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Seto wachte auf. Dieses Mal war der Raum stark beleuchtet. Er konnte gedämpfte Stimmen hören und ein leises Piepen im Hintergrund. Seine Sicht war noch verschwommen. "Seto?" War das erste, was er wieder hören konnte. Seine Sicht wurde klarer und dann sah er ihn. Seinen kleinen Bruder. "Mokuba..." Kam es kratzig von dem Älteren. "Seto, du bist wieder wach!" Der Kleineren kamen die Tränen. "Ich bin so froh!" Seto war verwirrt. Wieso sollte er nicht aufwachen? Und überhaupt, wo war er hier? Wieso roch es so nach Desinfikationsmittel. Und wieso konnte er sich nicht bewegen? "Mister Kaiba. Wie geht es Ihnen? Haben Sie irgendwo Schmerzen?" Seto sah zur anderen Seite. Dort stand ein Mann in Weiß. "Was ist passiert?" "Sie sind im Krankenhaus, Mister Kaiba. Einige Freunde von Ihnen haben Sie, Ihren Bruder und Frau Lyd hier her gebracht. Sie sagten es gab einen gewissen Unfall und seitdem sind Sie hier. Können Sie sich noch an irgendwas erinnern?" Seto dachte nach, schüttelte dann kurz seine Kopf. "Machen Sie sich keine Sorgen. Das ist normal nach einem Koma" "Koma?" "Ja, Sie waren sehr übel zugerichtet. Einige Ihrer Rippen waren gebrochen und ihre Lungen leicht eingequetscht. Zu dem hatte ihr Bein ein Loch. Dass Sie das überlebt haben grenzt wirklich an einem Wunder" Seto wusste nicht so recht, was das alles zu bedeuten hatte, nickte aber trotzdem. "Was ist mit Lia?"

Der Arzt sah vom Klemmbrett auf. "Nun, Frau Lyds Zustand ist immer noch sehr kritisch. Wir können nicht sagen, ob sie wieder aufwacht. Tut uns Leid. Aber wir geben unser Bestes" Seto war total schockiert. Der Arzt führte einige Untersuchungen durch, dabei war Seto gedanklich ganz wo anders. Er hatte Lia doch gerade erst wieder gefunden und jetzt war sie wieder davor aus seinem Leben zu verschwinden? Das war nicht fair. Er wusste ja, dass er nicht immer der freundlichste Mensch war, auch nicht zu Lia aber müsste er nicht bestarft werden? Müsste er nicht an ihrer Stelle sein? Tränen rollten ihn über die Wangen und er sah den Arzt an. Er räusperte sich ein paar Mal, eher er sich sicher war, sprechen zu können. "Wenn..Wenn es etwas gibt...womit ich ihr helfen kann...dann tue ich es auch" "Das ist doch total dumm, Seto. Dir geht es doch selbst nicht gut" "Lia hat mir das Leben gerettet...also bin ich jetzt dran...ihres zu retten...Immerhin sollte ich eigentlich an ihrer Stelle sein" "Seto..." "Wir werden natürlich alles tun, was wir können, damit ihre Freundin schnellstmöglich wieder gesund wird aber versprechen können wir Ihnen nichts, Herr Kaiba" Seto nickte und ließ sich wieder in das Bett sinken. Jetzt hieß es abwarten und hoffen.


"Seto?" Die Stimme seines Bruders riss Seto aus seinen Gedanken. "Ich weiß, dass du dir Gedanken machst, was mit Lia ist aber du darfst dir die Schuld nicht geben. Du hast ihr nichts getan. Es waren dieser Ikari und dieser Warai" "Ich kann mich nicht wirklich erinnern, was passiert ist...Aber ich glaube dir...Wie geht es dir überhaupt?" "Überraschenderweise gut. Ich hatte nur einen verstauchten Arm und mein Blutdruck war zu hoch aber sie haben mich vor einer Woche wieder entlassen" "Vor einer Woche? Wie lange war ich im Koma?" "So...2-3 Wochen" "Wochen?! Was ist mir der Firma? Ist alles gut?" "Beruhige dich Seto. Es ist alles gut. Ich habe mich um alles gekümmert" "Und wie? Du bist Minderjährig" "Aber ein Kaiba und ein Kaiba verrät seine Strategien nicht" "Mokuba" "Niemand wurde in die Firma gelassen. Es gab keine Anrufe oder sonstiges. Du kannst dann, wenn es dir wieder besser geht, Stück für Stück wieder in deinen Alltag zurück finden, ohne Stress" Seto seufzte. "Danke...Mokuba" "Bitte Seto...und jetzt ruh dich weiter aus. Ich werde dir Bescheid geben, wenn es Neues über Lia gibt" "Pass bitte gut auf dich auf, Mokuba" Der Jüngere lächelte. "Werde ich"

