Vor lauter Schreck über Ashs Zustand hatte ich mich unbewusst in meine wahre Gestalt zurückverwandelt. Ich stand regelrecht unter Schock und wollte es nicht wahrhaben, dass Ash aussah wie Tot. Und wirklich er sah so aus. Seine Haut war durchscheinend und ich konnte jede einzelne Ader sehen. Ich meine Vampire waren sehr bleich, aber nicht so kreidebleich wie Ash jetzt war. Zudem rann an seinen gefesselten Füßen und Händen überall tintenblaues Blut durch unzählige Wunden. Außerdem sah er ganz abgemargert aus, obwohl er nur zwei Tage lang so gefangen gehalten wurde. Aber er hatte ja auch kein Blut bekommen und ich wusste, dass Ash den Moment des Trinkens immer soweit hinaus zögerte bis es nicht mehr ging und er nahm nur welches von Tieren und tötete diese nicht. Er war ein lieber Vampir und mein Bruder. Deshalb konnte ich es nicht fassen, was ihm unser eigener Vater da angetan hatte. Wut wallte in mir auf. Das würde ich ihm heimzahlen und wenn es das Letzte wäre was ich tat. Das würde er bereuen. Ich erwachte aus meiner Schockstarre und ging langsam zu Ash. Aber Ash reagierte nicht. Er starrte nur mit glasigen Augen die Decke an und schien nichts von seiner Rettung mit zu bekommen. Ich wedelte sogar mit der Hand vor seinen Augen rum. Aber keine Reaktion. Nichts. Nada. Ich gab es schließlich auf und nahm seine eiskalte Hand. Ich konnte sie nur leicht anheben, da sie immer noch in der Fessel steckte.
" Rufus wir müssen ihn von den Fesseln befreien." Lilly war hinter mich getreten und strich mir beruhigend über den Rücken. Damit hatte sie meine Gedanken ausgesprochen. Irgendwie standen wir uns jetzt schon sehr nahe und verstanden uns.
Mein Blick flackerte durch den Raum in der Hoffnung Gwane hätte hier irgendwo den Schlüssel für die Fesseln hängen, wie bei Lilly im Kerker. Aber nein. So leichtsinning war er dann doch nicht. Wahrscheinlich erwartete er eine Rettungsaktion von uns und wollte Silva damit in die Falle locken. Aber er würde sich nur mit mir zufrieden geben müssen. Denn sie war hoffentlich noch Zuhause und machte sich für die Reise zum Elbenland bereit.
Die Frage aber war:
Was sollten wir tun ohne Schlüssel?????
Ich drängte die Frage in den Hintergrund, denn Ashs Hand zuckte in meiner und seine Finger bewegten sich ganz leicht. Ich tätschelte sanft seine Hand und schaute in sein Gesicht. Und da bemerkte ich, dass Ash im Moment soweit wach war und mich anschaute.
" Rufus. Bbist du das??" Er kniff die Augen zusammen so als würde er mich nicht richtig erkennen und seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Mehr konnte er wahrscheinlich nicht sagen.
" Ja. Ash. Ich bin da. Ich werde dich hier rausholen." Zuversichtlich lächelte ich ihn an, obwohl ich eigentlich keinen richtigen Plan hatte.
" Wo....ist .....Silvaa?" Er brachte die Wörter nur stückweise heraus und war ganz heißer. Ich beugte mich vor um ihn besser verstehen zu können.
" Mach dir um Silva keine Sorgen. Sie ist Zuhause und packt ihre Sachen. Sie ist in Sicherheit. "
Sichtbar erleichtert ließ er sich in die Kissen zurückfallen und schloss die Augen. Er war wieder in den Schlaf gelitten. Das war bei uns Elben auch so, wenn sich unser Körper selbst heilt. Und wir heilen schnell. Aber Vampire heilen noch viel schneller. Wären die Fesseln an Ashs Händen und Füßen nicht, die das Fleisch ständig neu aufrissen, wäre Ash schon nach wenigen Minuten geheilt. Aber so? ? Keine Chance. Wir mussten ihn irgendwie da rausbekommen und zwar schnell. Ewig konnten wir hier nicht ausharren, da Gwane früher oder später zurück kommen würde.
Lilly schien auch über eine Lösung unseres Problems nachzudenken. Sie legte die Stirn in Falten und musterte, nachdem sie sich zu mir ans Bett gesetzt hatte, Ash mit seinen Fesseln, als würde dort irgendwo die Antwort stehen.
Plötzlich sprang sie auf und ihr Gesicht hellte sich sichtbar auf.
" Rufus. Was können Vampire alles??? Ich meine was haben sie für Fähigkeiten? "
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SILVA ◀1▶ - Das Findelkind
FantasyDas Ehepaar Green findet eines Nachts ein kleines, schreiendes Baby auf ihrer Türschwelle und das kurz nachdem unerwarteten Tod ihres eigenen Kindes. Sie nehmen das kleine Mädchen mit den silberblauen Augen kurzerhand auf und geben sie als ihre Toc...