Das panische Schreien der Hirschkuh erklang ein letztes Mal in meinen Ohren, bevor sie zusammenbrach. Sofort stürzte ich mich auf sie und das Leben in ihren Augen erlosch. Mit gezielten Treffern in ihr Fleisch, kam ich an die leckersten Sachen heran- die Innereien.
Sobald ich mein Mahl beendet hatte, fing ich an, den Körper zu zerfleischen. Meine Krallen rissen die Haut ab und zerteilten das Fleisch mühelos. Als ich auf weitere Knochen stieß, wechselte ich zu meinem Kiefer.
Die Rippen zerbrach ich noch mit Leichtigkeit, doch als ich am Becken oder später zum Schädel kam, da musste ich schon mehr Kraft anwenden. Das alles bekam ich schon gar nicht mehr mit, denn mein Blutrausch war zu groß, bei dem Blut welches stetig floss.
Nach mehreren Minuten war ich voller Blut und ich war zufrieden. Von der Hirschkuh war nichts mehr zu erkennen. Übrig war nur noch zertrümmerte Knochen, viel Blut und zerfetztes Fleisch. Schade eigentlich, man hätte sich das Fleisch auch aufheben können.
Plötzlich schossen alle Gefühle und Gedanken wieder auf mich ein, als ich Richtung Wolfshöhle unterwegs war. Ich dachte, ich hätte sie bestmöglich verdrängt, aber so war es nicht.
Die Wut kochte erneut in meinen Adern heiß auf. Ich will diese Mate- Bindung einfach nicht einsehen! Wie kann die Mondgöttin nur so jemanden wie Eric für mich auswählen! Oder überhaupt einen Mate für mich schaffen?! Ich brauche keinen Seelengefährten. Ich komme auch ohne ihn zurecht!
Meine Ohren nahmen das Knacken von Ästen auf, welches meine Gedanken übertönte und ich wirbelte herum. Doch als ich sah, dass es nur einer meiner Krieger auf Wachposten war, entspannte ich mich wieder.
>>Ist im Gebiet alles in Ordnung?<<, fragte ich ihn mit monotoner Stimme.
Ängstlich nickte er zurück. Ich konnte verstehen, dass er sich so fühlte. Ich machte auch keinen schönen Eindruck.
Zurück in meinem Haus, sauber und erfrischt, gehe ich erneut in die Katakomben. Seitdem ich das letzte Mal vor einigen Stunden dort unten war, begleitete mich ein komisches Gefühl. Dem wollte ich auf den Grund gehen.
Als ich den Raum betrat, überzog mich eine Gänsehaut. Ich zog meine Strickjacke enger um meinen Körper und als ich ausatmete, stiegen kleine Wölkchen empor.
Meine Knöchel waren kalt und als ich nach unten blickte, war überall Wasser. Kaltes Wasser, welches eigentlich neben mir sein sollte. Doch so war es nicht mehr. Ein dünner, kalter Film Wasser zog sich durch den gesamten Raum. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Ich stapfte durch das Wasser, bis hin zu dem Pult. Davor blieb ich verdutzt stehen. An meinen Füßen spürte ich eine leichte Strömung.
Ich kniete mich nieder und sah, wo das Wasser abfloss. Der Boden unter dem Pult schien nach unten abgesackt zu sein und dort schien auch das Wasser abzufließen.
Ich versuchte das Pult wieder hochzuziehen, aber nach mehreren Versuchen gab ich es auf und stütze mich auf das Pult ab. Ein Ruck durchzog meinen Körper und das Puls sackte ein Stück weiter nach unten.
Ich hielt die Luft an, als ein Rauschen erklang. Plötzlich war das Wasser an meinen Füßen weg und nur die Kälte blieb zurück. Irgendwo erklang ein Klacken, gefolgt von weiterem.
Aus Angst, die Chroniken könnten mit dem Pult im Wasser verschwinden, nahm ich das alte Buch an mich und hielt es fest. Als das Klacken dann aufhörte, war es mit einmal merkwürdig still. Dann erklang ein Scharben und der Boden fing an zu vibrieren.
Erschrocken sprang ich zurück und riss meine Augen auf, als mir gegenüber, von meiner Position aus, ein dunkler Gang entstand. Das Pult rückte wieder nach oben und ich legte die Chroniken zurück auf ihren Platz. Ich war mir sicher, dass ich gerade einen alten, wahrscheinlich nur selten benutzen, Mechanismus gefunden hatte.
Zögerlich ging ich um das Pult herum und starrte in die Dunkelheit. Das einzige was meine Augen erkannten, waren ein kleiner Gang, der sofort eine Linkskurve einschlug. Ich ließ meinen Blick nach unten wandern und stieg den kleinen Absatz nach unten, dort wo vorher immer Wasser war.
Nicht eine Sekunde lang zögerte ich, bevor ich langsamen Schrittes den Gang entlang marschierte. Meine Vermutung, dass der Gang selten benutzt wurde, bestätige sich, als mir unendlich viele Spinnweben ins Gesicht flogen. Doch diese hingen nur so hoch, dass ich in Wolfsgestalt wohl keine einfangen würde.
Also entledigte ich mich meiner Kleidung und nahm diese dann mit.
Der Gang schien mir endlos zu sein, weshalb ich meine Schritte beschleunigte.
Nach mehreren Metern trennte sich der Weg in zwei dunkle Gänge und ich kam schlitternd zum stehen.
Meine Kleidung ließ ich auf den Boden fallen und ich schnüffelte in der Luft. Ein herber, süßer Duft nach Harz drang in meine Nase. Er war nicht mehr all zu fern und ich war neugierig (und merkte dabei ein flattern in meinem Magen), weshalb ich meine Kleidung mit meiner Schnauze wieder aufhob und dem linken Gang folgte.
Irgendwann endete der Gang in einem kleinen Raum. Der einzige Weg, der hierher führte, war der, von dem ich gerade kam.
Ich verwandele mich zurück und zog mich wieder an. Bei meiner Verwandlung flackerte die Fackel kurz, die hier die Umgebung erhellte.
Da ich nicht weiter wusste, trat ich dich an die Wand. Ich hatte das dringende Gefühl den Mechanismus zu finden, der hier war. Denn wenn es hier keinen Raum hinter der Wand gab, war schließlich auch der Gang und der kleine Raum, in dem ich stand, sinnlos.
Langsam tastete ich Stein für Stein ab und fand schlussendlich einen, der ist etwas eindrücken ließ. Ich drücke ihn ganz ein und dieses Scharben von Stein auf Stein erklang erneut.
Die Wand trennte sich in der Mitte und ich konnte einen Blick in den Raum werfen, der sich mir darbot.
Sobald ich einen Schritt aus dem Raum trat, erstreckten sich rechts und links von mir zwei, große Regale, die bis zur Decke hinaufreichten.
Plötzlich hörte ich zwei Stimmen. Eine davon, war mir sehr bekannt. Als ich aus dem rechten Regal zwei Bücher hinaus nahm, bestätigte sich mein Gefühl. Nur wenige Meter entfernt von mir erkannte ich Eric mit einer zweiten Wölfin, die ich nicht kannte.
Auf dem Boden vor der Frau war eine Blutlache zu finden. Ich stolperte zurück, da ich wusste, von wem das Blut war.
Beinahe fiel ich nach hinten um, doch konnte mich gerade noch so am Regal festhalten. Dabei knarrte dieses so laut auf.
Ich hielt den Atem an. Sie mussten mich gehört haben, denn plötzlich zeigte Eric auf die Tür und kurz darauf war die Frau verschwunden. Nicht gut, gar nicht gut. Mein, nicht vorhandener Plan und somit meine Chance, war vertan.
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Danke fürs lesen, Voten und Kommentieren!
Wenn ihr wollt, könnt ihr ja schon einmal raten, wie viele Kapitel noch folgen, bevor das Buch zu Ende ist.
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Die Zwillingswerwölfe- Sonne und Finsternis
Manusia SerigalaBand 1 Es gibt eine Legende die besagt, dass vor hunderten von Jahren, zwei Zwillingswerwölfe geboren wurden. Beide konnten sie nicht unterschiedlicher sein. Der eine Zwilling: männlich, schneeweißes Fell und eine reine Seele. Der zweite Zwilling:...