1. Kapitel- Sonne ✔️

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Warme, glühend helle, Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht und ich rümpfte meine kribbelnde Nase.

„Hatschi!" Mit einem lauten Niesen saß ich aufrecht in meinem Bett. Auch mal eine etwas andere Art aufzuwachen.

Müde streckte ich mich dennoch und gähnte laut. Mit den Händen rieb ich über meine Augen und anschließend über meine, immer noch leicht kribbelnde, Nase. Die Augen ließ ich noch geschlossen und genoss die ersten Sonnenstrahlen des Tages, die mir in mein Gesicht fielen.

Dann öffnete ich sie schließlich doch und schaute direkt durch mein Fenster in die Sonne. Nicht wie normale Menschen war dies blendend und unangenehm. Nein, es war angenehm und ich fühlte mich gleich wacher. Durch die Sonne tankte ich Energie und so war ich immer munter auf den Beinen.

Sobald es aber Abend wurde und die Sonne verschwand, schwand auch meine Energie. Ich war dann natürlich nicht gleich komplett müde, sondern meine Kraft schwand mit der Zeit.

Abends fühlte ich mich meist ein wenig wie ein Mensch, doch dadurch, dass ich ein Werwolf war und mich beliebig verwandeln konnte, gab es einen großen Unterschied zwischen mir und einem Menschen.

Menschen mussten ihre Energie mit der Zeit immer wieder aufarbeiten und aufbauen, wie durch Nahrung zu sich nehmen oder schlafen gehen. Ich lud mich, wie ein Akku, in der Sonne auf und nach dem Sonnenuntergang entlud sich langsam mein innerer Akku, indem ich Energie verbrauchte. Eigentlich gut verständlich und leicht zu verstehen.

Gleich etwas munterer, schwang ich meine Beine aus dem Bett und streckte mich noch einmal auf der Bettkante, um meine, noch vom Schlaf, trägen Glieder zu dehnen.

Am Fenster schob ich die Gardinen ganz auf.
Ich schloss diese nie komplett, weil ich den Mond und damit die Nacht beobachten konnte. Ich liebte es, die Dunkelheit zu betrachten, denn so, glaubte ich, könnte ich der schwarzen Seite näher sein und sie vielleicht irgendwann einmal verstehen zu können.

Außerdem würde ich auch so einen Angriff vorhersehen können. Die Wachen würden Leuchtraketen in die Luft schicken, wenn wir angegriffen werden würden. Die Raketen gaben außerdem einen schrillen Ton von sich, den aber nur Werwölfe hören konnten.

Natürlich war dies nicht gerade vorteilhaft für uns, da auch die Angreifer die Leuchtraketen und den Ton hören und sehen konnten. Somit waren die Gegner gewarnt, dass wir Bescheid wussten. Das war eine große Lücke in unserem Verteidigungssystem, welche wir dringend ausbessern mussten.

Noch einmal gähnend, schlurfte ich zu meinem Terminkalender der neben meinem Kleiderschrank, an der Wand, mit einem Nagel, befestigt war. Einen weiteren Kalender besaß ich noch in meinem Arbeitszimmer, da ich aber auch mal gerne auf meinem Balkon, der auf der anderen Seite des Zimmers lag, meinen Papierkram erledigte, hatte ich auch hier einen Kalender hängen.

Auf dem Balkon saß ich dann immer auf meinem Gartenstuhl, kuschelte mich dort in meine Kissen und erledigte meine Aufgaben.

Mit meinen Augen überflog ich meine Termine für heute. An den Grenzen wollte ich heute Nachmittag einmal vorbei schauen, um nach dem Rechten zu sehen. Zur Sicherheit patrouillierten dort einige meiner Leute, denn jeden Augenblick mussten wir mit einem Angriff rechnen.

Oft wurden wir schon von den schwarzen Wölfe überraschend angegriffen und viele starben. Mehr von uns, als von den schwarzen Kriegern. Das war auch ein Grund, der mich ärgerte. Die schwarzen Krieger kämpften schmutzig, aber am brutalsten war Coleen. Coleen, die Anführerin der schwarzen Wölfe, die Königin der Finsternis.

Nach einer halben Stunde war ich fertig geduscht und umgezogen. Meine weiteren Termine für heute waren, dass wir noch einmal darüber reden würden, wie wir unsere Grenzen sicherer machen konnten.

Die Zwillingswerwölfe- Sonne und FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt