Ich betrachtete mein geliebtes Irland aus dem Fenster. Ich konnte die Geschichte des Raben immer noch nicht glauben, aber was, wenn er recht hatte. Wenn es dort draußen doch die Elben gab? Wenn ich die Tochter der mächtigsten Elbenkönigin war? Wenn ich eine Prinzessin war? Wenn ich das Schicksal eines ganzen Volkes in der Hand hielt? Es stand zu viel auf dem Spiel.
Nach längerem Überlegungen, sagte ich mir: Silva dass hast du doch immer gewollt! Du wolltest etwas Besonderes sein und Abenteuer erleben. Jetzt hast du die Möglichkeit dazu. Jetzt kannst du etwas bewirken, denn du bist die einzige Hoffnung der Elben. Etwas in mir wusste, dass der Rabe die Wahrheit gesagt hatte.Nach einer Stunde, es war jetzt 5 Uhr morgens, fasste ich einen Entschluss. Ich wollte mehr erfahren. Ich drehte mich um und wischte längst vertrocknete Tränen weg. Dort auf meinem Bett saß immer noch Rufus der Rabe und schaute mich mit intelligenten Augen an. Allein die Tatsache, dass der Rabe reden konnte, zeigte mir doch, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gab und dass seine Geschichte wahr sein musste. Auch wenn es schwer zu verstehen war.
" Herr Rabe. Stimmt das was sie sagen.Ist das wirklich alles wahr? "
"Aber natürlich Prinzessin. Ich könnte euch nie anlügen. Wissen Sie schon, was sie tun werden? Es ist Ihre Entscheidung. "
"Ehm ich würde gerne erst etwas mehr über die ganze Sache erfahren. Im Moment ist es für mich nur schwer zu begreifen. Und ich habe noch eine Bitte an euch." Ich schmunzelte. " Nennen sie mich Bitte Silva. Ich mag es nicht, wenn sie mich Prinzessin nennen. Wie soll ich Sie denn nennen?"
"Aber natürlich Prin.. Ehm Silva. Sie können mich Rufus nennen so nennt mich auch Ihre Mutter." Er lächelte freundlich.
" Ach und noch was. Dass Siezen können wir auch lassen." Auch ich lächelte.
"Ok. Das werde ich mir merken", meinte der Rabe Rufus.
"Darf ich jetzt noch ein paar Fragen stellen?", wollte ich wissen.
" Natürlich. Du kannst mich alles Fragen. Aber kannst du vorher noch versuchen meinen Flügel zu heilen? Der tut nämlich sehr weh. Wenn du nur ein bisschen nach deiner Mutter kommst, kannst du das bestimmt." Rufus verzog vor Schmerz sein Gesicht.
" Mmmhh. Ich kann es versuchen. Aber ich habe das noch nie gemacht. Ich glaube nicht, dass ich das kann... " Ich trat an mein Bett und kniete mich vor Rufus. Ich war immer noch skeptisch, denn wie sollte ich dem Raben helfen? Schließlich war ich immer noch kein Tierarzt oder so. Ich hatte keine Ahnung was ausgerechnet ich machen konnte. Und was meinte er mit heilen?? Etwa zaubern?? Unschlüssig schaute ich den Raben an. Der bemerkte meinen Blick und machte mir Mut.
"Ich denke gemeinsam bekommen wir das hin. Keine Angst. Es ist eigentlich ganz einfach. Das Heilen meine ich. Das kann jeder Elb. Du musst meinen Flügel berühren und dann in dich gehen. Richte deine ganze Konzentration in deinen Körper. Durchsuche ihn nach deiner Kraft. Deine Kraft hat eine bestimmte Farbe und befindet sich an allen Stellen. Sie sind wie kleine Lichtbälle, die durch deinen Körper kullern. Die musst du finden. Es ist schwer ich weiß. Aber du musst es versuchen. Nimm dir alle Zeit der Welt. Sag dann Bescheid, wenn du soweit bist. "
Mein erster Gedanke war Hä?? Und ich wurde wieder skeptisch. Doch letztendlich siegte meine Neugier, denn ich wollte wissen, ob ich wirklich eine echte Elbin war. Denn wenn ich ihn heilen konnte, dann war das der ultimative Beweis, dass alles stimmte. Also konzentrierte ich mich.
Ich schloss die Augen und suchte in mir nach dieser Kraft, die Rufus meinte. Ich kam mir lächerlich vor und musste mich zusammenreißen, um nicht hysterisch aufzulachen. Nach einer Weile schaffte ich es richtig in mich zu gehen. Mein Atem wurde langsam und gleichmäßig. Ich nahm auf einmal alle meine Körperfunktionen wahr und hörte sogar meinen eigenen Herzschlag. Ich befand mich wie in einer Trance. Konzentriert wanderte ich immer weiter durch meinen Körper und machte dann halt, als ich eine von Rufus beschriebene Lichtkugel fand. Das war also meine Kraft. Meine Kraft war grün. Dunkelgrün und sah wunderschön aus. Und sie bewegte sich."Ok. Ich habs," sagte ich mit geschlossenen Augen. Ich traute mich nicht die Augen zu öffnen. Ich wollte meine Kraft nicht verlieren.
"Das ging aber schnell. Gut gemacht. Jetzt kommen wir zum schwierigen Teil. Du musst einen Ball festhalten und versuchen ihn von deinem Körper auf deine Hand zu wünschen."
Mmh. Das ist schwieriger. Das merkte ich gleich. Mir fehlte die nötige Konzentration. Ich atmete tief ein und aus. Ich bekam mehrmals meine Kraft zu fassen, aber sie entglitt mir immer wieder. Es war schwer sie festzuhalten. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit aufgeben wollte, gelang es mir irgendwie. Ein Teil meiner Kraft war stehen geblieben. Soweit so gut. Jetzt wünschte ich mit ganz fest, dass diese Kraft auf meiner Hand erscheint. Erst passierte nichts und ich war schon enttäuscht. Doch dann, siehe da, schimmerte eine grüne leuchtende Kugel auf meiner Hand. Verblüfft starrte ich diese an. Ich bin tatsächlich eine Elbin, wurde mir jetzt klar. Der Rabe hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt.
Als ich meine Kraft länger betrachtete, viel mir plötzlich ein, dass ich das nicht zum Ersten Mal gemacht hatte.
Als ich noch kleiner war, so vier Jahre alt, fand ich einen verletzten Kater. Er wurde angefahren und ich nahm ihn mit nach Hause. Aber ich merkte, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Ich weinte schrecklich und hatte mir so sehr gewünscht ihn zu heilen und dann geschah genau das gleiche, wie jetzt. Eine Lichtkugel erschien in meiner Handfläche und damit berührte ich den Kater und er war geheilt.
"Ich habe das schon mal gemacht," platzte ich heraus. "Als ich vier war habe ich einen Kater geheilt".
Rufus schaute mich verblüfft an.
"Echt. Normalerweise können das Kinder noch nicht. Du musst ein Naturtalent sein," meinte Rufus "Weißt du, was du jetzt machen musst Silva?"
"Ja, das weiß ich noch ganz genau". Ich berührte den Raben mit der Kraftkugel und stellte mir vor, wie die kleine Kugel durch Rufus' ganzen Körper wanderte und ihn Stück für Stück heilte.
Erleichtert bewegte Rufus seine Flügel, als die Heilung vollbracht war. Nun befahl ich meiner Kraft wieder in meinen Körper zu wandern und sie verschwand tatsächlich wieder"Ich habe es geschafft. Rufus ich habe dich geheilt. Ich glaube dir. Ich bin wirklich eine Elbin." Strahlend nahm ich den Raben Rufus in den Arm und drückte ihn ganz fest.
"Natürlich hast du es geschafft. Du bist schließlich die Tochter deiner Mutter. Aber jetzt musst du mich runterlassen, du zerdrückst mich noch!"
"Oh. Ja klar. Sorry". Grinsend ließ ich ihn runter. "So jetzt habe ich noch ein paar Fragen und ich will mehr über meine leibliche Mutter erfahren. "
"Natürlich. Aber erst habe ich noch was für dich. Schließe deine Augen und öffne deine Hand."
Ich tat wie geheißen. Und plötzlich fühlte ich einen Gegenstand in meiner Hand. Neugierig öffnete ich die Augen und erblickte ein Medaillon in meiner Hand. Es sah sehr alt aus und war mit einem goldenen vierblättrigen Kleeblatt verziert. Dem Symbol der Elben.
"Das gehört deiner Mutter. Ich sollte es dir geben, sobald du mir glaubst. Mach es auf darin ist ein Bild von ihr".
Ich öffnete es behutsam und sah zum ersten Mal meine Mutter.
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Auf dem Bild siehst du das Medallion von Silva.

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SILVA ◀1▶ - Das Findelkind
FantasíaDas Ehepaar Green findet eines Nachts ein kleines, schreiendes Baby auf ihrer Türschwelle und das kurz nachdem unerwarteten Tod ihres eigenen Kindes. Sie nehmen das kleine Mädchen mit den silberblauen Augen kurzerhand auf und geben sie als ihre Toc...