13. Kapitel- Nacht

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Ich wurde von den Sonnenstrahlen geweckt, die warm auf mein Gesicht und nackten Körper schienen. Moment, nackt?!

Sofort war ich hellwach und schaute an mir hinunter. Ich war wirklich nackt. Das erste Mal in meinem Leben packte mich die kalte Angst.

Hektisch blickte ich mich um und entdeckte mein Kleid am Fußende des Bettes. Es lag zusammengefaltet da, als wäre ich schlafen gegangen und hätte mich vorher ausgezogen.

Ich schlüpfte aus dem Bett und zog mich an, dabei stiegen mir zwei verschiedene Gerüche in die Nase. Der eine Duft war mir sehr bekannt, doch der zweite war merkwürdig. Ich konnte ihn nicht zuordnen.

Aber Erics Geruch nahm ich sehr gut wahr und der Geruch klebte auch an mir! Was war passiert?

Ich wurde zornig, da mir die Erinnerungen von gestern Nachmittag wieder einfielen. Mittlerweile war ich mir sicher, dass es der nächste Tag war, denn die Sonne schien gerade erst aufzugehen. Aber an gestern Abend konnte ich mich nicht erinnern.

In meinem Kopf kramte ich umher, doch ich stieß nur auf meine innere Wölfin, aber nicht auf weitere Erinnerungen. Mein Wolf konnte mir bestimmt Klarheit verschaffen. Warum konnte ich mich bloß nicht erinnern?!

>>Es lag an dem Chloroform. Du warst zu benebelt davon, weil du ziemlich viel davon eingeatmet hast<<, antwortete sie ruhig. Zu ruhig.

War ich somit die ganze Zeit bewusstlos oder was war?

>>Du warst nicht ansprechbar, also habe ich die Kontrolle über unseren Körper übernommen.<< Sie sagte es so selbstverständlich, dass ich sie erwürgen könnte, wenn sie eine richtige Person wäre.

Und war zur Mondgöttin ist passiert? Sag es mir!

>>Eric war hier...<< Plötzlich klang sie kleinlaut.

Ja und? Hast du ihn umgebracht oder zumindest verletzt?

>>Nein, wir haben geredet<<, gab sie zu. Ich griff mir an den Kopf. Du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen.

Ich lies mich auf das Bett sinken, damit ich in Ruhe überlegen konnte, wie mein Plan nun aussah. Doch ein Stechen in meinem Unterleib, welches sich bis in meinen Bauch zog, lies mich sofort wieder aus meinen Gedanken sprechen.

Ich keuchte auf und geschockt hielt ich mir meinen Bauch. Was ist nur los mit mir?

>>Horche in dich hinein und du wirst es erfahren.<< Mein Wolf flüsterte nur noch, sodass ich sie kaum verstand. Aber ich hörte auf sie und horchte in mich hinein.

In meiner Magengegend spürte ich etwas, was ich noch nie erlebt hatte. Doch ich wusste sofort, was es war, denn ich hatte darüber Aufklärungsunterricht gehabt.

Du hast mit ihm geschlafen?

Ich war außer mir. Wie konnte sie mir das nur antun?

Ein Werwolf spürte, im Gegenzug zu einem Menschen, gleich, wenn sie schwanger war.

>>Er ist unser Mate, also ist es auch richtig so<<, war ihre einzige Antwort.

Richtig? Es war keineswegs richtig! Ich akzeptierte ihn nicht als Mate und nun bin ich schwanger von ihm!?

Mein Blutdurst war noch stärker als sonst und ich schwor mir, dass heute noch Blut fließen würde. Viel Blut!

Stinkwütend blickte ich mich in Erics Zimmer um. Mittlerweile war ich mir sicher, dass es ein Zimmer war, da sein Duft überall an den Möbeln klebte. Ich musste meine Wut rauslassen und etwas kaputt machen, danach würde ich mich um Eric und sein Rudel kümmern.

Es war Tag und ich wollte sie alle bei Nacht holen, dann wenn die Finsternis am präsentesten ist, um meinem Namen gerecht zu werden.

Zu aller erst nahm ich den Schreibtisch in Augenschein. Auf diesem lagen eine Menge Bücher. Kurz wurde meine Wut von der Neugierde überschattet.

Die Bücher handelten von verschiedenen Tagebücher früherer Rudelmitglieder oder von Geschichten über die ehemaligen Anführer des weißen und des schwarzen Rudels. Archäologen fachsimpelten über den Verbleib der Chroniken oder über den Tod des Königs. Dies war alles Schwachsinn.

Wie lange hatten diese Leute ihre Lebenszeit verschwendet, um solche Theorien aufzustellen. Wahrscheinlich viel zu lange.

Angeekelt legte ich eines der Bücher zurück, welches ich vorher durchgeblättert hatte. Mein Zorn kochte heiß durch meine Adern und mit einem kräftigen Schups, sodass es laut polterte, flog der Tisch auf das Bett und beides zerschellte.

Papierseiten, aus den Büchern, flogen umher und alter Staub verpestete die Luft. Ich hatte das Bedürfnis die Fenster aufzureißen und die klare, frische Luft von außen in den Raum zu lassen. Das Fenster!

Die Tür war für mich keine Fluchtmöglichkeit, denn so würde ich den anderen Rudelmitgliedern direkt in die Arme laufen und damit würde mein Plan scheitern.

Plötzlich hatte ich es sehr eilig. Die Mittagsstunde war längst vorüber, denn die Sonne schien nicht mehr in das Zimmer. Komisch, wie schnell die Zeit doch vergeht. Oder vielleicht wollte mir die Mondgöttin zumindest einmal helfen und den Tag schneller vergehen lassen.

Schnell ging ich zu einem der großen Fenster und blickte hinaus. Ein Glück war das Zimmer Richtung Wald ausgelegt, sodass niemand meine Flucht bemerken würde. Die Bäume standen auch weit genug am Fenster, sodass ich diese zum Klettern nutzen konnte.

Also öffnete ich das Fenster und blickte nach unten. Es war doch höher als gedacht, doch ich ließ mich nicht aufhalten und kletterte auf den Fenstersims.

Ich nahm den nächstgelegenen Baum in Augenschein, spannte all meine Muskeln an uns sprang ab. Mit Leichtigkeit ergriff ich einen dicken Ast und nutzte den Schwung, um auf den niedrigeren Ast zu springen.

Durch mein gutes Gleichgewicht fiel ich nicht vom Baum und ich hockte mich hin. Ich gestand mir selbst ein, dass das Kleid nicht gerade vorteilhaft war, aber ich würde es eh bald nicht mehr anhaben.

Ich schaute mich um und entdeckte ein offenes Fenster. Dahinter lag ein leerer Gang, der meine Gelegenheit war.

Also richtete ich mich auf, holte Anlauf und sprang geduckt durch das Fenster.

Als ich auf leisen Sohlen landete, tauchte plötzlich einer von den weißen Werwölfen auf. Er hatte mich noch nicht entdeckt, würde dies aber bald machen.

Schlitternd lief ich los, um mich hinter einer Säule zu verstecken. Der Mann lief an mir vorbei, aber blieb dann stehen. Ich hielt den Atem an und lauschte angestrengt.

"Hey Felix, was tust du denn hier?", hörte ich die fremde Stimme des Mannes.

"Ich pass auf Coleen auf."

"Was Coleen? Ist sie hier?"

"Ja, sie ist in Erics Zimmer." Wenn die nur wüssten.

Die zweite Stimme gehörte zu Erics Beta. Das er Felix hieß, war mir egal. Doch das er immer noch glaubte, dass ich in dem Zimmer wäre, war lustig. Aber wie konnte Felix die lauten Geräusche des Tisches nicht hören?

War er eben erst angekommen oder war Erics Zimmer schalldicht. Zu viele Fragen auf die ich keine Antworten wusste.

"Viel Glück dir noch, Felix!" Ich hörte, wie der fremde Mann wegging und Felix den Gang auf- und abging. Er passte also wirklich auf, doch die Bibliothek lag eh woanders, sodass ich heimlich an Felix vorbeikam.

Auf dem Weg dorthin, suchte ich die Mind-Link-Verbindung zu Ella.

>>Coleen, wo bist du?<<, kam sofort ihre Frage. Sie hörte sich besorgt an, aber das brauchte sie nicht. Ich hatte alles im Griff.

Ich sagte Ella meinen Plan durch und kappte danach wieder die Bindung. Auf zur Bibliothek.

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Falls es euch auffällt: ich werde dann eine Überarbeitung starten, wenn das ganze Buch online ist!

Danke fürs lesen, Voten und kommentieren!

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Die Zwillingswerwölfe- Sonne und FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt