Kapitel 42 - Origin

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Ein paar unangenehme Stunden des Schweigens später bog Allie in die Straße, die zu meinem Haus führte. Außer um mich nach dem Weg zu fragen, hatte Allie die ganze Fahrt über kein einziges Wort verloren. Noch deutlicher hätte sie uns nicht zeigen können, dass sie sauer auf uns war, aber um ehrlich zu sein, hatte ich das beinahe bevorzugt. Ich war kein großer Sprecher auf Autofahrten, vielmehr hatte ich die ganze Zeit nur gedankenverloren aus dem Fenster gestarrt, während sich Noore und Corran sich zwischenzeitlich auf den neusten Stand der Dinge gebracht hatten.

„Hier auf der linken Seite ist es gleich", erklärte ich Allie und deutete auf eine der unzähligen Doppelhaushälften.

„Das hier?"

„Ja!", ich beugte mich vor und betrachtete die dunklen Fenster. War er nicht daheim oder schon am Schlafen? Ich sah auf die Uhr - Kurz nach Neun. Weder noch! Warum sah dann alles so verlassen aus?

Kaum hatte Allie den Wagen geparkt, sprang ich hinaus und eilte die Stufen hinauf. Durch die Wärme im Auto traf mich die Kälte des Abends wie ein Schlag. Fröstelnd und mit bebendem Herzen betätigte ich die Klingel, nur um einen Moment später lautstark zu klopfen. Die Straße lag verlassen da und in den umliegenden Häusern brannte entweder Licht oder das Flimmern des Fernsehers war zu sehen, einzig in meinem Haus schien es still. Verzweifelt betätigte ich ein weiteres Mal die Klingel, dann trat ich einen Schritt zurück und sah hoch. Ich wartete, ob irgendwo ein Licht anging, aber nichts geschah. Ängstlich blickte ich zu meinen Freunden, welche am Auto zurück geblieben waren und mich abwartend beobachteten. Dann endlich ging das Licht im Flur und ich vernahm Schritte auf der Treppe. Dad!

Noch ehe mein Vater gänzlich verstanden hatte, was vor sich ging, hatte ich ihn bereits an mich gezogen und drückte ihn fest. Für einen Moment erstarrte sein Körper, dann war die Anspannung verschwunden und erwiderte die Umarmung.

„Colin", räusperte er sich schließlich und löste sich aus meinem Griff. Mit verwirrtem Blick, aber einem Lächeln auf den Lippen, sah er mich an. „Was ist hier los?"

Ich warf einen raschen Blick zu meinen Freunden. Verlegen winkten sie zurück, als wären sie soeben Zeugen eines unangenehm intimen Momentes geworden. Peinlich berührt kratzte ich mich am Hinterkopf.

„Wow, so viele." Mein Vater war meinem Blick gefolgt und musterte meine Begleiter überrascht. Doch für einen Moment, so glaubte ich, umspielte ein wohliges Lächeln seine Lippen. Schnell gab ich ihnen ein Zeichen zu kommen, welches sie nur allzu gerne entgegen nahmen.

„Ganz schön kalt hier", hörte ich Allie raunen, während sie sich hintereinander reihten.

„Guten Abend, ich bin Corran O'Hannegan", stellte sich Corran als erster vor und reichte meinem Vater die Hand. Glücklicherweise war außer dem Pflaster und der Schwellung an seinem Kopf keine weitere seiner Verletzung zu sehen, sodass mein Vater ihn nur für einen Moment fragend beäugte, bevor er ihm die Hand reichte.

„Verstehe. Du musst Eleanors Junge sein, freut mich dich kennenzulernen. Ich bin John Barraclaugh, Colins Vater."

Mit einem Lächeln trat Corran zur Seite, um Noore und Allie vorbei zu lassen.

„Und ihr beide seid?" Dads Lächeln wurde breiter.

„Das sind Noore und Allie", kam ich den beiden zuvor.

„Ich bin Noore Ahuja, eine Freundin von Colin. Freut mich Sie kennenzulernen", vervollständigte Noore meine mangelhafte Vorstellung und Allie erwiderte: „Allie O'Hara, freut mich sehr. Ich bin nur die Fahrerin."

„Verstehe."

Bildete ich mir das ein oder schien er ein wenig enttäuscht?

„Möchtet ihr reinkommen?" Dad machte eine ausladende Handbewegung in Richtung Flur.

Ashwood MinorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt