Prolog (Part 1 -Bloodlines)

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Es war diesig. Dicke Wolken verhangen den Himmel und hatten die eisige Nacht schneller hereinbrechen lassen als mir lieb war. Fröstelnd zog ich meinen dünnen Anorak fester, während ich im schwachen Licht der Laternen die stille Hauptstraße entlangeilte. Es war bereits weit nach 21 Uhr und ich schon längst hinter der abgemachten Zeit. Ich hielt inne und warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Nichts! Die Straße war verlassen...

Entschieden wandte ich mich um. Eine Mauer aus Kälte schlug mir entgegen, als ich die weitläufige Grünfläche des Parks betrat. Es war nicht ungewöhnlich für mich, den Park als Abkürzung nach Hause zu benutzen, doch heute ließ die laternenlose Dunkelheit Panik in mir aufsteigen. Immer wieder ließ ich den Blick schweifen, konnte aber nichts entdecken. Mich selbst zur Ruhe ermahnend, atmete ich tief durch und straffte die Schultern. Irgendwo in der Ferne vernahm ich das Quietschen von Schaukeln, rechts türmte sich das schwarze Nichts des Waldes auf. Ich erstarrte. Für einen Moment hatten mich zwei blutrote Augen aus dem Dickicht heraus angestarrt, nun waren sie verschwunden. Ohne zu überlegen stürzte ich los und sah gerade noch, wie sich ein schwarzer Schatten von den Stämmen löste. Erste Tropfen schlugen mir ins Gesicht, kurz darauf brachen die Wolken endgültig. Der Sicht beraubt stürzte ich rutschend und schlitternd über die Wiese, immer geradeaus. Ich wagte es nicht mich umzudrehen! Alles woran ich denken konnte, waren die schwachen Lichter der rettenden Häuserreihe. Nur noch ein kleines bisschen!

Ein erstickter Laut entfuhr meiner Kehle, als mir der Kragen meines Shirts die Luft abschnitt. Hart schlug ich auf den Boden auf und blieb benommen liegen. Das Tier umkreiste mich langsam, schnupperte, lauerte. Blanker Terror pulsierte durch meine Adern. Ich wollte fliehen, aber es war zu spät. Just als ich aufsprang, stürzte es los. Ich schrie auf!

Ashwood MinorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt