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Multimedia: Nadim Kunt

Mit geweiteten Augen sah er die Test-Ergebnisse in seiner Hand an. Sie war es wirklich. Anna war Mirzan's leibliche Schwester. Er hatte fast sein Leben verloren, doch es führte dazu, dass er seine Schwester fand. Seine eigenen Nieren versagten, doch er fand sich in den Nieren seiner Schwester wieder.

Unwillkürlich bewegten sich seine Lippen nach oben. Das Leben seines Sohnes fing an eine bessere Linie zu ziehen.

Halil konnte sich noch an den ersten Tag erinnern, in dem sie sich kennen lernten. Sein einziger Wunsch war es seine Schwester zu finden. Er war nicht wie die anderen Waisenkinder.

Jeder Bursche aus dem Waisenhaus, der ein bestimmtes Alter erreicht hatte, begann in schlechten Kreisen sich aufzuhalten. Sie versuchten sich nicht auszubessern und aus ihrem Leben etwas Besseres zu machen, sondern griffen zu Drogen.

Auch als junger Bursche war Mirzan zu stolz um jemanden für Hilfe zu bitten. Er bat Halil nie um Hilfe. Mirzan hatte ein Versprechen und er war unbeugsam. Halil nahm ihn zu sich, weil er in seinen Augen sah, dass er im Jungen Alter nicht mehr das Licht für die Hoffnung in sich hatte.

Menschen die keine Hoffnungen haben, spüren die Enttäuschung nicht.

Genau das machte sie auch stark. Sie hatten keine Erwartungen, keine Befürchtungen und keine Berechnungen für die Zukunft. Deswegen konnten sie sich in jede Gefahr mit geschlossenen Augen werfen.

Doch jetzt hatte sich alles geändert.

Halil ging wieder in den Wartesaal zu den anderen. Er musste erfahren, was für eine Verbindung Anna mit der Kunt Familie hat. Das alles musste aber geschehen, bevor Mirzan aufwacht. Er wollte nicht, dass er sich danach noch mit diesen Sachen beschäftigt.

Als er seinen alten Freund Nadim alleine sitzen sah, bewegte er seine Schritte zu ihm. Nachdem Nadim seine Blicke zu ihm drehte, fragte er ohne zu zögern direkt nach. „Wer ist Anna?"

Nadim konnte ein Lächeln nicht verdrücken. So kannte er Halil. Er hatte nicht einmal versucht mit einem normalen Gespräch zu beginnen.

„Sie ist unser Gast", antwortete er absichtlich kurz.

Halil zog seine Augenbrauen hoch. Das war nicht die Art von Antwort, was er sich erhofft hatte. „Das ist keine richtige Antwort Nadim. Ich will mich bei ihr bedanken. Dafür muss ich wissen wer sie ist."

Diesmal nickte Nadim zufrieden mit seinem Kopf. „Sie ist eine Freundin von Nezir." Halil wartete eine Weile bis er weiter redet, doch der Mann blieb still.

Er wusste selbst nicht viel über Anna und das was er wusste, würde er nicht weitererzählen. „Sie ist ein sehr gutes Mädchen und mehr weiß ich auch nicht", fügte er noch hinzu.

Halil schüttelte seinen Kopf verneint. Er kannte Nadim besser als er sich denkt und konnte sehen, dass er ihm etwas verschwieg. Doch er wusste auch, dass er es ihm sagen würde, wenn es nicht etwas Wichtiges wäre. „Das heißt wohl, dass ich es selber herausfinden muss", murmelte er und rief Kurt zu sich.

In der Zwischenzeit wachte Anna auf und sie war schon in einem eigenen Zimmer. Frau Fida und Nezir waren bei ihr während sie sich ausruhte. Die Frau sah ihrem Sohn zu, wie er mit liebevoll zusammengekniffenen Augen Anna betrachtete. Er sah ihr nicht nur beim Schlafen zu, sondern musterte alles was sie tat.

Wenn Anna sich bewegte, tat er dasselbe. Wenn sie ihre Augen zusammendrückte, weiteten sich seine Augen. Wenn sie etwas vor sich hin murmelte, näherte er sich zu ihr und versuchte es mit einem Lächeln im Gesicht zu entziffern.

Er tat das alles seit Stunden und so unbewusst, dass er nicht einmal merkte, dass seine Mutter ihre Augen auf ihn gerichtet hat. Erst als Anna versuchte ihre Augen zu öffnen und in einem ganz heiseren Ton „Wasser" flüsterte, stand er sofort auf um Wasser zu holen und stoßte mit seiner Mutter, die ein Glas Wasser in der Hand hielt zusammen.

Unschuld - Serie 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt