Kapitel 17 - Farce

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„Hereinspaziert", mit einer ausladenden Handbewegung gebot ich Corran einzutreten.

„Danke", er ließ seinen braunen Rucksack von der Schulter rutschen und stellte ihn neben den Schreibtisch. „Bereit loszulegen?"

Ich nickte. „Habe nur einen Stuhl, wir können aber gerne auf dem Bett lernen."

„Passt schon, danke. Ich habe kein Problem damit zu stehen."

„Wenn du meinst", schulterzuckend ließ ich mich am Schreibtisch nieder und kramte meine Mathesachen aus meinem schwarzen Rucksack, welcher noch neben dem Bett stand. Großzügig breitete ich die Unterlagen über den gesamten Tisch aus, sodass Corran sie beiseiteschieben musste, um seinen Ordner daneben legen zu können. In Absprache mit Eleanor, hatte ich entschieden, den verpassten Schulstoff so schnell wie möglich nachzuholen. Corran hatte sich freundlicherweise bereiterklärt mir dabei zu helfen, auch wenn er lieber noch etwas gewartet hätte, bis ich mich gänzlich von den Strapazen erholt hatte. Doch ich wollte es zeitnah erledigen.

„Wie geht es dir?", fragte Corran, während er das Buch aufschlug.

„Gut", erwiderte ich. „Dank eurer Hilfe." Ich zwinkerte ihm zu und bemerkte zu meiner Zufriedenheit wie er die Lippen zu einem Grinsen verzog, als er sich an die Armada von Smoothies erinnerte, welche Noore und er mir mitgebracht hatten, um mich aufzupäppeln. Doch es war nicht von Dauer. Einen Wimpernschlag später war die Sorge in seine Augen zurückgekehrt und brachte mich in Bedrängnis.

„Wirklich!", versuchte ich ihn ein letztes Mal zu überzeugen und setzte das glaubwürdigste Lächeln auf, das ich in meinem Repertoire hatte. Ich konnte nicht sagen, ob er es mir abkaufte, zumindest sprach er es nicht mehr an.

„Bereit Barraclaugh? Dann lass uns mal starten."

Gekonnt hob ich eine Braue. War das sein Ernst? Er wollte also den Boss heraushängen lassen. Das Spiel konnten zwei spielen.

„Oh Hann! Not agen", platzte es aus mir heraus. Gekonnt verdrehte ich die Augen und kassierte sogleich einen fassungslosen Blick. Von seiner Reaktion und meinem tollen Witz angespornt, fuhr ich umgehend fort: „O'Hannegan, stop panickin'. Nein nicht gut?! Wie wär's mit O'Hannegan the mannequin?"

Wie in Zeitlupe schüttelte er den Kopf.

„Schon gut, ich lasse es bleiben..."

„Das will ich hoffen", knurrte Corran und ließ sich neben mir auf die Knie nieder.

„Können wir anf... – Was ist?"

Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er mich gedankenverloren angestarrt und mein Herz wiedermal einen Takt schneller schlagen lassen.

„Ich dachte nur – äh nichts...", verlegen fuhr er sich durchs Haar und zog ruckartig seinen Ordner vor. „Lass uns anfangen!"

Müde hob ich den Kopf und rieb mir die Augen. Ich saß nach wie vor an meinem Schreibtisch, von Corran war jedoch keine Spur. Dafür hing meine Strickjacke über meinen Schultern. Ich musste eingeschlafen sein. Fieberhaft versuchte ich mich zu erinnern, was geschehen war. Das Lernen hatte semi-gut geklappt, zumindest bis ich eingeschlafen war. Corran war gerade dabei gewesen, mir einen schwierigen Sachverhalt zu erläutern, als ich meinen Kopf in einem Anfall von Erschöpfung, getarnt als kurze mentale Pause auf meine Arme gelegt hatte. Auf seine Nachfrage hin, ob ich ihm zuhören würde, hatte ich „Ja, fahr fort. Ich bin ganz Ohr" geantwortet und war prompt eingeschlafen. Mein Blick fiel auf einen kleinen weißen Zettel, welcher unter meinem Heft hervorlugte.

„Bin Essen gegangen", stand ich kaum entzifferbarer Schrift darauf. Schnell sah ich auf meinen Wecker. Halb sieben. Vielleicht hatte ich Glück und er war noch unten. Meine Karte schnappend, sprang ich auf und verließ das Zimmer.

Ashwood MinorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt