16. Kapitel

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Langsam löste ich mich aus seinen Armen und sah zu ihm auf. Das warme Funkeln in seinen Augen war so wunderschön und so herzerwärmend, dass ich einen Moment lang nicht wusste, was ich tun sollte. »Ich freue mich wirklich sehr für dich, Lani«, wisperte er und der Stolz in seinen Augen verriet mir, dass das wirklich stimmte. Dieser Stolz, den ich bei meiner Mutter nie sah. Ein Stolz, der tiefer ging als alles andere. Tränen der Rührung bildeten sich in meinen Augen und ich presste mich schnell wieder an seine Brust, damit er sie nicht sah. »Danke«, krächzte ich. Ryker strich über meinen Rücken. »Wem wolltest du schreiben?«, fragte er leise, als wüsste er wirklich nicht, dass ich ihm hatte schreiben wollen. Irritiert blickte ich zu ihm auf. Der Ernst in seinem Blick ließ darauf schließen, dass er es wirklich ernst meinte. So ernst, wie man es nur meinen konnte. Das verwirrte mich.
»Dir. Ich wollte dir schreiben.« Er runzelte die Stirn. »Und warum das?« Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen. »Ich habe mal gehört, dass es nicht darum geht, was man im Leben gewinnt, sondern um die Leute, denen man es sofort erzählen möchte. Denn diese Leute sind der wahre Gewinn in deinem Leben. Und selbst wenn du mir noch Zeit geben möchtest zu entscheiden, mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass du der Richtige für mich bist. Denn bis jetzt gab es keinen Mann in deinem Alter, der solche Dinge für mich getan hätte. Es gab noch keinen Mann in meinem Leben, der mich so angesehen hat wie du und es gab niemanden, der so mit mir umgegangen ist. Ach ja und ich hasse es, dass du dich zurückhältst.«
Bei meinen letzten Worten schluckte er hart. »Oh, Lani... du machst es mir wirklich schwer, wenn du so etwas sagst.« Seine Stimme war so rau, als hätte er Stunden lang nicht gesprochen. Ich grinste. »Dann hör doch auf, dich zurückzuhalten, Ryker.« Ein leises Knurren kam aus den Tiefen seiner Brust. »So einfach ist das nicht, Lani. Das ist nicht einfach. Denn mein innerer Wolf würde sofort Dinge tun wollen, die du sicher noch nicht willst und meine Selbstbeherrschung ist nicht sehr flexibel und dehnbar. Ich kann sie bis zu einem gewissen Grad treiben aber sobald ich dich küssen würde, wäre es vorbei.« Ungläubig hob ich eine Braue. »Denkst du das wirklich? Denn du probierst es nicht einmal.« Ryker seufzte. »Gott, natürlich will ich dich küssen aber wenn ich das tun würde, dann würde mein innerer Wolf mehr wollen und kaum hast du dich versehen, liegst du unter mir am Boden, kannst dich nicht wehren und bekommst meine Zähne in den Hals gegraben. Ich kann mich dann nicht zurückhalten. Das kann ich wirklich nicht.«
Nachdenklich musterte ich ihn. Fragte mich, warum er so schnell die Kontrolle verlieren würde. Denn auch bei Tyler war das nicht passiert. Bei den anderen allen auch nicht so schnell. Tyler hatte Thalia küssen können, ohne dass sein Wolf sie markieren wollte. Gut, nicht sofort markieren wollte. »Glaub mir, ich will dich küssen aber... es ist zu riskant.« Seine Augen wurden dunkel. »Und wenn wir es einfach probieren und sobald es zu viel wird, lassen wir es?« Freudlos lachte er auf. »Du könntest dich nicht gegen mich währen, Lani. Ich bin stärker als du. Viel stärker. Unser Kraft ist bis zu siebenmal stärker als die eines Menschen. Ich könnte dir wehtun.« Sorge flackerte in seinem Blick auf und ich seufzte. Dann schmiegte ich mich einfach wieder an ihn. Sein Körper war hart wie Stein und steif wie ein Brett. Zaghaft und vorsichtig legte er trotzdem seine Arme um mich und presste mich fester an seine Brust.
Gierig inhalierte ich seinen Duft, um das Bedürfnis nach seiner Nähe irgendwie zu lindern. Woher dieses plötzliche Bedürfnis so stark kam, wusste ich nicht. Ich musste mich an ihn pressen und seinen Duft inhalieren, denn seine Nähe war das, was mein Körper brauchte, um vollständig zu Ruhe zu kommen. Das Laufen war gut, doch Ryker war besser. »Tut mir leid. Wenn du einen menschlichen Freund hättest, könntest du ihn schon küssen«, wisperte Ryker. Ich schlug ihm gegen die Schulter und sah mit blitzenden Augen zu ihm auf. »Laber nicht so einen Mist, ja? Andere Typen würden mir gar nicht erst sagen, dass sie sich zurückhalten wollen. Und außerdem möchte ich dich nicht drängen. Wenn du nicht bereit bist und Angst hast, dann muss ich das akzeptieren. Ich werde schon nicht sterben, wenn ich dich nicht küsse. Fürs Erste reicht mir deine Nähe.« Er schmunzelte. Dann bettete ich meinen Kopf wieder an seine Brust.

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