Ich übte noch mehr Druck auf das Taschentuch mit Chloroform aus. Während Cyril Coleen noch immer festhielt. Sein Gesicht zierten einige Kratzer und sein weißes T-Shirt färbte sich langsam dunkelrot. Coleen hatte ihn geradewegs am Zwerchfell getroffen.
Cyril keuchte und biss die Zähne fest aufeinander, denn der Heilungsprozess setzte ein und verlangte seinen letzten Kräfte ab.
Coleens Atem wurde hektisch und sie warf den Kopf umher. Felix kam von Martenz zu uns, um uns zu helfen und hielt Coleens Kopf fest. Zu dritt hielten wie eisern fest und schnell merkten wir, dass Coleens Körper immer mehr zusammensackte.
Sie blinzelte immer hektischer, um ja nicht in die Bewusstlosigkeit zu fallen und sie zitterte auch schon wie Espenlaub. Mein Herz fing, bei ihrem Anblick, an zu schmerzen und mein innerer Wolf tobte in mir, doch ich musste stark bleiben.
Das Chloroform war unglaublich stark, weshalb es nur noch einige Sekunden dauerte, bis Coleen bewusstlos wurde. Schlaff fiel sie in Cyrils Armen, der sie sanft auf den Boden ablegte und sich erschöpft neben sie setzte, während ich das Taschentuch wieder weg packte Es hatte seinen Zweck erfüllt.
Mein Wolf bekam kurz die Oberhand über mich und ich knurrte Cyril an, da er viel zu nah an meiner Mate saß. Schnell rückte er weg von ihr und senkte ergeben den Kopf.
"Entschuldige", murmelte ich und hockte mich hin. Ich beobachtete sie genau und bemerkte eine lästige Haarsträhne, die ihr quer über das Gesicht hing. Vorsichtig entfernte ich diese und ich strich ihr über das Haar. Ihre Haarfarbe glich ihrem Wolfsfell. Es war genauso wunderschön.
Ich ließ meine Hand sinken, da mir wieder einmal bewusst wurde, dass es ein wir nie geben wird. Alles in mir zog sich schmerzhaft zusammen und mein Wolf winselte erschlagen in meinem Kopf. Auch er wusste, dass es diese Umstände immer geben würde.
Ergeben stand ich auf und blickte mich in der Bibliothek um. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass mittlerweile zwei Ärzte bei uns waren, um einen Rundumcheck zu machen. Die Gefahr war vorerst erst einmal ausgeknockt.
Martenz lehnte an dem Sessel, an welchem er k.o. gegangen war und hielt sich den Kopf. Cyrils Wunden waren fast vollständig geheilt und auch Klea und Susan schienen wieder fit zu sein, denn beide wurden gerade von den Ärzten entlassen. Sie blickten mich fragend an. Mit einem Nicken meinerseits entließ ich sie und sie verließen die Bibliothek.
Felix wimmelte die ganze Zeit durch die Menge. Nur als Mary endlich kam und auf ihn beruhigend einredete, wuselte er nicht mehr umher und entspannte sich allmählich.
Nacheinander verließen uns später die Ärzte, Cyril und Martenz. Felix und Mary blieben bei mir. Beide blickten Coleen hasserfüllt an, denn sie fühlten, durch ihre Markierung, die Gefühle des jeweils anderen.
Trauer erfüllte meinen Körper, da bei mir und Coleen keine Markierung folgen würde. Zumindest nicht heute oder in naher Zukunft. Aber ich hatte bemerkt, dass sie sich verändert hatte, seitdem ich ihr das erste Mal begegnet war.
Vielleicht konnte ich es schaffen, dass sie nicht mehr so böse wäre. Das sie eine andere Sicht von allem bekam und das sie mich vielleicht lieben lernen würde. Ich müsste ihr nur genug Liebe geben, dann könnte sie diese vielleicht erwidern. Ich könnte es schaffen, dass sie sich ins gute verwandelte und ich wollte auch gleich damit anfangen.
"Was soll nun aus ihr werden?", riss mich Felix Frage aus meinen Gedanken und Zukunftsplänen. Ich blickte auf Coleen herab. Auf meine wunderschöne Mate. Hoffnung durchflutete mich augenblicklich.
Mein Blick fiel auf Felix und Mary. Diese standen Hänschen haltend vor mir und als sie bemerkten, dass ich auf ihre Hände starrte, ließen sie sich sofort los. Ich blickte Mary in die Augen und sie schaute errötend weg.
"Ich werde sie in mein Zimmer bringen", nuschelte ich.
"Aber...", wollte Felix einwenden, doch ich unterbrach ihn.
"Ich weiß, Felix, aber sie ist bewusstlos. Was soll mir da so großartiges passieren?" Mein Beta nickte stumm und starrte auf Coleen herab.
