Ich hab doch Element Wasser! Ich verwandle mich einfach.“, antwortete ich. Schon seit ich klein war konnte ich mich in jedes Meeresgeschöpf verwandeln. Vom Plankton bis zum Wal. Sogar in eine Nixe. Also verwandelte ich mich, sodass ich meinen Bikini trug. Inzwischen kamen die anderen ins Wasser. Mehr oder weniger vorsichtig. Während Nick, der im Übrigen einfach nur heiß aussah in seiner Badehose, Joas und Alex ins Wasser sprangen, stakste Amilia ins Wasser als wäre sie ein Storch. Als sie merkte, dass ich sie beobachtete, schenkte sie mir ein Lächeln und meinte, „Ich hab Element Feuer! Feuer und Wasser vertragen sich ja nicht so, deshalb bin ich lieber vorsichtig.“, ich nickte und tauchte unter.

Ich genoss das Tauchen. Ich atmete einige Züge Wasser ein und tauchte immer tiefer in den See hinab. Bunte Fische flitzten an mir vorbei und ich war bereits so tief, dass das Wasser dunkelgrün war. Auf dem Grund des Sees waren einige Algen und natürlich viele Fische, doch hier unten war es absolut still. Doch je länger ich unten war, desto mehr hörte ich wie die Algen sich bewegten und wie die Fische mit ihren Flossen schlugen. Die Zeit schien hier unten still zu stehen. Langsam wandte ich mich vom Grund ab und tauchte wieder nach oben.

Ich spürte, als ich durch die Wasseroberfläche stieß, die Blicke aller anwesenden auf mir. Alle sahen erschrocken aus. „Ach du heiliger!“, rief Julie aus und fing erleichtert an zu grinsen. „Ich hatte schon Angst, du wärst ertrunken! Aber du hast ja Element Wasser.“ Erleichtert fingen auch die anderen an zu Lachen. Ich grinste und schwamm ans Ufer. Ich stieg aus dem Wasser und hörte einen bewundernden Pfiff aus Davids Richtung. „Heißer Body!“, rief er mir zu. Ich verdrehte die Augen und begann mich mit dem Handtuch abzutrocknen. Anschließend legte ich mich hin, holte mein Buch, das ich mir eingesteckt hatte, heraus und fing an zu lesen. Das Buch hieß ‚Elfenseele’ (das gibt’s wirklich xD) und war von einem Menschen geschrieben. Es war lustig zu lesen, wie sie, also die Menschen, uns beschrieben. Nicht für jeden sichtbar und wenn doch, dann waren wir klein, hässlich und mit spitzen Ohren.

Ich schreckte auf, als ein Schatten über mir auftauchte. Nick. Er lächelte mich schelmisch an und setzte sich neben mich. Er wollte mich umarmen, doch ich sprang schreiend auf. „Ich! Du bist ja nass! Du Schuft!“ Er lachte nur, „Das weiß ich. Meine Absicht wars ja, dich nass zu spritzen.“ Ich rief „Rache!“ und deutete mit ausgestrecktem Arm auf ihn. Wasserstrahlen schossen aus meinen Fingerspitzen hervor, bündelten sich zu einem Strahl und griffen Nick an. Der jedoch hob abwehren die Hände. Aus seinen Fingerspitzen schossen nun Ranken, ich vermute Efeu, und umschlossen und vernichteten meinen Wasserstrahl. „Erde besiegt Wasser! Das müsstest du doch wissen, oder?“, meinte Nick grinsend, er stand auf und kam langsam auf mich zu. Ich wich immer weiter zurück. Er hatte Recht. Die Elemente schlossen sich in einem Kreis zusammen. Erde besiegt Wasser, Wasser besiegt Feuer, Feuer besiegt Geist, Geist besiegt Luft und Luft besiegt wiederrum Erde. Das wusste jede Elfe.

Inzwischen war ich weiter zurückgewichen und spürte im Rücken, wie ich dem See immer näher kam. „Nicht in meiner Welt!“, rief ich, riss die Arme hoch und ließ hinter mir eine riesige Welle im See erstehen. Sie richtete sich drohend gegen Nick. Der zuckte erschrocken zurück und rief aus, „Oh mein Gott! Wo hast du das gelernt?! So eine Welle entstehen lassen, können nicht einmal unsere Lehrer!“ Ich zuckte die Schultern und ließ die Welle mit einem lauten Platscher in sich zusammen sinken. „Ich  weiß nicht. Ich kann das schon länger, sowas ist ganz normal für mich.“ Nun kam auch der Rest zu uns herüber. „Wow!“, rief Amilia begeistert und alle beteuerten, dass meine Fähigkeiten enorm waren. Ich lachte verlegen und winkte ab. „Dass war echt der Hammer! Du schlägst Xenia um Längen. Genauso wie alle Lehrer! Wo hast du gelernt so kräftig zu sein?“, Nick war anscheinend total erstaunt und ich wurde rot. „Ich trainiere schon seit ich 4 Jahre alt bin. Seit ich von meinem Freund betrogen wurde, hab ich noch viel mehr Zeit in mein Training gesteckt, trainiert und trainiert. Ich hab mir alles selbst beigebracht.“ „Dein Freund hat dich betrugen? Der verdient dich nicht!“, erwiderte Nick, kaum das ich geendet hatte. ‚Aaaaaw wie süß!’, dachte ich mir, grinste ihn aber nur an und sprang zurück ins Wasser.

Amilia kam zu mir rüber geschwommen und bettelte mich an, dass ich mich in einen Hai verwandelte. Ich tat wie mir geheißen. Sorgte jedoch dafür, dass mich niemand dabei beobachtete. Amilia kicherte. Sie wusste genau was ich vorhatte. Im Körper eines weißen Hais, tauchte ich ab und schwamm, die Rückenflosse aus dem Wasser ragend, auf Joas, Alex und Julie zu. Die, kreischten laut auf und stoben wie Enten auseinander. Ich verwandelte mich zurück und Amilia und ich kugelten uns vor Lachen über ihre erschrockenen Gesichter.

Alles in allem, war der Tag also recht lustig. Als es dämmerte, packten wir unsere Sachen zusammen und flogen zurück zur Schule. Die Jungs brachten uns, ganz Gentleman like, zu unsrem Zimmer. Wir umarmten uns alle zum Abschied und einer von ihnen drückte mir einen Kuss auf die Wange. Nein, nicht Nick, sondern David! Ich zuckte zurück und zischte, „Lass das gefälligst, klar!?“ David lachte nur und kam dann näher. „Bald gehörst du mir, Kleines.“, murmelte er mir ins Ohr, woraufhin er eine schallende Ohrfeige erhielt. „Du hast sie ja nicht mehr alle!“, schnaubte ich wütend und  verschwand in unserem Zimmer. „Was geht jetzt ab?“, fragte Julie erschüttert und sah mich an. Ich erklärte ihr, weshalb ich David eine geklatscht hatte und Amilias Kommentar dazu war, „Rawr! Jetzt hast du schon am zweiten Tag zwei Jungs den Kopf verdreht!“ Ich schüttelte nur den Kopf und legte mich auf mein Bett. Ich laß noch ein wenig in meinem Buch weiter, das ich am See angefangen hatte, knipste dann aber das Licht aus und schlief ein.

Die magischen AmuletteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt