2. Kapitel- Nacht ✔️

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Gezielt schoss ich aus meiner Deckung und raste auf die Gruppe der weißen Wölfe zu. Immer blieb ich im Schatten der Bäume, sodass ich mit ihnen verschmolz. So sah ich selbst aus wie ein Schatten, nur ein Unterschied bestand: ein Schatten bewegte sich nicht, wenn es windstill war. Ich mich hingegen schon.

Während ich mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu lief, ging ich mir noch einmal die Schwachstellen der Gegner durch. Mit einem kräftigen Biss meines ausgeprägtem Kiefers würde das kleine Genick des jüngsten Wolfs zerbrechen. Ich hörte jetzt schon den Klang wie Knochen splitterten und schlussendlich durch brachen. Ich schmeckte es schon auf meiner Zunge, wie das junge, goldene Blut rann und über meine Lefze auf die grüne Wiese tropfte. Aber auch die erwachsenen Wölfe besaßen schon einige Wunden, die noch nicht ganz verheilt waren. Diese könnte ich als Angriffspunkt nutzen.

Voller Freude auf das Blutbad, welches ich vollziehen würde, musste ich meine Übereifer zurückhalten. Würde ich zu schnell und unüberlegt handeln, könnte ich mir Verletzungen einhandeln und mir so selbst schaden.

Da ich aber dennoch eine saubere Arbeit vollziehen wollte, musste ich mich an meinen Plan halten.

Astrein und mit Meisterleistung (Menschen würden jetzt sagen mit Sportkenntnis und Turnerfahrung), landete ich mit gezogenen Krallen auf dem Rücken des Männchens. Dieser und auch das Weibchen erschreckten sich gewaltig.

Es war hier wohl doch nicht sicher, wie sie anfangs dachten. Und auch jetzt hörte ich diese Gedanken durch die Köpfe der weißen Wölfe schweifen. Hätten sie mal besser aufgepasst. Obwohl, so war es leichter für mich. Immer erst an die Vorteile denken, die ich mir selbst gebe.

Im Geiste lobte ich mich kräftig, bevor ich mich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrierte. Meine Gedanken waren schnell durch meinen Kopf geschossen, weshalb in Echtzeit noch nicht viel Zeit vergangen war.

Die beiden Werwölfe hatten sich von dem Schock erholt.

Während die Mutter zu den Kindern rannte, um diese zu schützen, versuchte mich das Männchen von seinem Rücken zu bekommen. Dies verursachte dem Wolf aber Schmerzen, da meine Krallen spitz und lang waren und so tief in seiner Haut steckten. Ich hatte mich wie ein Anker auf dem Grund des Meeres fest verankert. Und einen Anker wie mich, bekam man nur mit sehr viel Mühe wieder los, was aber auch große Schäden mit sich zog.

Mittlerweile hatte der Wolf angefangen zu buckeln, wie ein Pferd. Pferd, mein Mund lief augenblicklich mit Spucke voll, denn das zarte Fleisch dieser Lebewesen war absolut schmackhaft.

Unter mir fing der Wolf an zu knurren. Er protestierte wie ein wild gewordenes Tier und versuchte jetzt, mich mit seinen Bissen, von seinem Rücken zu holen. Er sprang umher und warf den Kopf nach hinten, um mich zu erwischen.

Ab und zu musste ich meine Krallen woanders in sein Fleisch bohren, damit er mich nicht zu fassen bekam. Helles Blut quoll aus den Löchern, die meine Krallen hinterließen.

Sein Knurren wurde durch ein Winseln ersetzt und, auch so gerne ich mit ihm weiter spielen würde, musste es einen ersten Toten geben.

Also verbiss ich mich in eines seiner Ohren. Er gab einen schrecklichen Laut von sich, was wie  ein unterdrücktes winseln klang. Ich liebte es, wenn die Gegner versuchten ihre Niederlage zu überspielen. Ihre Hoffnung, die noch vorhanden war, war erbärmlich, denn sie würden den morgigen Tag nicht mehr erleben.

Immer mehr und kräftiger, verbiss ich mich in sein Ohr und riss es schlussendlich ab.
Ein ohrenbetäubendes Heulen drang aus seiner Kehle und der ganze Körper unter mir erzitterte stark.

Weiter versuchte er, mit Bissen, mich von seinem Rücken zu bekommen.

Plötzlich hörte ich Pfoten die auf der Wiese trommelten. Sie kamen immer schneller auf uns zu gerannt. Ich riss meinen Blick von dem abgebissen Ohr los. Dort wo es vorher war, drang das Blut aus der Wunde. Die goldene Flüssigkeit sprudelte nur so heraus und verfärbte das weiße Fell. Überall wo das Blut hin floss, zog es güldene Fäden mit sich. Doch so fasziniert ich auch von dem Blut war und dessen metallischer Geruch meine Sinne vernebelte, war ich mir der Gefahr bewusst.

Die Zwillingswerwölfe- Sonne und FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt