Darum ja der Wein

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Gedankenversunken lief Asher den Flur entlang, sein Blick nach vorne gerichtet, doch auf nichts fokussiert. Er schien selbst durch die riesige Tür zum Thronsaal hindurchzusehen, ehe er sie öffnete. Wahrscheinlich hatte er zuvor noch nie so still diese Tür genutzt. Immer noch starrte er in die Leere, starrte auf die leeren Throne, hatte gehofft, hier fündig zu werden. Ein Seufzer von ihm, doch war keine Veränderung seiner Mimik zu erkennen. Immer noch war keine Regung zu sehen, immer noch ein ausdrucksloses Gesicht, welches sich wieder dem Flur zuwandte. Erneut ging er den Flur entlang, nahm diesmal jedoch andere Wege entlang alter Gemälde und entlang langer Fensterfronten. Öffnete weitere Türen, sah in weitere Räume, doch alle waren leer, nur gefüllt von Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen, Antiquitäten und verschiedensten Gegenständen. Fast schon verzweifelt klapperte er die Räume ab, welches man seiner Ruhe jedoch nicht ansah. 

Plötzlich blieb er stehen, schien für einen kurzen Moment aus seinen Gedanken gerissen zu werden. Sofort machte er kehrt, ging in zügigeren Schritten die Gänge entlang, nahm jedoch diesmal die Treppen herab und schlug die Richtung zum Westflügel ein. 

„Das war ein recht kurzer Ausflug", hallte es spöttisch von rechts. In einem Türrahmen standen Everett und Elijah, einer an der einen Seite gelehnt, der andere perfekt gespiegelt an der anderen. Doch Asher ignorierte sie, nahm sie gar nicht war. Er ignorierte auch sonst alles um ihn herum, ging einfach den Gang auf dem dunkelroten Läufer entlang. Nicht ganz am Ende wurde er langsamer, ehe er vor einer Doppeltür zum Stehen kam. 

Die Zwillinge sahen ihm hinterher, ehe sie sich gegenseitig ansahen und synchron mit den Schultern zuckten. 

Für einen Moment stand Asher nur da, blickte auf die goldenen Türklinken vor ihm. Auf die Tür, hinter welcher er hoffentlich fündig werden würde. Langsam nahm er die Griffe in die Hand, drückte sie vorsichtig herunter und blickte in den Raum. Rechts und links ragten vereinzelt Bücherregale bis an die Decke, dazwischen waren riesige Gemälde an der Wand drapiert, welche mit goldenen Rahmen umrandet waren. Doch weder diese noch der pompöse Kronleuchter wurden von Asher bewusst wahrgenommen. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet. Nach vorne zu den drei hohen Bogenfenstern. Nach vorne zu dem Tisch vor dem mittleren Fenster, an welchem zwei Ledersessel standen. Doch weniger interessierte ihn der Ausblick aus diesem Raum noch die Einrichtung. Er wollte zu seinem Bruder. 

Alaric saß rechts in einem der Sessel, blickte hinaus in die weite, karge Landschaft. Oft überlegte er in Ruhe, trank meist noch ein Glas Wein dabei, doch blieb es diesmal offenbar nicht bei einem. Asher wusste, dass Alaric das Eintreten seines Bruders schon vorm Betreten des Westflügels wahrgenommen hat, auch wenn es den Anschein hatte, als würde er es nicht bemerkt haben. Asher atmete aus, schloss die Türen hinter sich und ging zu seinem Bruder, blieb vor dem Tisch stehen. Schien sich trotz vieler Überlegungen für dieses Gespräch seinen Worten nicht sicher zu sein und versuchte dennoch selbstbewusst aufzutreten.

„Grüße von Dahlia."

Recht unbeeindruckt verzog Alaric die Mundwinkel.

"Sie lebt also noch?"

"Nun tu nicht so, als wenn du es nicht in Betracht gezogen hättest."

"Ich war mir dessen sogar recht sicher, -" Eine kurze Pause, wodurch Asher unverständlich zu seinem Bruder blickte. Auch dieser wandte sich ihm nun zu.

„Doch habe ich Gegenteiliges so sehr gehofft."

Ein leichtes Lächeln huschte für einen kurzen Moment über Ashers Gesicht. Zu gut konnte er diesen Wunsch nachvollziehen. Zu sehr hegte er den Gleichen.

Die Minuten vergingen, die Sonne ging schon unter und hüllte den Raum in einen orangefarbenen Ton. Zu der Zeit tranken beide Wein, waren in ihren eigenen Gedanken versunken, als Alaric plötzlich aufschaute, sein Weinglas absetzte und zu seinem Bruder sah. 

Das Vermächtnis der Vergangenheit; WINX ff.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt