„Was ist nur passiert?“ „Oh mein Gott, sie ist ja total bleich!“ „Lebt sie noch?“, die Stimmen drangen nur dumpf zu mir durch und kamen mir vor wie Gespenster, die in meinen Kopf drangen und dort umher schwirrten. Langsam öffnete ich meine Augen und versuchte mich an das grelle Licht zu gewöhnen. Ich schaute mich kurz um und erkannte die Umrisse von sechs Personen, die am Rande meines Bettes saßen. Mit einem weiteren Blick, stellte ich fest, dass das wohl das Krankenzimmer sein musste. Automatisch hob ich meine Hand und berührte vorsichtig meine Wange. Ein Schmerz durchzuckte mich als ich eine Art Pflaster berührte. Also war das alles kein Traum gewesen? Anscheinend nicht. Nun wandte ich mich den Personen zu. Da waren Alex, Nick, David, Julie, Amilia und Joas. Moment mal, was machte Nick denn hier? Mal sehen, was er dazu zu sagen hatte. Ächzend richtete ich mich auf. „Was ist hier los?“, unsicher sah ich zwischen Nick und den anderen hin und her. Tat er jetzt etwa so als könne er kein Wässerchen trüben? „Naja, du bist davongerannt und Nick ist dir gefolgt. Und als ich dich suchen wollte, lagst du blutend auf dem Boden ganz hinten im Garten und ja. Was dazwischen war weiß ich nicht.“, berichtete Julie. „Was los war? Nick hat mich mit einem Dolch angegriffen, das war!“, rief ich aufgebracht und zuckte gleich wieder zusammen. Mit der verletzten Wange sollte ich wohl weniger reden. Alle Blicke schnellten zu Nick hinüber, welcher abwehrend die Hände hob. „Hey, Moment! Ich bin dir zwar hinterher, aber als ich gemerkt hab, dass du deine Ruhe willst, bin ich zu David gegangen. Er kann das bezeugen! Wieso bitte sollte ich dich angreifen?“, erwiderte Nick relativ ruhig und David nickte knapp. Joas kapierte, dass ich mit Nick reden wollte und sagte: „Wir lassen euch mal alleine.“ Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange, die unverletzte natürlich und ging dann mit den anderen nach draußen. Nur Nick blieb bei mir. Er sah mich mit einem besorgtem, führsorglichen Blick an, welcher beinahe schon väterlich wirkte und für einen kurzen Augenblick, hatte ich Zweifel, dass das hier wirklich ein und dieselbe Person sein sollte, wie der Nick, der mich angegriffen hatte. Nick strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und diese Geste erinnerte mich an den Vorfall im Garten sodass ich hysterisch anfing zu schluchzen. Alles kam in mir hoch und ich empfand riesige Angst vor Nick. Warum hatte er mich denn nicht einfach umgebracht und warum tat er jetzt so als wäre nie etwas passiert?
Nick setzte sich stumm neben mich und strich mir beruhigend über den Arm. „Hey! Ich würde dir doch nie wehtun! Du musst fantasiert haben. Das war sicher Katelins Schuld“, sagte er sanft. Ich zweifelte gerade an meinem eigenen Verstand. Nick war einfach zu lieb um so was zu machen. Naja, der Schein täuscht wohl. Ruckartig löste ich mich von ihm und fauchte ihn an. „Ach nein? Du willst mir nichts getan haben? Und dann gibst du auch noch Katelin die Schuld? Soll das ganze Theater wieder von vorne anfangen? Wie hab ich mich denn deiner Meinung nach verletzt?“ Nick sah mich einen Moment erschrocken an, fasste sich dann wieder und hielt mir eine Scherbe vor die Nase. „Das hier, lag neben dir im Gras, ich hab sie vom getrocknetem Blut abgewaschen. Du hast dich wohl damit geschnitten.“ „Und weißt du womit du dich geschnitten hast? Damit das ich dir das abkaufe. Als würde ich lustig durch den Garten spazieren, eine Scherbe sehen und mir denken ‚Hey! Lass mich mal damit selbst verletzen. Das wär ein Spass!’. Du hasst sie ja nicht mehr alle.“, ich griff wütend nach der Scherbe. Sie war etwa so groß wie meine Handfläche und ich runzelte die Stirn. Eine Scherbe? Hatte Nick die etwa auch aus seiner Hosentasche gezaubert? Nachdem Nick nicht auf meine Worte reagierte, sondern nur zum Fenster ging und den Vorhang aufzog um Licht in das Zimmer zu lassen, fuhr ich leise fort. „Ich würde dir ja gerne glauben Nick, aber ich weiß doch was ich gesehen habe.