"Ja, du hast recht. Ich vertraue dir, also wirst du schon wissen, was du machst. Trotzdem bleibe ich auf deiner Etage- nur zur Sicherheit." Damit war ich einverstanden.
"Danke für dein Verständnis." Ich lächelte ihm zu und weil eh gerade die Gefühle mit mir durchgingen, trat ich auf Felix zu und umarmte ihn brüderlich.
Als wir uns lösten, hatte Mary Tränen in den Augen und sie blickte gerührt zu uns hinauf. Auch sie schloss ich in eine kurze Umarmung. Doch bei ihr löste ich mich jedoch schneller, da ich Felix Eifersucht nicht überstrapazieren wollte.
Sobald er jedoch wieder in meinem Blickfeld erschien, sah er sehr gelassen aus und legte Mary einen Arm um die Taille.
"Ich würde mit meiner Frau jetzt gehen", strahlte Felix seine Mate an und ich nickte lächelnd. Doch mein Lächeln war schon nicht mehr echt. Den beiden schien es jedoch, zum Glück, nicht aufgefallen zu sein.
Als sie die Bibliothek verlassen hatten, wandte ich mich wieder Coleen zu. Sie lag noch immer seelenruhig auf dem Boden. Hätte sie sich bewegt, dann wäre es ganz und gar nicht gut gewesen. Warum ich Coleen in mein Zimmer schaffte und nicht beispielsweise in einen der Behandlungsräume? Ganz einfach, ich wollte bei ihr sein, wenn sie wach wurde und meinen Plan in die Tat umsetzen.
Ich hob Coleen also hoch und legte sie vorsichtig über meine Schulter.
Auf dem Weg in mein Zimmer musste ich besonders achtsam sein, denn ich wollte nicht, dass Coleen sich irgendwo stieß. Sie war zwar noch bewusstlos, aber Kratzer und blaue Flecken würde sie sich auch so holen, wenn ich nicht aufpasste.
In meinem Zimmer angelangt, legte ich Coleen auf mein Bett und schaute ihr verträumt zu. Sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief.
Plötzlich bewegte sie sich unruhig umher. Ohh nein, sie bekam wieder ihr Bewusstsein zurück. Schnell durchquerte ich den Raum, um genug Sicherheitsabstand zwischen uns zu bekommen und ich lehnte mich schließlich an meinen Schreibtisch, damit ich sie beobachten konnte.
Coleen gähnte leise und schlug langsam die Augen auf. In ihren Augen blitzte Verwirrung auf. Sie setzte sich schlagartig auf und blickte sich um.
Als ihre Augen bei mir hängen blieben, wurden sie silbergrau. Sie hatte solche schönen Augen.
"Eric", schnurrte sie zart. Dieses eine Wort-mein Name-aus ihrem Mund brachte mein Blut in Wallung.
"Hallo Coleen", sagte ich unsicher. Ich hatte mit vielem gerechnet. Zum Beispiel, dass sie mich anschreien würde oder dass sie mir die Augen auskratzen würde, aber nicht, dass sie seelenruhig, beinahe sanft, auf meinem Bett saß und und mich herzlich anschaute.
Sie setzte sich gerade hin, wobei ihr schwarzes, enganliegendes Kleid, welches sie trug, sehr viel Haut freilegte. Ich schluckte nervös und konnte meinen Blick nicht von ihr nehmen.
"Gefällt dir was du siehst?", fragte sie verführerisch. Ich konnte ihr nicht antworten. Zu gebannt war ich von ihr.
Coleen war so gar nicht, wie man sie sonst kannte. War sie krank oder stand sie noch zu sehr unter dem Chloroform? Ich wusste ja gar nicht, wie Recht ich damit hatte.
>>Lass mich übernehmen, bitte<<, bat mich mein Wolf und ich war so abgelenkt von Coleen, dass ich es zu lies. Dies war einer der größten Fehler, die ich hätte machen können.
Mein Wolf gab mir nicht mehr die Kontrolle über dem restlichen Nachmittag und er flirtete mit Coleen.
Als es Abend wurde, passierte dass, was passieren musste. Ich bekam die Kontrolle über meinen Körper nicht mehr zurück und mein Wolf stieg mit ihr ins Bett. Unsere Körper verschmolzen sich an diesem Abend zu einem zusammen und was mir und meinem Wolf nicht auffiel, war, dass auch Coleens Wolf ihren Körper übernommen hatte.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich hoffe ihr seit über das Ende dieses Kapitels nicht all zu sehr geschockt...
Danke fürs lesen, Voten und kommentieren.
**4**
DU LIEST GERADE
Die Zwillingswerwölfe- Sonne und Finsternis
WerewolfBand 1 Es gibt eine Legende die besagt, dass vor hunderten von Jahren, zwei Zwillingswerwölfe geboren wurden. Beide konnten sie nicht unterschiedlicher sein. Der eine Zwilling: männlich, schneeweißes Fell und eine reine Seele. Der zweite Zwilling:...