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Multimedia: Zarinas Kleid

Das Mädchen blieb die ganze Nacht wach neben Selim. Sie ließ ihn keine Sekunden aus ihren Augen. Mirzan brachte Frau Marie wieder zurück ins Waisenhaus. Sie versuchte das junge Mädchen zu überreden mit ihnen mitzugehen, doch sie wies es strengstens ab.

Sie konnte doch diesen armen Jungen hier nicht allein lassen und außerdem konnte sie niemals um die Uhrzeit allein nachhause gehen. Sicherlich würde Mirzan sie nachhause begleiten wollen, doch wie sollte sie den Weg beschreiben? Nur bis zum Waisenhaus konnte er sie hinfahren, ab da musste sie wieder allein nachhause.

Es war schwer in solchen Zeiten still bleiben zu können. Man war jederzeit verpflichtet einen Laut von sich zu geben. Doch da spielte Zarina nicht mit.

Mit der Morgendämmerung stand Selim auf und der Arzt gab ihnen eine Bestätigung, dass sie sorglos das Krankenhaus verlassen können. Ihr Fuß fühlte sich heute besser an, trotzdem versuchte sie nicht viel Druck zu machen.

Sicherlich erwartete sie niemand beim Ausgang. Weder die kaltblütige Direktorin, noch die ausgepowerte Frau Marie. Mit langsamen Schritten half sie dem kleinen Jungen aus dem Krankenhaus. Sie stiegen in eins der Taxis vor dem Krankenhaus. Selim beschrieb schnell die Adresse.

Sie war froh, dass er sehr klug war. Ohne ihn würden sie niemals ins Waisenhaus finden.

Nach paar Minuten erreichten sie das Gebäude. Zarina bezahlte den Fahrer und stieg aus. Die Kinder schliefen wahrscheinlich noch alle, da es erst so früh war. Sie half ihm ins Bett und deckte ihn vorsichtig zu. Sie versicherte sich ein letztes Mal, ob bei ihm alles in Ordnung ist und verließ dann das Waisenhaus ohne sich mit jemand zu begegnen.

Erst auf dem Heimweg, wurde ihr klar, dass sie ihre Familie nicht verständigt hatte. Verdammt noch mal, sie haben sich wahrscheinlich sehr Sorgen gemacht. Wie konnte sie so verantwortungslos sein!

Sie versuchte so schnell wie nur möglich nachhause zu gehen, doch durch ihren Fuß schaffte sie nicht ganz sich zu beschleunigen. Als sie dann doch nachhause fand, sah sie ihre Mutter, die beim Fenster saß.

Als sie Zarina bemerkte, lief sie vom Fenster weg und öffnete sofort die Tür und nahm ihr Kind unter ihren Armen. Die ganze Familie konnte seit Stunden nicht die Augen zudrücken. Sie warteten die ganze Nacht durch. Keine Nachricht von ihr zuhören, brachte sie zurück an jenem Tag.

''Wo warst du die ganze Nacht! Wir haben uns solche Sorgen gemacht mein Kind'', sagte ihre Mutter und fing an wieder zu weinen.

Zarina drückte sie fester an sich. Manchmal war sie wirklich so achtlos. Sie hatte nicht ein einziges Mal daran gedacht auf ihr Handy zu schauen und jetzt bereute sie es zutiefst.

Ihr Bruder zog ihre Mutter zurück und diesmal nahm er sie unter seinen vertrauenswürdigen Armen. Er war spät nach Hause gekommen und als er seine Eltern noch wach sah, wusste er dass da was faul war. Noch mal diesen Tag wollte niemand aus ihrer Familie erleben. Sie hatten die ersten Jahre Angst, dass ihr Kleines Suizid begeht, doch Zarina war ein starkes Mädchen und alles andere als egoistisch. Sie würde niemals ihre Familie weinend hinter sich lassen.

Er setzte einen Kuss auf ihre Haare und zog sich zurück.

Nachdem sie auch eine Umarmung mit ihrem Vater hatte, nahm sie ein Stück Papier. Sie redete nicht, aber eine Erklärung war sie ihnen schuldig.

"Ich musste jemanden ins Krankenhaus bringen. Es tut mir Leid. Es war verantwortungslos von mir. Ich sollte euch Bescheid sagen, aber ich habe mein Handy vollkommen vergessen. Und keine Sorgen dieser Person geht es auch gut."

Ihre Eltern atmeten beide tief aus. Sie waren nicht daran gewöhnt, dass Zarina mit ihnen schrieb. So viel es möglich war, versuchte sie auch dies zu vermeiden.

Unschuld - Serie 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt