Es war dunkel. Dunkel und kalt. Dunkel und kalt über Monate, über einen wirklich langen Teil meines noch jungen Lebens. Eingesperrt in einem großen dunklen Loch war ich, obwohl 'eingesperrt' nicht ganz passte, denn ich war ja freiwillig dort. Freiwillig, um mich vor dem zu schützen, was davor war. Vor dieser Dunkelheit lauerte die Kälte. Die Dunkelheit ist besser als die Kälte. Ich hatte geschlafen, mich ausgeruht, gewartet.
Worauf ich gewartet hatte?
Ich hatte darauf gewartet, dass das Leben zurückkehren würde. Ich hatte darauf gewartet, dass die Kälte verschwinden, dass die Dunkelheit dem Licht weichen würde. Dass die Farben und die Musik zurückkommen würden. Von Rot über Gelb und Blau und Grün.
Oh ja, wie ich dieses Grün liebe! Überall, um mich herum. Es steht für mich für das Leben. Das Leben, dass die Luft erfüllen würde, genauso wie es die Musik tun würde. Während der Kälte und Dunkelheit ist nämlich auch die Stille. Nur Stille, kein Anzeichen von Leben.
Doch da muss man durch.
Es ist wie das Leben. Es gibt dunkle Zeiten, wo alles nur still und kalt und einsam ist.
Doch dahinter...
Dahinter warten Licht und Farben und Musik und Wärme.
Egal, wie schlimm es aussieht, es wird besser werden.
Es liegt in der Natur.
Es war nun endlich soweit. Ich öffnete meine Augen. Zuerst war noch alles dunkel, doch nicht weit entfernt sah ich das Licht. Ich erhob mich, es war schon eine Weile her gewesen, doch es funktionierte. Ich wollte zum Licht. Als ich hinaus trat, umhüllte es mich, durchdrang mich und ich fühlte die Wärme. Ich schloss meine Augen, es tat gut. Ich blieb eine Weile so stehen und ließ das Licht mich weiter umgeben, die Wärme mich weiter durchdringen. Als ich meine Augen wieder öffnete sah ich es. Das Grün. Zwar nur schwach, aber dennoch Grün. Ich führte meine Nase an meinen Arm. Das Fell kitzelte meine Schnauze und ich fing an innerlich zu lächeln. Ich zog die Luft ein und stellte fest, dass ich dringend ein Bad brauchte. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Lieblingsort. Ich ging über einige Stöcke, Äste und Steine und kam an vielen Bäumen vorbei. An einigen erblickte ich auch noch andere, die aus ihrem langen Schlaf der Dunkelheit und Kälte erwachten, in eine Welt des Lichts und der Wärme und der Farbe.
Ich war angekommen, an meinem Lieblingsort, am großen Fluss. Ich nahm Anlauf und sprang ins Wasser. Es war noch kühl, aber nicht unbedingt unangenehm, es durchnässte mein Fell, zum ersten Mal nach langer, langer Zeit.
Als ich wieder auftauchte, war ich mir sicher.
Ich hörte die Lieder, die Töne, die Musik. Die Luft war erfüllt davon.
Das Licht, die Wärme, die Farben und die Musik. Alles.
Das Leben erwachte...
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Geschichtenerzähler
Short StoryDies ist ein Buch voller Kurzgeschichten, die von euch kommen. Jeden Monat gibt es ein neues Thema für euch, zu dem ihr eine Kurzgeschichte verfassen könnt. Mit dieser habt ihr dann die Möglichkeit zum/r Geschichtenerzähler/in des Monats zu werden...