Siegel von Tyris

52 1 0
                                    

Mit zitternden Händen nahm sie den Brief entgegen. Ihr Blick, nur auf dieses kleine Papier gerichtet, ihre Umgebung völlig vergessend, als wenn es sie in einen Bann ziehen würde. Immer fester griff die den Umschlag, als wenn sie noch nicht sicher war, dass dieser wirklich existierte. Keiner der anderen traute sich etwas zu sagen, warteten sie doch auf Dahlia, dass sie das erste Wort ergriff. Doch schien es so, als wenn selbst sie darauf warten würde, was sie tun würde.

„I-Ich ...", doch fiel ihre Stimme wieder ab. Stattdessen biss sie sich auf die Lippe, nicht zufrieden mit dem Anfang ihres Satzes, ihrer Wortwahl. Anschließend fing sie an ihre Lippen zusammenzuspitzen, verzog jedoch schnell ihre Augenbrauen zu einer wütenden Miene, als wenn ihr nächster Versuch etwas zu sagen, schon direkt abgelehnt wurde.
Langsam öffnete sich ihr Mund, ihre Augen wurden größer, sie nickte sich einmal zu, ehe sie mit samt dem Brief zu dem kleinen Couchtisch in der Mitte des Raumes ging, diesen selbstsicher darauf platzierte und einen Schritt zurücktrat. Mit Respekt und Anspannung blickte sie auf ihn herab.
„Nein."
Prompt nachdem sie das Wort ausgesprochen hatte, drehte sie sich um und ging Richtung Tür, vorbei an Helia und Brandon. Fast schon patzig wirkte ihr Gesichtsausdruck, welchen Brandon nur allzu gut auch bei Stella wahrnehmen konnte. Im Türrahmen blieb sie jedoch stehen. Die Hände ballte sie zu Fäusten, ehe sie sich genau so entschlossen, wie sie sich eben vom Couchtisch entfernt hat, wieder in Richtung zu diesem bewegte und vor ihm zum Stehen kam.
Hilfesuchend blickte sie in die Runde.
„Ich bin noch nicht so weit."
Nun war es Flora, welche das Wort ergriff.
„Das ist in Ordnung. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Wenn du möchtest, können wir in anschließend zusammen öffnen?"
„Nein."
Überrumpelnd, ohne auch nur einen Moment zu überlegen, kam die Antwort aus Dahlias Mund. Fast schon harsch, doch war Ihre Stimme sofort wieder ruhig, als sie erneut begann.
„Nein, ich muss ihn alleine öffnen. Ich habe mich damals zurückgezogen, weil ich zu schwach war, obwohl ich die Chance gehabt hätte, den Brüdern ein Ende zu setzen und nun habe ich bei Weitem nicht mehr die Möglichkeiten, die ich einst gehabt habe."
Trauer hörte man ihr an, noch bevor sie mit glasigen Augen zu Flora blickte.
„Bitte. Lasst mich diesen einen Schritt noch alleine tun. Für mich, ehe wir gemeinsam fortschreiten."
Ein stilles Nicken der anderen. Noch ehe jemand etwas erwidern konnte, sprach Dahlia erneut.
„Ich komme gleich zu euch, gebt mir nur einen kurzen Moment. Und ich habe keinen magischen Ring oder einen Ort, wo ich hingehen würde."
Die Anderen sahen einander an, schmunzelnd und teils vorwurfsvoll, ehe sie zusammen den Raum verließen. Die Geräuschkulisse, welche bis eben den Raum erfüllte, verschwand auf ein mal und hinterließ nur eine für Dahlia beunruhigende Stille. Erneut griff sie den Brief, fuhr die leicht geknickten Seiten entlang, die eben bei ihrem Griff entstanden waren. Schließlich berührte ihr Finger das kalt gewordene Wachs mit dem Siegel von Tyris.
Das edle Wappen fühlte sich vertraut und doch gleich fremd an unter ihrer Haut an. Als wäre es ein böser Traum, welcher all die Jahre mit ihr überdauert hatte und doch gab er ihr das Gefühl, nicht alleine zu sein. Die geschlungenen Linien, die feinen Kreise, kleine Details, welche an Federn erinnerten, in einem tiefen Rot. Blutrot. Dahlia biss sich auf die Lippe. Es war alles andere als ein angenehmes Gefühl. Sie musste den Brief öffnen, das war ihr bewusst und doch fürchtete sie sich vor dessen Inhalt. Mit einem letzten Zögern riss sie das Siegel ab und öffnete langsam den Umschlag. Sofort erkannte sie die elegante Handschrift des ältesten Bruders.
Immer und immer wieder las sie sich die Wörter durch, doch verstand dessen Inhalt nicht. Leicht verwirrt drehte sie den Brief um, wendete ihn immer wieder, um sicherzugehen, ihr würde nichts ergehen. Doch außer den paar Sätzen war nichts zu finden. Sorgsam faltete sie den Brief wieder zusammen, legte ihn auf den Tisch ab und musterte ihn, als würde sie damit rechnen, dass dieser Brief gleich in Feuer aufgehen würde. Doch nichts geschah. Ohne sich zu regen, starrte sie auf die weiße Fläche, sortierte und ordnete ihre Gedanken. Dieser Brief war nichts von dem, was sie erwartet hatte. Hatte sie mit vielem gerechnet, aber nicht mit drei simplen Sätzen. Vielleicht verbarg doch ein Hinweis, irgendwas, was sie übersehen hatte, doch fiel ihr nichts weiter auf. Ihr nicht.
Vorsichtig, aber entschlossen nahm sie den Brief wieder an sich und schritt aus dem Raum, hinunter Richtung Wohnzimmer. Mitten auf der Treppe blieb sie stehen, erkannte, wie sich einzelne Fraktionen gebildet haben. Helia und Flora saßen zu zweit auf der Couch. Sie schienen den anderen nicht zu verstehen, es jedoch zu versuchen. Brandon und Stella hingegen zeigten das genaue Gegenteil.
Während Brandon sauer auf Stella einredete, war diese sich keiner Schuld bewusst, blickte ihn nicht mal richtig an, versuchte ihn nicht mal zu verstehen. Dann waren da noch Bloom und Sky. Es wirkte auf Dahlia so, als hätten die beiden in den letzten Minuten nicht ein Wort miteinander geredet und so war es auch.
Bloom starrte konzentriert auf die Pinnwand, noch den geöffneten Filzstift in der Hand, den Blick konzentriert auf die einzelnen Zettel gerichtet.
„Darf ich stören?", fragte sie vorsichtig in die Runde, ehe sich alle Blicke auf sie richteten, jedes Gespräch, sofern es denn eines war, direkt unterbrochen wurde. Leicht schwenkte sie den mittlerweile geöffneten Brief in ihrer Hand.
„Und?", fragte Stella direkt, ehe auch nur jemand anders zu Wort kommen konnte.
„Nichts."
„Wie, nichts?"
„Der Brief. Er sagt nichts aus, er hilft uns nicht."
„Dürfen wir?", fragte Flora vorsichtig und streckte ihr eine Hand entgegen. Dahlia überreichte ihr den Brief, welchen Flora anschließend entfaltete und, in ihrer typisch sanften Stimme, laut vorlas.
„Dahlia, ich denke, wir können auf eine höfliche Anrede aufgrund unserer Vergangenheit verzichten, sodass ich direkt zum wesentlichen Punkt komme. Ich gehe stark davon aus, dass du nun genügend Zeit hattest über mein letztes Angebot nachzudenken. Wir wollen dies nicht in einem Krieg enden lassen, sodass ich sicher bin, dass sich eine diplomatische Lösung finden wird.
Alaric."
Stella zog die Augenbrauen zusammen, griff nach dem Brief und untersuchte ihn ähnlich wie Dahlia, nur etwas hektischer in ihrer Art.
„Das war's?"
„Ja."
Wieder sahen sich die Feen an. Sie reichte den Brief umher, sodass jeder ihn selbst einmal begutachten konnte. Ebenso die Spezialisten, doch niemandem fiel etwas auf, egal wie herum sie ihn wendeten. Es war einfach nur ein Brief.
„Von welchem Angebot sprachen die Brüder?", fragte Bloom.
Dahlia seufzte leise, strich ihr Kleid etwas glatt und nahm auf dem Sofa Platz, während sich auch die anderen herum ansammelten.
„Damals, als der Unfall passierte, bot Alaric mir etwas an. Es war ein Angebot, von dem wir alle profitiert hätten."
Stella legte den Brief zurück, enttäuscht von dessen Inhalt.
„Soviel hätten wir uns denken können. Worum ging es im Angebot?"
„Ich sollte ihren Bruder zurückholen."
„Warum hast du es nicht getan, wenn ihr alle davon profitiert hätte?"
„Wie bereits gesagt, die Magie ist nicht so einfach. Ich habe ihnen versucht zu erklären, dass dies nicht möglich wäre, doch sie glaubten mir nicht und versuchten meine Kräfte durch Gewalt in ihre Finger zu bekommen."
Flora schwieg einen Moment, so war sie es schließlich, welche eben diese Art von Magie nun zu verstehen lernte.
„Und was wurde dir angeboten?"
Ein verachtendes Schmunzeln huschte über Dahlias Lippen.
„Frieden."
Nun waren alle still, überlegten, was sie sagen sollten. Was sie als Nächstes tun sollten.
„Wir sollten nicht zu lange darüber nachdenken." Meinte Dahlia schließlich und nahm den Brief erneut in die Hände. Zum ersten Mal nickte Stella zustimmend.
„Dahlia hat recht. Der Brief ist ein Geheimnis für sich, welches wir noch nicht lösen können. Oder aber es ist ein ganz normaler Brief. Bloom, hat Valtor noch etwas gesagt, als er ihn dir gab?"
„Nicht direkt. Er sprach seine Grüße aus. Er und die Brüder wissen, dass Dahlia bei uns ist, zum Brief hat er aber nichts gesagt, außer, dass er an dich bestimmt war."
Sie blickte kurz zu Dahlia, ehe sie ihr Wort wieder an alle richtete.
„Valtor besitzt nicht mehr das Drachenfeuer. Ich weiß nicht, wie das möglich ist, aber er hat es selbst zugegeben. Warum auch immer. Aber eines war merkwürdig. Er meinte, dass er den Prinzen diente, bevor er die Macht der Drachenflamme an sich nahm, also noch vor den Urahninnen der Hexen."
„Das bedeutet also, er hat die Macht nicht seit Beginn gehabt?", fragte Sky.
„Dürfte ich eine Frage stellen?"
Die Blicke fielen auf Dahlia, welche die Aufmerksamkeit aller bekam.
„Ist Valtor im Moment eine Gefahr? Sag' mir Bloom, denkst du, dass er persönlich, er allein, eine Chance gegen euch hat?"
Bloom musste nicht lange überlegen, war eher von dieser direkten Frage überrascht. Wenn sie genauer überlegte, war er nur einen so kurzen Moment da, als wenn seine Aufgabe nur das Überbringen des Briefes war, ehe er wieder verschwand. Wenn er nicht so ruhig in seinem Auftreten wäre, hätte man es fast schon als Flucht ansehen können. Vielleicht war es auch genau das.
„Nein, ganz sicher nicht", beantwortete sie überzeugt Dahlias Frage.
„Gut. Dann sollte er nun nicht unsere Priorität sein, also sehen wir ihn doch als die Marionette der Brüder an, welche er im Moment darstellt."
Sprachlose Gesichter zeigten sich bei den anderen, hatte niemand mit solch harten Worten gerechnet. Bei genauerem Überlegen jedoch hatte Dahlia vielleicht gar nicht so Unrecht. Sich versteckt halten und nur überlegen, war nicht ihre Art. Sie mussten handeln und sie mussten wissen, wo ihre Prioritäten liegen. Wenn Valtor selbst keine Gefahr darstellt, so dürfen sie ihn zwar nicht außer Acht lassen, sollten auf ihn jedoch nicht den Fokus legen.
„Flora, konnten deine Eltern dir weiterhelfen?", fragte Dahlia vorsichtig.
„Nicht direkt. Sie baten an zu helfen, aber ich habe abgelehnt. Sie wissen nichts, darum sollen sie auch nicht mit hineingezogen werden."
„Bist du dir auch wirklich sicher, dass sie nichts wissen?", hakte Dahlia doch noch etwas misstrauisch erneut nach.
„Bin ich. Doch ihr erinnert euch doch noch an den Tag, wo ich zum vom König zum Bansanel Wald gerufen wurde. Als die Natur so unruhig war. Ich kenne immer noch nicht den Grund, weshalb das so war, doch ich glaube, dass sie schon damals versucht hat, mir irgendwas zu sagen. Die gelben Blumen, welche ich wachsen ließ, tauchten kurz bevor ich meine Eltern verließ auch in ihrem Garten auf. Sie wiesen mir förmlich einen Weg in genau die Richtung, wo auch der Wald liegt. Ich verstand nicht genau, was sie mir sagen wollten, doch ich muss es herausfinden."
Die Winx und die Spezialisten konnten Flora irgendwo verstehen. Die Natur hatte schon oft mit Flora Kontakt aufgenommen und umgekehrt, sodass sie den Feen oftmals bei ihren Abenteuern behilflich war. Unabhängig davon hatten sie alle Pflichten, welche sie in den letzten beiden Wochen vernachlässigten. Einzig und allein Dahlia blickte noch sehr skeptisch dem Ganzen gegenüber, wirkte nicht sehr überzeugt, was auch Flora bemerkte.„Vertrau mir, ein Versuch ist es wert."
„Oh, es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue. Auch wenn man es mir nicht anmerkt, so bin ich auch einige Male auf Linphea gewesen und mir ist sehr wohl bekannt, dass es einige Orte auf dem Planeten gibt, wo man der Natur ihre Ruhe schenken soll, auch wenn die Natur ihre Geheimnisse im Verborgenen behält. Doch ich kenne die Lehren des Planeten. Respekt und Achtung. Die Tugenden, welche man der Natur entgegenbringt und welche man im Gegenzug von ihr erwarten kann."
Überrascht davon, dass Dahlia dies in Erinnerung behalten hatte und noch viel mehr, dass diese Ansichten so viele Jahrhunderte überdauerte, fing Flora erneut sanft an zu lächeln.
„Dann weißt du aber, dass es ein Zeichen war."
„Mir ist jedoch auch bewusst, dass auch die Natur listenreich sein kann."
„Ich bin auf dem Planeten aufgewachsen und pflege einen sehr engen Bund mit der Natur. Ich konnte mich bisher immer auf sie verlassen."
Dahlia atmete ergebend aus.
„Da kann ich wohl nicht mitreden. Die engste Beziehung, die ich mit der Natur pflegte, beginnt und endet bei meinem Namen."
Ein Lachen machte sich unter den anderen breit, ehe Dahlia weiter sprach.
„Ich bleibe bei der Meinung der Jungs, dass es zu riskant war, sich so in die Öffentlichkeit zu begeben. Doch wenn auf Linphea ein Hinweis sein kann, haben wir zumindest einen Anhaltspunkt, den wir sonst nicht gehabt hätten. Nur der Brief hat uns nicht wirklich weitergebracht."
Ein kurzer Lacher entkam Stellas Kehle, als wenn ihr plötzlich etwas aufgefallen wäre.
„Das würde ich nicht mal sagen. Gut, vom Inhalt her sagt er uns nichts, aber die Art, wie er geschrieben ist, ist doch eindeutig eine Einladung. Also, warum sollte man jemanden einladen, wenn man keinen Grund zum Feiern hat?"
Während Brandon nur genervt seine Augen verdrehte, sahen die anderen sie noch verwundert an.
„Weil man etwas braucht", beantwortete Bloom Stellas Frage.
„Ganz genau."
Stolz sah sie zu ihren Freunden.
„Sie glauben immer noch, dass Dahlia ihren Bruder zurückholen kann", ergänzte Flora und blickte zu ihr.
„Du meintest doch, dass das nicht möglich wäre", fügte Bloom hinzu.
„Und der Meinung bin ich auch immer noch, zumal ich ganz sicher nicht mehr in der Lage bin." Sie sah zu Flora, ehe sie weitersprach.„Doch verstehe ich nicht, warum Alaric von einer anderen überzeugt ist."
„Vielleicht irrt er sich."
„Unwahrscheinlich. Er muss irgendetwas wissen, was wir nicht tun. Und das ist sein Vorteil."
„Dann finden wir es heraus", sagte Stella lässig.
„Das ist nicht so einfach, wie ihr euch das vorstellt."
„Wir haben bisher alles herausgefunden. Zudem wissen wir auch etwas, was die Brüder nicht wissen."
Dahila zog auffordernd ihre Augenbrauen hoch, ehe Stella weitersprach.
„Die Brüder gehen davon aus, dass du die Kraft des Lebens besitzt und das ist unser Vorteil, denn wir wissen es besser."
Nun musste auch Dahlia schmunzeln. Das war eindeutig eine unglaublich wichtige Information, wovon sicher kein einziger der Brüder wusste. Doch so schnell ihr Lächeln kam, genauso schnell fiel es auch wieder. Sie wandte sich direkt zu Flora.
„Stella hat einen ziemlich wichtigen Punkt nochmal hervorgehoben. Es ist wichtig, dass niemand, nicht eine Seele, erfährt, dass ich nicht mehr diese Kraft habe und noch viel wichtiger, dass du sie hütest. Also, was auch geschehen mag, halte dich von den Brüdern fern und verstecke deine magische Aura. Kannst du das?"
Ihre Stimme wurde immer panischer, als wenn es der einzige Trumpf wäre, welchen sie im Moment besitzen würden. Flora nickte, so hatte sie doch erst am Morgen Probleme, diese Magie überhaupt zu fühlen. Da müsste es ein einfaches sein, diese zu verstecken.
„Sehr schön!" Stella klatschte in die Hände.
„Dann heißt es wieder genauso unauffällig nach Linphea, wie Flora es vorhin schaffte."
So freudig und zuversichtlich es auch klang, so war dies wohl ein wunder Punkt, welcher bei den Spezialisten nicht so gut ankam.
„Das sind doch alles nur vage Anhaltspunkte, Stella", meinte Brandon und seufzte leise, schien müde, von dem ganzen Stress der letzten Minuten zu sein.
„Nun, das ist momentan aber der einzige Anhaltspunkt. Außer du möchtest nach Tyris und mit den Brüdern bei einem Tee über das Angebot plaudern. Wobei ..." Stella unterbrach kurz, ehe sie sich direkt an Dahlia wandte.
„Meintest du nicht, die Brüder hüten selber einige Schriften. Wenn wir an dieses Wissen gelangen, können wir vielleicht die Antworten herausfinden."
„Nun, -", offen trat Dahlia Stellas Idee entgegen. „Wenn du einen Plan hast, es überhaupt erstmal lebend ins Schloss zu schaffen und dieser wie durch ein Wunder erfolgreich wäre, würdest du es zumindest nicht in einem wieder verlassen, daher ... nein."
Doch Stella hielt an ihrer Idee fest.
„Wir müssen doch nur einen Moment abwarten, wo niemand von den Brüdern im Schloss ist. Wir brauchen nur einen guten Vorwand."
Unbeeindruckt sah Dahlia Stella entgegen.
„Wenn du der Meinung bist, dass Alaric davon ausgeht, dass ich einen anderen Treffpunkt vorschlage, ohne die Absicht zu haben, dort mit einer Überraschung auf ihn zu warten oder die Absicht hege, ihn von etwas wegzulocken, dann wird das einen ziemlich blutigen Ausgang nehmen. Nicht zu deinen Gunsten."
Brandon sah zu seiner Freundin, welche den typischen Gesichtsausdruck pflegte, wenn ihr etwas nicht passte.
„Stella, vertrauen wir Dahlia doch bei diesem Punkt. Sie kennt die Brüder besser als wir. Sie wird wissen, wovon sie redet."
„Ich weiß auch, wovon ich rede!"
Wütend stand Stella auf, die Hände zu Fäusten geballt in ihre Hüfte gestemmt, Brandon gegenübertretend.
„Was ist denn los mit euch?", versuchte Bloom zwischen die Beiden zu gehen.
„Was los ist? Ihr seid immer noch einfach abgehauen. Das ist los! Und statt einzusehen, was hätte alles passieren können, möchte die Prinzessin nun erneut eine spontane Schnapsidee umsetzen und wir sollen wie Schoßhunde euch hinterherlaufen!"
Ein leichtes Augenverdrehen von Bloom machte die Situation nicht besser.
„Wir mussten handeln. Wie Stella gesagt hat. Ihr versteht das doch, nur so kommen wir weiter."
Nun meldete sich Helia zu Wort, welcher das gesamte Gespräch über schwieg.
„Wir verstehen euch. Gut sogar. Aber die Entscheidung, die ihr getroffen habt, war uns gegenüber nicht fair. Wir sind ein Teil dieses Teams und auch unsere Meinung, besonders unsere Einschätzung, sollte auch euch etwas bedeuten."
Schuldbewusst senkte Flora den Blick, ehe sie ihr Wort an die drei Jungs richtete.
„Es tut mir leid."
Auch Bloom schritt näher an Sky, lächelte sanft. „Mir auch. Wirklich. Aber versteht ihr uns wenigstens ein bisschen?"
„Ja." Sky seufzte, versuchte sich zu beruhigen und sah zu Helia, welcher ein leichtes Lächeln auf den Lippen trug.
„Statt uns weiter zu streiten, sollten wir ab jetzt zusammen eine Lösung finden."
Brandon nickte zustimmend.
„Stella."
Stella sah zu ihm.
„Willst du vielleicht auch was sagen?"
„Nein."
Enttäuscht sah Brandon weg, schüttelte nur leicht den Kopf, während er seinen Kiefer zusammenpresste.
Dahlia, welche sich aus der Konfrontation so gut wie es ging heraushielt, lächelte Brandon beruhigend an. Stella zog bei der Geste lediglich die Augenbrauen hoch. Bevor sie allerdings was sagen konnte, ergriff Sky das Wort.
„Lasst und vielleicht erstmal was essen. Danach sind wir alle etwas weniger gereizt."
Ein einstimmiges Nicken kam von der Runde, ehe sich alle langsam in Richtung Küche bewegten.
„Dahlia." Bloom fing Dahlia kurz vor der Küche ab, als die anderen schon hineingingen.
„Hast du kurz Zeit? Ich habe einige Fragen."
Dahlia schien kurz zu zögern, ehe sie nickte und mit Bloom zusammen auf die Veranda ging.
Eine kurze Stille herrschte zwischen den beiden Feen, während Dahlia darauf wartete, was Bloom sie etwas fragen würde und Bloom versuchte, die richtigen Worte für ihre Gedanken zu finden.
„Es geht um den Brief. Du meintest eben zu uns, dass Alaric sich nicht irren würde, doch auch, dass er nicht möglich war, ihren Bruder wiederzuholen."
Dahlia nickte. „Genau. Ich sagte dem Angebot natürlich nicht zu. Nicht nur, dass Alaric scheinbar den Ursprung und die Funktion meiner Magie nicht kennt, denn einen Menschen, der nun sogar bereits vor Jahrtausenden gestorben ist, kann ich nicht wiederbeleben, auch, dass ich niemals -." Sie betonte das Wort besonders deutlich, ehe sie weiter fuhr. „Niemals, ihnen helfen würde, noch mehr Kraft zu sammeln."
Bloom nickte verständnisvoll.
„Aber sie benötigen deine Hilfe."
„Nicht exakt. Sie benötigen nur meine Kraft."
„Also wollten sie dir die Kraft entziehen?"
Dahlia nickte.
„Wie? Ich kenne keinen Spruch, keine Möglichkeit, Magie zu übertragen."
Dahlia spitze ihre Lippen leicht.
„Nun ja, früher gab es eine Möglichkeit. Du musst wissen, Artefakte und magische Gegenstände sind nicht neu. Auch zu unserer Zeit gab es solche Gegenstände. Ähnlich wie Stellas Ring."
Bloom sah neugierig zu ihr, während Dahlia kurz überlegte.
„Magische Artefakte sammeln die Magie in unterschiedlicher Art und Weise. Normalerweise kann die Magie in den Artefakten genutzt werden, sowie bei Stellas Ring. Er wird quasi als Gefäß genutzt und kann somit Wesen ohne diese Art der Magie einen Teil davon abgeben. Dann gibt es noch Artefakte, welche die Magie speichern und wieder abgeben kann. Allerdings kenne ich da nur ein Amulett, welches dazu in der Lage war."
„Das heißt, durch dieses Amulett hätten die Brüder deine Magie nehmen können und -."
„Und sie sich übertragen können. Genau. Nur, dass natürlich wieder der Mensch als Gefäß beachtet werden muss."
Bloom erinnerte sich. „Also hatten die Brüder eines der Amulette?"
„Nicht eines. Das Amulett. Es gab nur ein einziges davon, aber das wurde zerstört. Ich dachte zu Beginn auch, dass ein weiteres existieren würde. Ich suchte nach Hinweisen, doch folgte den Falschen. Es waren nichts weiter, als Orte, an welchen man seine Energie verschwendete. Es musste eine Freude für die Brüder gewesen sein, jemanden derart zu überlisten."
Seufzend lehnte sich Bloom auf dem Geländer ab. Dahlia beobachtete sie und schritt vorsichtig zu ihr.
„Wieso fragst du?"
„Wegen Flora. Ich war dabei, als sie dich aus der Meditation geholt hat. Und ich habe die Macht gespürt, welche sie dafür aufwendete. Doch vor allem habe ich gesehen, was es anrichtete. Schon beim ersten Mal wirkte sie sich anwesend und beim zweiten Mal wirkte es so, als wäre würde sie uns langsam verlassen. Wenn ihre Kraft zu groß ist und sie deswegen daran zerbricht, wäre das doch eine Möglichkeit ihr zu helfen?"
Dahlia öffnete ihren Mund leicht und formte ihn zu einem o.
„Ich finde, wir sollten die Idee nicht verwerfen", sagte Bloom, während Dahlia in ihren Gedanken versunken schien.
„Wer hatte damals das Amulett hergestellt?"
„Hergestellt? Das ist nichts, was man so einfach herstellt", erwiderte Dahlia. „Die Brüder hatten es seit Beginn im Besitz."
Etwas überfordert verzog Bloom ihre Augenbrauen.
„Es ist sehr viel, nicht wahr?", sprach Dahlia.
„Zu meiner Zeit herrschte auch das komplette Chaos. Verzweifelt suchte man nach Auswegen, wusste nicht, was wahr und was gelogen war und noch weniger, wem man trauen konnte. Vielleicht ist es besser, dass dies dunkle Kapitel der Geschichte nirgendwo niedergeschrieben wurde."
Dahlia fiel es sichtlich schwer, an diese Zeit zurückzudenken, doch fasste schnell wieder das Wort.
„Ich werde versuchen, alles vernünftig aufzuschreiben, was ich noch weiß. Macht euch aber keine zu großen Hoffnungen."
„Besteht eine kleine Chance, dass noch ein Amulett besteht?", zögerlich fragte Bloom Dahila.
„Wenn du davon ausgehst, dass ich monatelang versagt habe?", stellte Dahila als Gegenfrage, doch erhielt nur beschämte Stille von Bloom als Antwort.
„Wenn du es mehr als Möglichkeit und weniger als eine Chance betrachtest, dann ja. Ja, es besteht eine Möglichkeit."
„Wir sind nun zu siebt und die anderen Winx würden uns auch helfen. Auch wenn sie nicht sehr begeistert davon waren, uns bei See anzutreffen. Aber verrate es den Jungs nicht, das halten sie uns sonst noch ewig vor." Bloom lachte zögerlich, ehe Dahlia auch zu schmunzeln begann.
„Lass uns hineingehen, ja?" Dahlia nickte, ehe die Zwei zu den anderen in die Küche stießen.
„Dahlia und ich haben vielleicht noch einen weiteren Ansatz."
Als alle zu den beiden sahen, fasste Bloom kurz die Erkenntnisse zusammen.
„Wie hast du von den Amuletten erfahren?", fragte Stella neugierig.
„Ich hab davon gelesen, als ich im Schloss der Brüder war."
„Also schafft man es doch lebend herein und wieder raus!", warf Stella direkt ein.
„Das war vor der Zeit der Brüder, zu Zeiten des Fürsten. Damals war es ein Schloss, wie jedes andere."
„Wenn du dort vielleicht etwas Wichtiges übersehen hast, dann könnte dort ..."
Dahlia unterbrach sie, ehe sie weiterreden konnte. „Wir werden nicht ins Schloss gehen. Bist du verückt?!"
Ohne darüber nachzudenken, lachte Sky leicht, während Brandon entschlossen nickte.
„Dahlia, das nennen wir eine typische Stella Idee."
Auch Stella setzte ein gespieltes Lachen auf, ehe sie den Kopf senkte.
Sie verstand es nicht. Die Brüder würden doch auch unterwegs sein, sonst hätten sie sie nicht schon so oft angetroffen. Die Trix waren eh noch nie sehr aufmerksam und würden nichts bemerken. Außerdem wird es bestimmt einen unbemerkten Weg in das Schloss geben. Stella war sich ziemlich sicher, dass sie beim Ursprung am Meisten finden würde.
„Ich werde dann nach Linphea zurückgehen. Genauso unauffällig wie vorhin."
Immer noch zögernd, doch nun eher wissend, dass sie Flora sowieso nicht aufhalten konnten, nickten die Spezialisten.
„Okay, aber nicht ohne Begleitung. Wenn sie durch die Wälder und durch die Öffentlichkeit geht, sollte sie geschützt sein. Mehr geschützt, als durch ihre Magie", sagte Brandon.
„Ich begleite sie", sagte Helia direkt.
„Sky und ich kommen auch mit. Das heißt ...",Bloom suchte kurz den Blickkontakt zu Sky.
„... wenn du denn auch mitkommen würdest."
Freudig lächelte er ihr entgegen, nickte zustimmend. Nicht nur, um ihnen zu sagen, dass er sie begleiten würde, sondern auch, dass dies doch nur das war, war den Spezialisten wichtig war.
„Ich begleite euch gerne. Falls einer von den Brüdern da sein sollte, wäre es gut, wenn ihr einen Schwertkämpfer zur Seite stehen habt."
„Andererseits, -", Bloom überlegte. „Ich würde Dahlia auch gerne zur Seite stehen."
„Dann bleib du hier bei ihr. Je weniger mit nach Linphea kommen, desto besser. So sind wir unauffälliger und die Natur nimmt uns anders wahr. Besonders wenn wir zu diesem Ort gehen", ergänzte Flora, bemerkte sehr wohl Blooms Zwiespalt und Wunsch, jeden zu unterstützen.
„Stella, hast du zugehört?", Helia riss sie aus ihren Gedanken. Es war untypisch für Stella sich bei so einer Diskussion nicht direkt zu Wort zu melden.
„Huh?"
„Ob du zugehört hast?", sanft lächelnd fragte Helia erneut.
„Nein, tut mir leid."
„Flora, Sky und ich werden nach Linphea reisen. Dahlia und Bloom versuchen weitere Ansätze herauszufinden. Vielleicht unterstützen du und Brandon sie dabei? Von Schmuck und Artefakten müsstest du die meiste Ahnung haben", erklärte Helia, während Stella zustimmte. Die anderen aßen zu Ende, ehe Flora, Helia und Sky sich langsam bereitmachten, nach Linphea aufzubrechen.
„Also, -", fing Dahlia an, als sich Stella, Bloom und Brandon im Wohnzimmer versammelt hatten. „Für die Recherche würde ich zunächst vorschlagen, dass -."
Zu dem Zeitpunkt fing Stella an, ihr nicht mehr richtig zuzuhören. Stattdessen saß sie daneben, beobachtete die Drei beim Diskutierten und überlegte schließlich selber.
„Was wäre, wenn wir einfach beim Juwelier nachfragen?"
Dahlia sah verwirrt zu ihr, ehe Stella erklärte.„Naja, wir haben einen kleinen Juwelier in Magix, der magische Gegenstände verkauft. Er ist auch für unseren Schmuck zuständig."
Leicht schmunzelnd schüttelte Brandon den Kopf.
„Ich bezweifle, dass dein Juwelier, der dir hübsche Edelsteine in die Kronen setzt, ein solch mächtiges Artefakt herstellen kann."
Auch die Anderen mussten die Idee belächeln.
„Vielleicht fällt uns noch etwas Besseres ein, wir sind ja noch ganz am Anfang", sprach Brandon behutsam, legte seine Hand auf ihre Schulter und versuchte so, etwas auf Stella einzugehen, auch wenn er sich gewünscht hätte, dass sie ihm zuerst etwas entgegengekommen wäre.
Leicht gekränkt atmete Stella aus, auch wenn ihr ganz genau bewusst war, dass ihr Juwelier sicher keine Ahnung von einem verborgenem Amulett hatte. Gefühlt war eh alles falsch, was sie vorschlug, also musste sie es gar nicht erst versuchen.
„Was haltet ihr davon, wenn ich die anderen doch mit nach Linphea begleite? Auch wenn es nur eine kleine Gruppe sein sollte, so ist es vielleicht praktisch noch eine weitere Fee dabei zu haben. Nur zur Sicherheit."
Dahlia tauschte mit Brandon und Bloom kurz ihre Blicke aus, ehe sie leicht nickte.
„Natürlich, wenn du dich da mehr einbringen kannst. Gib gut auf die anderen acht, in Ordnung?"
Gezwungen lächelnd nickte Stella.
„Natürlich."
Stella stand auf und eilte hinaus zu der Barriere, sah sich schließlich um und ging ebenfalls hinaus. Nur, dass die andere Gruppe nicht ihr Ziel war. Sie würde beweisen, dass eine Stella Idee ebenfalls erfolgreich sein kann.

Das Vermächtnis der Vergangenheit; WINX ff.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt