Unschuld - Serie 1

- 21 -

Multimedia: Fida Kunt

''Wir müssen reden", platzte Halil wiedermal in das Wohnzimmer. Mirzan drehte langsam seine Blicke zu ihm. Dieser alter Mann würde nie aufhören gleich mit der Tatsache anzufangen, anstatt erstmal nach seinem Wohlbefinden zu fragen. Schließlich hatte er vor kurzem eine kritische Operation.

"Diesmal mischt du Zarina nicht mit ein!", warnte er den jungen Mann vor, während seine Augen nach ihr suchten.

"Sie ist nicht zu Hause", antwortete Mirzan und zuckte seine Schultern.

Der gefürchtete Mann ließ sich auf dem Sofa fallen und legte das Tagebuch auf dem Tisch vor ihnen. Mirzan's Blicke wanderten zwischen Halil und dem Buch hin und her.

"Es ist da eine Sache, das du unbedingt wissen sollst", sagte er. "Das Buch habe ich von Andre."

Mirzan sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Was hatte Zarina's Tagebuch mit Andre zu tun. Woher hatte er das in seine Hände bekommen. Aber etwas noch wichtigeres fiel ihm ein.

"Sag mir bitte nicht, dass du ihn ohne mich erledigt hast!", sagte Mirzan wütend. Seine Wut war eigentlich auf sich selber gerichtet. Er hatte an die Sache mit Andre gar nicht gedacht, weil sein Kopf voll mit Zarina und seiner Schwester war. Da hatte er Andre vollkommen vergessen.

"Keine Sorge, ich habe sein Gehirn an die Hunde fressen lassen."

Das ließ Mirzan ein wenig erleichtern. Auch wenn ein Problem gelöst war, wusste er dennoch, dass andere Feinde folgen werden. Diesmal war es nicht mal eine Frau, sondern zwei, um die er sich kümmern musste.

"Und das Tagebuch?", fragte Mirzan und nahm es in die Hand.

"Etwa in der Mitte ist etwas das du wissen solltest. Die Frage, wieso Zarina so lange schwieg wäre damit beantwortet. Ich weiß wie du darauf reagieren wirst. Sie ist ein wertvolles Mädchen. Ich bitte dich nur, dass du Zarina nicht schlecht behandelst."

"Ich habe schon längst dieses Buch gelesen", sagte Mirzan und sah noch immer drauf. "Bis auf diese Seite'', fügte er hinzu. "Ich will es von Zarina hören."

Halil schüttelte den Kopf verneint.

"Es ist nichts leichtes Mirzan!", sagte Halil, während seine Augen ganz schwarz wurden. "Das kannst du nicht von ihr erwarten."

Mirzan ging mit der einen Hand durch seine Haare. Was konnte so schlimmes passiert sein, dass sogar Halil von dieser Sache betroffen wurde.

"Ich weiß es nicht'', sagte er erschlagen. "Ich will sie zu nichts zwingen, aber dieses Unwissen macht mich verrückt."

Die weiteren Minuten blieben die beiden Männer still und waren vertieft in ihren Gedanken. Jeder dachte an seine eigene Situation. Vor Jahren hatte Halil genauso eine Frau unsterblich geliebt und sie wurde von ihm genommen. Deswegen wollte er Mirzan vorwarnen, damit ihm nicht das selbe zustoßt wie bei ihm vor Jahren. Er konnte nicht bei seiner Liebsten sein, während sie und ihr Baby in ihr wegen ihm umgebracht worden sind. Auch wenn es mehrere Jahre vergingen, hatte Zarina sicherlich diese Schmerzen noch in ihr. Deshalb sollte Mirzan mit all seiner Liebe die Leere der Schmerzen füllen.

"Wir sind da!", sagte Zarina und ging mit Anna in das Wohnzimmer. Sie bemerkte gar nicht, wie nachdenklich die beiden Männer waren.

Sie ging auf Halil zu. Als sie ihm nur die Hand geben wollte, bekam sie eine wamrherzige Umarmung von ihm. Sie zog sich langsam zurück und zwang sich nicht ihn fragwürdig anzuschauen. Sie drehte ihre Blicke zu Mirzan, der sie zu sich zog.

"Muss ich Angst vor dir haben", scherzte Mirzan rum und nahm Zarina unter seinen Armen.

Halil, der wegen seinen Gedanken an die alten Zeiten zurück ging, konnte sich nicht zurück halten, das junge Mädchen in seinen Armen zu nehmen. Es war nicht leicht, was sie erlebt hatte.