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Multimedia: Zarina Kunt

''Habe ich dir nicht gesagt, dass du nicht aufstehen sollst!'', schimpfte Zarina und hielt an Mirzan's Arm. "Keine Widerrede!'', fuhr sie fort und setzte ihn vorsichtig wieder auf die Couch.

Mirzan befolgte ihre Schritte mit einem Lächeln. Um ihre Stimme zu hören, tat er jedes Mal in den letzten Tagen völlig absurde Sachen. Wie lange er doch auf den Klang ihrer Stimme gewartet hatte.

Das alles war Zarina natürlich nicht bewusst. Seit ein paar Tagen ließ sie keine Sekunde Mirzan allein und kümmerte sich um ihn. Auch wenn ihr Vater und ihr Bruder bei ihren Übernachtungen etwas auszusetzen hatten, achtete sie gar nicht auf sie.

Zarina hatte das Gefühl Mirzan zu verlieren einmal erlebt, nochmal wollte sie das nicht zulassen.

Mirzan hielt sie am Arm und zog sie neben sich an das Sofa. Seine Arme umklammerten ihren zärtlichen Körper.

"Ich werde nie verstehen wieso du diese unglaubliche Stimme mir verschwiegen hast'', murmelte und setzte einen Kuss auf ihre Haare.

Zarina fühlte sich bei dieser Feststellung ein wenig unwohl. Sie musste ihm bald alles erzählen. Sie wusste es, dennoch war es eben schwer für ein Mädchen zuzugeben, dass sie missbraucht wurde.

Sie schämte sich nicht dafür, weil sie nicht diejenige war, die dafür die Schuld bekommen sollte.

Solche Aussagen wie, dass, wenn ein Mädchen mit kurzen Kleidern die Männer dafür anstiftet solche Taten durchzuführen, waren irrelevant. Wieso waren Frauen schuldig dafür, dass sich Männer nicht beherrschen konnten.

Die Menschen durften nicht über etwas reden, was sie nicht erlebt hatten.

Man sollte den Frauen nicht vorschreiben, wie sie sich anziehen sollten, sondern den Männern klar machen, dass sie sich unter Kontrolle halten müssen.

Vertieft in den Gedanken, bemerkte sie gar nicht, dass Mirzan ihren Kopf mit seinen Fingern hoch hob. Er sah tief in ihre Augen. Sie hatten Monate lang nur durch diese kommuniziert. Immer wenn sie glücklich war, wurden ihre Augen hellgrün, bei Trauer und Unglück hellbraun. Eine Augenfarbe konnte er nicht entziffern und das war gelblich. Aber dafür hatte er genug Zeit um dieses Gefühl auch zu entziffern.

''Es tut mir Leid'', murmelte er, nachdem er ihre hellbraunen Augen sah. Er strich langsam an ihrer Wange.

Sie schüttelte den Kopf. "Du wirst bald alles erfahren. Aber gerade ist deine Gesundheit wichtiger.''

Er schwieg erstmal. Dann entschied er das Thema zu wechseln.

"Ich wünschte, ich wäre dabei, als deine Eltern deine Stimme gehört haben."

"Das kannst du immernoch'', sagte sie mit einem Lächeln.

Mirzan sah sie fragwürdig an.

"Ich habe drauf gewartet, dass du aufwachst. Ich wollte, dass du derjenige bist, der meine Stimme hört. In diesem Chaos habe ich dann sowieso nicht wirklich mit ihnen gesprochen. Es war alles viel zu viel.''

Mirzan hörte ihr vorsichtig zu. Ah, diese Stimme! Aber ein anderes Erkenntnis war, dass sie auf ihn gewartet hatte. Eins war er sich sicher, wenn er um sein Leben gekommen wäre, würde Zarina nie wieder sprechen.

,,Du solltest sie gleich heute anrufen'', schlug er vor.

Sie dachte kurz über dieses Angebot nach, aber fand dann eine viel bessere Idee.

,,Oder wir gehen gemeinsam morgen zu einem Abendessen und ich erkläre ihnen alles dort.''

Diesen Vorschlag nahm Mirzan gerne an. Er freute sich sehr, dass Zarina ihn bei allen besonderen Momente mit dabei haben wollte.

Unschuld - Serie 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt