3. Kapitel- Nacht ✔️

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Genervt gähnte ich auf und ahnte, wie meine spitzen Zähne in der untergehenden Sonne, die noch über den Baumwipfeln zu sehen war, aufblitzten.

Nachdem ich mir das Blut in dem kleinen Bach abgewaschen hatte, hatte ich alle Leichen der Werwölfe zusammen getragen und nebeneinander gelegt, sodass wir sie später wegbringen konnten.
In Menschengestalt wäre das bestimmt einfacher gewesen, doch da man nackt war, wenn man sich verwandelte (da die Kleider, logischerweise, zerreißen), blieb ich gleich in meiner Wolfsgestalt und erledigte so den Rest.

Der kleine Körper des jüngsten Wolfes hatte ich nicht lange betrachtet, weil es sich in meinem Innersten zusammen gezogen hatte, wie die Leiche hergerichtet war.
Es ängstigte mich keineswegs (mich ängstigte nichts), aber es war kein schöner Anblick gewesen, wie so ein weißer Wolf, ohne Kopf, neben den anderen Werwölfen gelegen hatte.

Während die anderen Werwölfe ausgesehen hatten, als würden sie schlafen (Ausnahmen waren die vielen Wunden, der eine verdrehte Kopf und der eine Wolf ohne rechtem Ohr), war der Kleine regelrecht bestialisch getötet worden. Doch genau so machte es mir am meisten Spaß zu töten. Würde ich ihnen alle nur schnell das Genick brechen, wo wäre dann der Spaß?

Laut und wild knurrend stürzten sich gerade die nächsten zwei Werwölfe in den Kampf.

Als ich wieder zurück in meiner Wolfshöhle war, waren alle auf ihren Plätzen gewesen, wie ich es ihnen befohlen hatte. Hätten sie meinen Befehl missachtet, hätte ich für diejenigen harte Strafen parat gehabt.
Doch kaum einer hatte sich gut einen Meter entfernt und das hatte mir ein Gefühl von Kontrolle gegeben.

Diejenigen, die heute noch an den Rangspielen teilnehmen würden, hatten in der Zwischenzeit trainiert, wie mir Ella Weller versichert hatte.
Da ich niemanden als Beta hatte, weil ich schlichtweg keinen brauchte, war sie meine rechte Hand und hatte die Aufsicht der Wölfe übernommen.
Sie war mir ähnlicher als kaum jemand, aber dennoch weit Ränge unter mir. Als ausgezeichnete Kämpferin trainierte sie die Kämpfer auf höchster Stufe. Die höchste Stufe bei Kämpfern bestand daraus, dass sie die Grenzen kontrollierten, Neuzugänge anwiesen und als
Frontkämpfer bei einem Kampf dabei waren.

Dennoch war ich allen Kriegern weit überlegen und niemand hatte es je geschafft, mich zu übertrumpfen.

Die beiden Werwölfe, die gerade gegeneinander kämpften, waren nun zu einem schwarzen Fellknäuel verschmolzen. Man hörte das wilde Scharren auf dem Waldboden, wenn sie auswichen oder zum erneuten Angriff vorschnellten. Außerdem hörte man das Knurren, um den Gegner einzuschüchtern. Doch beide ließen sie sich nicht von dem anderen erniedrigen.

Nach weiteren Minuten eines erbitternden Kampfes hörte man einen Knochen knacken und der eine Wolf fiel zu Boden.
Ich richtete mich gerade auf, als ich sah, dass der andere weiter auf den am Boden liegenden Wolf, beißen wollte.

Mit einem riesigen Satz, gefletschten Zähnen und einem lauten, wütenden Knurren, sprang ich zwischen die beiden Werwölfe. Ich merke wie meine Flanken zornig bebten.

>>Was bildest du dir ein?!<<, keifte ich den Wolf über Mind-Link an.
Ich war sauer. Sie sollten sich nicht gegenseitig verletzen!
Der Wolf vor mir klemmte seine Rute zwischen seine Hinterbeine, machte sich klein und senkte sein Haupt.

>>Entschuldigt mein unüberlegtes Handeln. Ich wollte beweisen, dass ich es drauf habe, als Frontkämpfer stark genug zu sein<<, hörte ich seine Stimme leise, aber dennoch bestimmend in meinem Kopf.

>>Dennoch hast du einen deiner Verbündeten angegriffen<<, gab ich schnaubend von mir. Auch, wenn er beweisen wollte, wie gut er war, hatte er noch lange nicht das Recht einen anderen schwarzen Krieger zu behindern!

Die Zwillingswerwölfe- Sonne und FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt