Ich glaube nicht, dass du eine Wahl hast

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„Das warst du?!"


„Bitte." Sein Lächeln fiel abrupt. Abwertend und arrogant, fast schon in seiner Persönlichkeit verletzt, fast herablassend wirkte er, wie er ihre Frage direkt ablenkte. „Selbst ich habe sie lange nicht bemerkt." Er beugte sich zu ihr, sein Kopf direkt neben den ihren, während sich wieder das gleiche Lächeln auf seinen Lippen abbildete. „Darum ist es umso interessanter, zu erfahren, wie du das angestellt hast."

Floras Herz schlug schneller, fast gelähmt stand sie da, blickte lediglich zu ihm, war sonst von ihm abgewandt. Vorsichtig setzte sie an, fast schon ein Flüstern.

„Was weißt du darüber?"

„Dies uns das. Würde ich jetzt zu viel verraten, wüsstest du nicht, wo du anfangen sollst."

„Weißt du zumindest, wer es war?" Neugierig durchbohrte er ihrem Blick, schien ihr Interesse zu begrüßen. Überlegen ging er weiter, sie stets im Blick, blinzelte nicht einmal, platzierte sich wieder einen Meter vor ihr.

„Ist das denn wichtig?"

„Ja", entgegnete sie selbstverständlich.

„Und warum?" Zandris horchte auf, wartete gespannt auf eine Antwort, behielt sie stets im Blick, kein Blinzeln seinerseits, kein Abwenden. Seine Augen fixierten sie wie ein Raubtier seine Beute, wirkten nun noch heller als vorher, leuchteten, glühten schon fast.

„Weil ..." Sie stoppte kurz. Musste selbst überlegen, warum ihr genau dieser Aspekt so wichtig war, wusste es unterbewusst, nur hatte sie sich bislang nicht damit auseinandergesetzt. Hatte es bislang immer verdrängt, genauer darüber nachzudenken, fühlte es sich doch immer noch wie ein Traum und nicht die Wirklichkeit an. Als würde sie die letzten Tage wie in Trance erleben, wie der gestrige Tag nur so an ihr vorbeizog. Als würde sie einen Teil in ihr ignorieren, welchen er in diesem Moment ansprach, ohne ihn auch nur direkt zu erwähnen. Es war, als würde sich ein Teil in ihr widerstreben, sich genau damit auseinander zu setzen. Hatte sie sonst alles gestemmt, so konnte sie nun ihre Emotionen nicht mehr abwehren. Fühlte es sich an, als würde sie selbst, alles was sie ausmachte plötzlich zerfallen, in nur einem kurzen Moment. Ihr war, als würde man ihr die Luft abschnüren, ihren Herzschlag wie eine tickende Uhr wahrnehmend, dessen Zeit abläuft. Schlug es doch immer wieder zu stark gegen ihren Brustkorb, ließ den Schmerz nachhallen und wachsen, unter dessen Last sie schließlich zusammenbrach. Ihre Knie schlugen auf dem Boden auf, doch auf weiches Moos, welches zuvor noch nicht da war. Sie fing ihren Oberkörper mit ihren Händen auf, hatte sonst keine andere Stütze als den Boden. Zitterte, als würde sie auch diesen Halt verlieren, doch war sie von der Angst wie gelähmt. Gefühle überkamen sie wie eine Flut, sie schnappte nach Luft. Ein schweres Keuchen war von ihr zu vernehmen, gefolgt von erschöpften Atemzügen. Es brauchte einen Moment, ehe sie ihren Kopf wieder hob und ihr Leid nicht mehr von ihren Haaren verdeckt werden konnte.

„Was machst du mit mir?" Wehleidig sah sie zu ihm hoch, Tränen sammelten sich in ihre Augen an. Vorsichtig kam er etwas näher, zögerte kurz, doch kniete sich schließlich vor ihr hin. Sanft strich er ihr die erste Träne die fiel von der Wange. Eine Berührung, sanft wie eine kühle Feder, welche einen Teil der Last wegtrug.

„Es zerreißt dich innerlich. Wenn du deine Gedanken und Gefühle weiter unterdrückst, wird es sich nur weiter im Stillen ausbreiten. Lass die Emotionen hinter dir, lerne sie zu kontrollieren, fürchte sie nicht. Besonders bei deiner Fähigkeit. Sonst bringen sie dir nur Verderben. Die Furcht, die du empfindest, sie wird dich sonst lähmen. Und deine Unsicherheit ..." Er sah direkt in ihre Seele, las sie wie ein Buch, dessen Inhalt sie selbst nicht so gut kannte und doch holte er alles zum Vorschein.

Das Vermächtnis der Vergangenheit; WINX ff.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt