Das Vermächtnis der Vergangenheit; WINX ff.

Schneller als erwartet

Früher war alles anders gewesen. Dort, wo früher schmale und enge Gassen lagen, in denen kaum ein Pferd entlanglaufen konnte, waren nun breite asphaltierte Straßen. Die Bäume und Wiesen, die bestückten Felder und die Weiden mussten für große Stadthäuser weichen. Der Geruch der alten Stadt war nun von Abgasen und Rauch verdrängt worden.

Früher war die Stadt durch die verschiedenen Marktschreier laut, welche ihre Lebensmittel an ihren spärlichen Ständen verkaufen wollten. Diese Aufgabe übernahmen jetzt grell leuchtende Neon Schilder, die überall auf sich aufmerksam machen wollten. Das Stimmengewirr der Stadt mischte sich mit den maschinellen Geräuschen der zu schnell fahrenden Autos. Es war lauter als früher. Es war zu laut. Magix hatte sich verändert. Zu sehr verändert.

Asher lief auf dem Gehweg lang, seine Kapuze der Jacke über seinen Kopf gezogen, seine Hände in den Hosentaschen vergraben. Einzelne Tropfen fielen von Himmel und sorgten dafür, dass der sowieso schon zu volle Weg durch geöffnete Regenschirme noch voller und enger wirkte.

Am Rand des Weges saßen einige magische Wesen, er konnte sie nicht auseinanderhalten, ob es nun Feen, Hexen oder Magier waren. Sie waren in Gruppen verteilt, lachten, hörten laut Musik. Ashers Kopf begann zu schmerzen. Seine Intention war es, einen bestimmten Laden zu finden, den er früher des Öfteren besucht hatte, doch stattdessen fand er sich in einer Menschenmenge umgeben von Gebäuden wieder, die er noch nie vorher gesehen hatte. Am liebsten würde er in die schmalen Gassen zwischen den Häusern verschwinden, doch selbst dort sah er immer wieder einzelne Menschen, die in der Dunkelheit ihr Unwesen trieben.

Als der Regen stärker wurde, wurden auch die Menschen auf der Straße hektischer, suchten schnell eine Unterkunft und Schutz vor den Wassertropfen. Asher lief weiterhin ruhig durch die Menge von den Menschen, die ihn entgegenkamen, versuchte keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ein Körper stieß gegen ihn. Genervt sah er zu der Person runter, die einen Kopf kleiner war als er. Sie stolperte etwas zurück, hielt sich ihre Nase und sah aufmüpfig zu ihr auf. Ein Buch fiel zu Boden und landete in einer Pfütze. Fluchend hob sie es auf, sah auf den durchnässten Buchumschlag, welcher sich bereits anfing zu wellen. Asher erwiderte ihren Blick.

„Pass auf, wo du hinläufst" sagte er, schenkte ihr keine weitere Beachtung und wollte an ihr vorbei gehen, doch sie griff sein Ärmel und zog ihn zu sich zurück. „Oh nein. Du solltest aufpassen, wo du hinläufst und dich entschuldigen!"

Asher drehte sich überrascht um, musterte die Frau vor ihm. Sie hatte schwarze gewellte Haare, die streng zu einem Zopf nach hinten gebunden waren. Einzelne Strähnen waren herausgefallen und fingen an, sich bei der Nässe zu kräuseln. Sie hatte strahlend grüne Augen, die ihn wütend musterten, ihre Nasenflügel leicht gebläht, nahm ihre Hand vom Gesicht weg, verschränkte stattdessen ihre Arme. Auch sie musterte ihn, ließ ihren Blick seinen Körper entlang wandern und blieb schließlich an seinem Gesicht hängen, welches sie jetzt erst richtig zu erkennen schien. Er hatte ein gekünsteltes Lächeln aufgesetzt, welches jedoch für sie echt erschien und blickte weiterhin zu ihr herunter, ohne seine Wut zur Schau zu stellen.

Früher hätte niemand gewagt, so mit ihm zu reden. Früher hätte ihn niemand angerempelt. Er hasste diese Zeit. Ihr Körper entspannte sich leicht, sie musste ihren Blick leicht abwenden. Jemand, der nur in Schwarz gekleidet war, eine Kapuze übergezogen und mit gebeugter Haltung durch Magix herum lief, hatte sie nicht als jemanden eingeschätzt, der solch ein Aussehen hatte. Seine Gesichtszüge waren weich, seine Augen strahlend blau, bei seinem Lächeln waren Grübchen zu erkennen. Einzelne blonde Wellen schauten aus der Kapuze heraus. Asher merkte ihren Stimmungswandel.

„Tut mir leid.", er lachte, versuchte nervös zu klingen. „Ich bin heute etwas gereizt."

Das Mädchen nickte nur leicht, ließ ihre Arme wieder locker und verschränkte stattdessen ihre Finger. „Ich wohl auch." Kurz schwiegen beide.