“, nachdenklich drehte ich die Scherbe hin und her. „Ja, schön dass du so viel Vertrauen in mich hast.“, erwiderte Nick bitter und ging zu Tür. Immer noch leicht wütend, drehte ich die Scherbe hin und her. Als das Licht, welches durch das Fenster ins Zimmer fiel auf die Scherbe traf, erschrak ich. „Nick, woher hast du die Scherbe?“, rief ich hysterisch. Er drehte sich um und kam zu mir zurück. „Das sagte ich doch gerade eben...“ „Ja, aber wer hat sie dir gegeben, oder aufgehoben? Damit du sie abwaschen kannst?“, unterbrach ich ihn. „Ich hab sie neben deinem im Gras liegendem Kopf gesehen und aufgehoben. Warum fragst du?“, erwiderte er. „Ach nur so.“, murmelte ich und Nick drehte sich kopfschüttelnd um und schloss die Tür hinter sich, als er rausging. Diese Scherbe war dicker als mein Daumen und, was ich vorhin entdeckt hatte, war, dass darin ein Zettel steckte. Ich versuchte die Scherbe zu zerbrechen indem ich sie gegen den Bettpfosten schlug, aber es half nicht. Also warf ich sie mit aller Kraft auf den Boden, wo sie zersplitterte und die kleinen Glasscherben in alle Richtungen flogen. Ich duckte mich unter meine Bettdecke, spürte aber, wie ein kleiner Splitter sich in meine Handfläche bohrte. Ich stieg aus dem Bett und tapste vorsichtig zu dem Zettel, darauf bedacht nicht in die Scherben zu steigen. Was mir aber kläglich misslang. Ich schnappte mir den Zettel und warf mich zurück auf das Bett. Meine leicht blutenden Fußsohlen, ließ ich über die Kante baumeln. Der Zettel war irgendwie durchsichtig und man konnte nichts erkennen. Man hätte ihn auch komplett übersehen können. Was sollte mir ein durchsichtiger Zettel bringen?
Plötzlich erinnerte ich mich an eine Unterrichtsstunde letztes Jahr. Wir hatten verschlüsselte Botschaften analysiert. Eine Art eine Nachricht zu verstecken, war sie mit Hilfe Element Geist von einer Art unsichtbaren Hülle zu überziehen. Nur war sie nicht unsichtbar sondern durchsichtig und änderte wie ein Tintenfisch blitzschnell die Farbe. Um die Hülle abzuziehen, musste man sie ins Wasser legen. Praktisch für mich. Ich ließ aus dem Wasserhahn auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers Wasser in meine Richtung fließen und ummantelte damit den Zettel. Eine Weile ließ ich ihn in der Luft schweben, bis ich das Wasser abfließen ließ und den Zettel wieder zu mir nahm. Er war jetzt ganz weiß. Und darauf stand... Nichts. Kein Buchstabe, keine Zahl, gar nichts. Ich war enttäuscht. Ich drehte den Zettel um und stutzte plötzlich. Von wegen da stand nichts drauf! Ich jauchzte vor Freude auf als ich ein winziges Symbol an der unteren rechten Ecke entdeckte. Es war ein kleines blutrotes Alpha-Zeichen. Alpha, das wusste ich, steht für den Anfang und ein Alphatier war eine Art Rudelanführer. Es steht in der Hierarchie ganz als erstes, die Alpha-Tiere waren also die Anführer und Ranghöchsten.
Also, was hieß das jetzt für mich? Vielleicht das ich am Anfang einer spannenden Story stand? Oder war der Zettel gar nicht für mich bestimmt? Oder hieß es soviel wie: ‚Lizzy, du bist etwas besonderes, du musst die Königin werden!’ Haha wie witzig. Bevor ich weiter über meine Bestimmung zur Königin der ganzen Elfenwelt weiter nachdenken konnte, kam eine Krankenschwester herein.
Sie erschrak angesichts der ganzen Scherben und ich sah schuldbewusst zu Boden. Bevor Mme Claire loswettern konnte, fragte ich schnell nach einem Verband für meine Füße. Besorgt verarztete Mme Claire meine Füße und fragte ob ich noch einen Wunsch hätte. „Kann Amilia herkommen?“, fragte ich hoffnungsvoll. Seufzend nickte sie und holte Besen und Kehrschaufel.
DU LIEST GERADE
Die magischen Amulette
FantastikLizzy, die neu an die Elfenakademie 'Snowvallie' kommt, beherrscht ihr Element (Wasser) außergewöhnlich gut und erregt dadurch ziemlich viel Aufmerksamkeit. Das bleibt dem zukünftigen König Devin nicht verborgen, dank einer Prophezeiung sorgt er sic...