2. April - Leona288 - Zeit im Fluss - Mit Sinn

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„Alles beginnt am Anfang; mit einem kleinen Tropfen, an der Quelle.

Wir fangen klein an und werden immer größer und größer und stärker, wir fangen an zu laufen. Wir haben die Möglichkeit alle möglichen Wege einzuschreiten, überall langzulaufen. Wir müssen wählen; und wenn wir unsere Wahl getroffen haben, können wir nicht mehr umkehren. Wir wachsen währenddessen ständig.

Irgendwann kommt dann aber der Moment, in dem der Boden unter unseren Füßen weggezogen wird und wir fallen. Wir fallen tief und unaufhaltsam. Ein riesiger Wasserfall. So lange, bis wir mit voller Wucht auf dem Boden aufschlagen. So liegen wir nun da.

Aber langsam beruhigen wir uns wieder und es legt sich eine große Akzeptanz über uns. Wir akzeptieren, dass wir gefallen sind und Stille bricht über uns herein. Wir finden unseren Weg wieder und setzten ihn fort. So geht es lange. Immer weiter.

Irgendwann fangen wir an, immer schwächer zu werden. Schwächer und kleiner. Und irgendwann hören wir auf. Doch selbst wenn wir endgültig versiegen, so leben wir trotzallem weiter. Alle in unserem Umfeld tragen einen Teil von uns in sich, in ihrer Erinnerung.

                                                                                                             Leona* “

Ich las die Zeilen ein weiteres Mal. Ich las sie oft, vor allem in letzter Zeit, wo es so ruhig geworden war. Inzwischen kannte ich den kleinen Text schon auswendig. Ich kannte diesen Fluss nur allzu gut. Den Fluss der Dinge, den Fluss der Zeit, den des Lebens. Ich habe den größten Weg schon hinter mir, aber noch nicht Alles, und ich erinnere mich noch genau …

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„Liz !? Wirklich, ich meine es ernst. So kann es doch nicht weiter gehen, Babe! Wir haben überhaupt gar keine Zeit mehr für uns. Ich vermisse dich, ich seh dich kaum noch.“

„Ich weiß John,  es geht mir ja genauso, aber ich kann doch auch nichts machen.“

„Liz…Das ist doch jetzt wohl nicht dein Ernst…Oder??“

„Ach willst dus wieder MIR in die Schuhe schieben, so wie einfach alles??? Was machst du denn dagegen?? HM??“

„Ach jetzt soll ICH dran Schuld sein, dass DU keine Zeit hast??“

„Ich kann doch auch nichts dafür John! Hast du mal dran gedacht, dass es nicht meine Schuld ist??“

„…Weißt du das wird mir jetzt echt zu blöd… Ich hau ab. Ich seh dich dann….irgendwann vielleicht mal wieder…Ciao.“

„…ja,… dann hau doch ab…“

John stieg in sein Auto und fuhr davon.

Was ich nicht wusste war, dass dies das letzte Gespräch zwischen uns beiden sein würde…

An dem Abend hatte er einen Autounfall.

Ich wurde angerufen und fuhr direkt ins Krankenhaus, auf schnellstem Wege. Dort angekommen rannte ich durch die Notaufnahme auf der Suche nach John. Ich rannte einige Leute um und murmelte Entschuldigungen. Als ich eine Schwester sah, rannte ich zu ihr, sie wirbelte ihre blonden Haare herum und starrte mich mit erschrockenen braunen Augen an.

Mein Name ist Elizabeth Grey ich bin auf der Suche nach meinem Freund…“

„Miss Grey?“

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