Seto verbrachte die nächsten beiden Wochen weiterhin im Krankenhaus. Mokuba besuchte ihn jeden Tag nach der Schule. Seto war froh, dass der Jüngere wieder voller Energie war und Mokuba war froh, dass sein großer Bruder viel entspannter war, als früher. Eigentlich wäre er nachdem er aufgewacht war, schon wieder am arbeiten aber Lia schien doch ein Ruhepol für den CEO gewesen zu sein. Es war der Tag, an dem Seto wieder das Krankenhaus verlassen durfte. Der Arzt hatte ihm gesagt, dass er nur noch einige Dokumente ausfüllen musste und dann durfte er das Krankenhaus verlassen. Doch als es an der Tür klopfte und jemand eintrat, war es nicht der Doktor, sondern Joey. "Wheeler, was machst du hier?" "Eigentlich wollte ich Lia besuchen aber da sie noch im OP ist, dachte ich mir, ich schau mal vorbei" "Wenn du hier bist, um mich zu besuchen, bist du spät dran. Ich werde heute entlassen" "Das weiß ich. Immerhin redet dein Bruder seit drei Tagen von nichts anderem" "Willst du damit sagen, du weißt davon?" "Habe ich doch gerade gesagt, oder nicht?" Seto sah Mokuba an. "Ich musste ja meine Zeit irgendwie verbringen und so haben wir uns alle nach der Schule getroffen" Seto verdrehte seine Augen. "Mach dir mal keinen Kopf. Wir haben gut auf deinen Bruder aufgepasst und er hatte auch Spaß" "Ich verstehe wirklich nicht, wie man mit so jemanden wie dir Spaß haben kann" "Und ich frage mich, wie man mit dir Leben kann. Sowas wie Spaß verstehst du offensichtlich nicht" "Kommt schon. Müsst ihr euch jetzt wieder streiten? Du weißt doch Seto, du musst dich schonen"  "Ja, vor allem mein Gehirn" "Seto!" Der CEO musste ein wenig schmunzeln,weshalb Joey ihn nur ganz verwirrt ansah. Er woltle etwas sagen, beließ es jedoch, weil er wusste, Kaiba würde es abstreiken.

Als Seto dann die Dokumente vom Arzt unterschrieb, war er nun endgültig entlassen. Er musste nur alle zwei Wochen zur Untersuchung kommen aber das sollte kein Problem sein. Gemeinsam mit den anderen beiden ging er zu dem Zimmer, in dem Lia war. Davor stand eine Schwester, vermutlich die, die sich um Lia kümmerte. "Guten Tag Schwester" Sie sah Mokuba an und lächelte. "Oh hallo Mokuba. Wie ich sehe, wurde dein Bruder bereits entlassen" "Ja und wir wollen nach Lia sehen. Ist sie bereits aus dem OP?" "Ja, sie wurde gerade eben zurück gebracht. Ihr dürft gerne rein aber bitte einer nach dem anderen und nicht all zu lange. Außerdem muss ich euch bitten Schutzkleidung zu tragen. Es herrschen strenge Hygänemassnahmen" Sie zogen sich die gelbe Schutzkleidung an, dazu Masken und Handschuhe. Joey sah Seto an und nickte. Der Ceo ging auf die Tür zu und öffnete diese.  Der Raum dahinter war kleiner und dunkler, als der, indem er vorhin noch lag. Als er Lia sah, drehte sich sein Mageninhalt und Seto musste aufpassen, sich nicht zu übergeben. Man sah nicht all zu viel von ihren Verletzungen, da fast ihr ganzer Körper bandagiert war. Sauerstoffgerät, Tropf, Blut...Es sah so aus, als würde sie ohne diese Geräte nicht mehr leben. Seto bekam eine Gänsehaut. Er wollte sich nicht von ihr ekeln. Sie war doch seine Freundin. Das Piepen, welches ihren Herzschlag wiederspiegelte, war schwach und sehr unregelmäßig. 

"Sie dürfen sich setzen, Mister Kaiba. Ich kann Ihnen nicht zu hundert Prozent bestätigen, ob sie Sie hört aber ich habe schon oft gesehen, dass sich der Zustand von Komapatienten verbessert hat, als ihre Liebsten mit ihnen gesprochen haben. Sie scheinen einen großen EInfluss auf sie zu haben, denn bevor wir sie in Koma versetzt haben, hatte sie oft Ihren Namen gesagt" Seto saß einfach nur neben Lia, sagte kein Wort. Die Schwester verstand natürlich, dass es für ihn nicht leicht war. Sie verließ also den Raum und Seto atmete durch. "Lia..." Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Er konnte sich zwar ein mehr errinnern, als zu vor aber noch nie hatte er mit jemanden gesprochen, der im Koma lag. "Es...tut mir Leid. Wäre ich nicht so wütend gewesen, wäre dir alles erspart geblieben. Ich wusste einfach nicht, wie und was. Ich war einfach wütend und das nicht einmal auf dich...sondern eher auf mich und die Person, die mir damals gesagt hatte, dass du gestorben bist...Ich wollte es nicht akzeptieren, genau so wenig, wie die Tatsache, dass du nach all den Jahren plötzlich wieder am Leben warst. In der Zeit, in der sich Wheeler und ich uns duelliert haben, ist mir klar geworden, wie viel du mir bedeutest. Auch dann im Duell gegen Ikari und dir, wurde mir klar, dass du mehr als nur eine Freundin warst...aber ich habe dir weh getan...Nur, weil ich verlernt habe, Gefühle zu zeigen. Ich werde trotzdem meine Gefühle nach außenhin niemals zeigen. Nur die, die mir viel bedeuten, werden all das sehen, was ich für andere nicht haben werde. Ich habe dich schon einmal verloren und ich will es nicht noch einmal durch leben müssen. Es war...die schlimmste Zeit meines Lebens...Ich habe getrauert, musste stark sein und durfte gleichzeitig keine Gefühle zeigen. Wenn ich dich heute wieder verliere, wird es nicht anders sein, als damals. Deswegen bitte ich dich, kämpfe weiter...Auch wenn du es nicht für mich tun solltest...Tu es für deine Freunde..." Ihr Herzschlag hatte sich keine Sekunde verbessert. Vielleicht waren es seine Worte nicht wert...Vielleicht war er es nicht wert...

Seto griff nach ihrer blassen Hand, drückte sie, in der Hoffnung, Lia konnte es spüren. "Ich liebe dich, Lia und das tat ich immer...und das werde ich auch für immer" Er legte ihre Hand wieder auf das Bett und verließ das Zimmer.

Unwissend, dass sich ihr Puls ein wenig erhöht hatte...

Feinde oder doch Freunde?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt