Kapitel 16 - Rettung

15 3 0
                                    

„Und?", erwartungsvoll musterte mich Talia Baumgartner. Ich schüttelte den Kopf.

„Er redet nicht..." Diese Worte auszusprechen brannte wie Säure.

„Ich verstehe. Ich habe Colins Vater angerufen, vielleicht spricht Colin mit ihm und lässt sich zum Essen überreden."

Sie seufzte.

„Was können wir tun? Sie wissen er muss hier raus. Ich meine schauen Sie sich ihn doch mal an, er ist ein Wrack!"

„Corran, beruhige dich!"

Nein, ich wollte mich nicht beruhigen! Colin ging es schlecht und ich würde verdammt nochmal nicht dabei zusehen, wie er zugrunde ging! Er konnte nichts dafür und er hatte es bestimmt nicht verdient, so bestraft zu werden. Er war immer noch ein Mensch und kein gefährliches Tier!

„Ich weiß, was du sagen möchtest", unterbrach mich Talia streng. „Wir wissen, dass wir etwas tun müssen und wir wollen ihn auch nicht damit bestrafen, dass wir ihn hier unten festhalten. Aber solange wir nicht wissen, was zu seiner Verwandlung geführt hat, können wir ihn nicht rauslassen oder wir riskieren das Leben von 200 Schülern. Und diese Verantwortung möchte ich Colin wirklich nicht zumuten."

„Aber wir müssen etwas tun!" zischte ich.

„Und das werden wir! Sobald wir wissen was hier vor sich geht."

„Ich verstehe. Was kann ich tun?"

„Ich denke vorerst ist es gut, wenn du ab und an mal nach ihm schaust. Miss Ahuja ist auch angehalten ab und an mal vorbeizuschauen."

Mit diesen Worten entließ sie mich zurück in den Unterricht, doch trotz aller guten Vorsätze hatte ich bereits am nächsten Tag meine Grenzen erreicht.

Vorsichtig schloss ich die Tür zu Colins Zelle hinter mir.

„Was haben Sie vor, Mr. O'Hannegan?", Talia Baumgartner war um die Ecke gekommen und musterte mich misstrauisch.

Ich hielt inne. Für eine Sekunde verharrte ich in meiner Bewegung, dann drehte ich mich um und sah ihr direkt in die Augen.

„Das was ich schon längst hätte tun sollen."

Ohne ein weiteres Wort ging ich davon. Ich wollte gerade in Richtung Treppe abbiegen, da kam Barnabas Clark um die Ecke. Kaum erblickte er mich, richteten sich seine Schultern und die Brust pumpte sich auf. Er setzte zu einer Frage an, doch ich kam ihm zuvor.

„Gehen Sie mir aus dem Weg!", fauchte ich und presste mich an ihm vorbei. Ohne einen Blick zurück lief ich die Treppe hoch und durchquerte die große Eingangshalle in Richtung Haupttreppe. Ich hatte sie fast erreicht, da rannte mir urplötzlich jemand vor die Füße, sodass ich unsanft in die Person knallte. Die Wucht des Aufpralls brachte mein Gegenüber ins Wanken, aber das war mir egal.

„Sorry", hauchte ich und wollte weiter, doch die Gestalt packte mich am Arm. Bereit ihr den Anschiss ihres Lebens zu verpassen, wirbelte ich herum und sah direkt in Noores verweintes Gesicht. Augenblicklich hielt ich inne.

„Du musst ihm helfen!", hauchte sie mit zitternder Stimme. „Sofort! Ich war vorhin bei ihm. Es geht ihm nicht gut, Corran."

„Das werde ich!"

Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete ich die Treppe hoch.

Mit jeder Sekunde, mit der ich meinem Ziel näher kam, schnitten meine Fingernägel tiefer in meine Handflächen. Ich wollte gerade nach dem Türknauf greifen, da unterbrach mich eine Stimme:

Ashwood MinorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt