3. Kapitel- Sonne

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„Ihr habt was?!", schrie ich laut und hysterisch auf. Doch meine Stimme brach und versagte zum Schluss gänzlich.
Es war so unglaublich diese Nachricht zu hören und doch gleichzeitig wusste ich, dass es die Wahrheit sein musste.
Denn wieso sollten sie mich bei so etwas anlügen? Das wäre absurd und sie würden so etwas nie tun.
Aber diese Wahrheit war schrecklich.

Erneut nickten die sechs anwesenden Personen und wirkten gleichzeitig so erschrocken.
Vielleicht hatte ich sie mit meinen Aufschrei so eingeschüchtert. Nicht nur vielleicht, sondern gerade wegen meines Schreies waren sie alle eingeschüchtert, was man gut an ihrer geduckten Haltung und ihren eingezogenen Köpfen sah.
Dass wollte ich keineswegs, aber ich konnte in diesem Moment meine schütterne Alpha-Stimme nicht zurück halten.

„Was ist hier los?", hörte ich Felix Stimme plötzlich einige Meter neben mir und ich drehte mich zu ihm um.
Er kam die letzten Meter zu unserer kleinen Gruppe gejoggt und hatte augenblicklich einen ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt, als er in mein Gesicht blickte.
Höchstwahrscheinlich schaute ich immer noch entsetzt in die Gegend, doch ich hatte allen Grund dazu.

„Die Grenzposten haben an der Grenze im Nordwald fünf Leichen aufgefunden", gab ich ihm die Nachricht mit kraftloser Stimme weiter.
Diese eine Nachricht hatte mich innerlich so geschwächt und dennoch machte es mich gleichzeitig rasend vor Wut, weil ich diese fünf Tode nicht verhindern konnte.
Ich hätte einige meiner Leute schicken müssen, zur Unterstützung.
Ich hätte etwas machen müssen, um sie vor dem Tod zu bewahren.
Vor allem hätte ich damit rechnen müssen, dass sie angegriffen werden.
Doch ich hab es nicht. Ich dachte wirklich, dass dieses Mal alles gut geht, doch das tat es nicht.
Ein schreckliches Gefühl machte sich in mir breit.

Ich war kein guter Alpha, wenn ich nicht einmal fünf meiner Leute beschützen konnte, die sich nicht einmal richtig wehren konnten. Denn sie hatten keinerlei Training bisher gehabt, als Carry und John damals, als beide ihre Eltern verloren hatten, auswanderten.
Sie waren bei Menschen untergekommen und viele Jahre dort geblieben, bis sie zurück kommen wollten.
Jetzt, als sie unter meinem Schutz gestanden hätten, waren auch sie tot.

„War es Coleen oder die Unbestimmten?", durchbrach Felix meine Gedankengänge und ich war ihm dieses Mal so unglaublich dankbar dafür.
Da ich aber keine Antwort auf seine Frage wusste, zuckte ich nur mit den Schultern.

„Das werden wir hoffentlich bald herausfinden", sagte ich, um Felix wenigstens eine Antwort zu geben. Er hatte mich schon oft erlebt, wie ich am Boden zerstört war und wusste in jeder Situation wie ich mich fühlte. Ich war ihm so dankbar und er wusste dies auch.
Ich massierte mir meine Schläfen, damit ich keine Kopfschmerzen bekommen würde.
Felix nickte erst mir (verstehend wie ich mich fühlte), dann den anderen sechs Leuten zu.
Diese nickten nun auch zurück und schienen etwas entspannter.
Dennoch waren sie noch nicht voll entspannt, wegen der Nachricht die sie mir übermittelt hatten. Und weil sie sich weniger sicher fühlten, wenn jetzt auch noch fünf weitere, noch nicht ganz, Rudelmitglieder umgebracht worden waren.

Ich befahl allen anwesenden Personen diese schreckliche Nachricht erst für sich zu behalten, um keine Aufregung zu verursachen.
Klar mussten wir ihnen zwar bald die Wahrheit sagen, aber wenn wir alles überstürzen würden, würde zu viel Panik bei den Rudelmitgliedern ausbrechen.

Die einzigen, die zum Glück, nur anwesend waren, waren Felix, Mary, die anderen sechs Leute, von denen ich immer noch nicht wusste wie sie mit Namen hießen, und ich. Mir tat es zwar furchtbar leid, dass ich nicht wusste, wie alle meine Rudelmitglieder mit Namen hießen, aber es waren so viele, dass ich mir nur die Gesichter merken konnte.

Wo ich mir aber sicher war, waren die Berufe die die Personen verrichteten. Der rechte Mann war Gärtner, was man nur unschwer an der grünen Latzhose erkennen konnte. Die zwei links daneben, die Brüder zu sein schienen, waren Köche. Sie rochen nach Essen und hatten beide eine weiße Schürze um, die alle Mitarbeiter in der Küche besaßen. Einer der Brüder hatte mir das Geschehe erklärt, als er es von einem der Grenzposten erfuhr. Denn diese wussten es natürlich, da sie die Leichen gefunden hatten.
Die letzten drei Personen waren weiblich. Die eine roch wie der Gärtner und schien seine Tochter zu sein. Sie war hübsch mit ihren braunen Locken, aber ich stand mehr auf Schwarzhaarige.

Die Zwillingswerwölfe- Sonne und FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt