5. Kapitel (Überarbeitet)

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Nachdem ich mich von Rufus verabschiedet hatte, sprintete ich eilig die Treppe runter. Unten in der Küche traf ich auf meine Eltern Charlotte und Ryan Green. Ich wusste jetzt schon, dass ich ihnen nicht böse sein kann, weil ich nicht ihre leibliche Tochter war. Doch sie liebten mich von ganzem Herzen, das wusste ich.

"Na Schatz gut geschlafen?", fragte mich meine Mom, während sie mir am Herd ein Spiegelei briet.

"Wie immer gut. Mmmhhh ich liebe Spiegeleier", lächelnd schaufelte ich mir gleich zwei auf meinen Teller. Das erste hatte ich gleich aufgegessen. Der Tag fing doch mal gut an. Abgesehen davon, dass mir ein sprechender Rabe erklärt hatte, dass ich eine waschechte Elbin war.

"Mich wundert es immer wieder, wie du so viel Essen in dich reinstopfen kannst, ohne nur einen Pfund zuzunehmen", lächelnd wuschelte mir mein Dad durch die Haare, als er mit einer Zeitung in der Hand in die Küche kam.

"Tja, Dad. Von dir hab ich das wohl nicht," frech grinste ich ihn an. Er war schließlich selbst etwas stämmiger. Aber er meinte immer es seien Muskeln. Na klar.

"Na so gute Laune heute? Hab ich irgendwas verpasst?", meinte Mom als sie sich zu uns an den antiken Esstisch setzte.

"Nein, Mom alles im grünen Bereich." Ich schaute auf die alte Küchenuhr und verschluckte mich an meinem Ei. Es ist ja schon nach 7. Schnell stand ich auf und stellte meinen leeren Teller in die Spülmaschine. Ich schnappte meine Tasche, zog meine Lederjacke an und verabschiedete mich noch von ihnen.
"Ich muss jetzt langsam mal los Susan müsste gleich da sein. Bin eh schon spät dran", grinsend hauchte ich den beiden noch einen Kuss auf die Wange, bevor ich das Haus verließ. Draußen wartete schon ein rotes Auto und meine beste Freundin Susan auf mich. Ich joggte entspannt unsere Ausfahrt entlang, während unter mir der Kies knirschte. Am Auto angekommen war ich nicht außer Atem und öffnete die Autotür.
Als ich ins Auto einstieg, betrachtete sich Susan gerade im Spiegel. Susan ist sehr groß und hat lange, seidige schwarze Haare und strahlend braun-grünen Augen. Und dazu ist sie immer modisch angezogen. Sie sah jeden Tag sehr gut aus. Ich glaube sie würde sogar in einem Kartoffelsack wunderschön aussehen. Aber sie sieht nicht nur gut aus, Susan ist auch eine der schlausten aus meiner Klasse. Das Beste an ihr ist, dass sie mich so akzeptiert, wie ich eben war. Auf Susan konnte ich mich verlassen.

"Hey, Sil. Na bereit für die Schule?" grinsend drehte sie den Zündschlüssel.

"Ja klar. Du kennst mich doch. Ich liebe die laute, volle Schule", ich streckte ihr die Zunge raus. Schule war echt nicht mein Ding. Ich mochte große Menschenmengen nicht besonders und fühlte mich dort immer fehl am Platz.

"Na dann mal los", auch sie mochte die Schule nicht besonders. Aber welcher Teenager ging wohl gerne zur Schule. Mal überlegen. Mmmhhh. Ach ja keiner.

Nach einer halben Stunde erreichten wir Dublin. Dublin war die Hauptstadt von Irland und hier war immer was los. Auch unsere Schule, die Castle Park School befand sich hier. Unsere Schule ist ein von Büschen und Bäumen umgebenes Schloss. Eines der ältesten und am besten erhaltenen Schlösser von Irland. Ich mochte es. Ich liebte ja alles was alt ist. Gedankenverloren betrachtete ich das Gelände und hielt nach dem Raben Ausschau.

"Sil, kommst du?"

Ich zuckte vor Schreck zusammen. Susan stand abwartend neben dem Auto.

"Ja klar Su." Wann war Susan ausgestiegen? War ich so sehr in Gedanken versunken?. Ohje das wird ein langer Tag werden. Ich holte tief Luft und stieg aus. Wir standen auf dem Parkplatz der Schule. Hier standen allerdings nur wenige Autos, weil die meisten Schüler noch keinen Führerschein hatten. Den gab es bei uns erst mit 18 und nach vielen Fahrstunden. Tja Susan war schon 18 und hatte einen Führerschein und ein eigenes Auto. Ich selbst übte jetzt schon ein bisschen mit meiner Mom Autofahren. Fahrstunden wollte ich erst später machen. Vielleicht im Sommer. Jetzt im Frühling regnete es öfter und das mochte ich beim Autofahren gar nicht. Außerdem fehlte mir noch das nötige Geld. Aber zurück zu Susan. Susan war ein Jahr älter als ich, also 18, aber sie ging in meine Klasse. Denn sie kam eigentlich aus Italien, war aber vor 5 Jahren hierhergezogen. Ihre Eltern wollten schon immer nach Irland und wanderten dann schließlich samt Susan aus. Als sie hier ankam konnte sie kein bisschen Englisch und war deshalb eine Klasse zurückgestuft worden. Seitdem war sie bei mir und meine beste Freundin.

Während Susan das Auto abschloss, schaute ich mich wieder verstohlen um. Irgendwo musste Rufus doch sein. Aber immer noch weit und breit kein Rabe zu sehen. Naja er konnte sich eben gut verstecken.

"Ok. Wir können los." Su hakte sich bei mir unter und gemeinsam gingen wir der Schule entgegen.

Unterwegs trafen wir auf Jason. Nach Su war er mein bester Freund. Er hatte rote Haare, graue Augen und war immer für etwas Spaß zu haben.

"Na, Mädels. Bereit für Geschichte? "
Wir schauten uns an und verzogen das Gesicht.

"Oh nein. Schreiben wir heute nicht die Arbeit über die Geschichte Irlands?!" Panisch blickte Su uns an.
"Das hab ich total vergessen".

"Mist ich auch". Jetzt viel es mir wieder ein. Ich wollte doch heute Nacht lernen, aber erst hatte ich in meinem Buch gelesen und dann war Rufus aufgetaucht. Scheiße. Mr. Miller wird uns umbringen, wenn wir eine schlechte Note schreiben. Mit ihm war nicht zu spaßen.

"Was machen wir den jetzt, Su?" Ängstlich klammerte ich mich an sie.

"Mit Würde untergehen?", schlug sie vor.

"Was anderes wird uns nicht übrig bleiben", meinte ich. Wir holten noch einmal tief Luft und betraten gemeinsam die Schule.

"Kommt ihr mit zum Geschichtsraum", fragte Jason.

"Ja ich komme", meinte Su.

"Ich muss noch schnell zum Spind. Mein Geschichtsbuch holen." Vielleicht schaffte ich es noch kurz das letzte Kapitel durchzulesen, damit ich wenigstens etwas wusste. Meine Notizen hatte ich leider zuhause vergessen.

"Ok. Bis gleich Sil".

Die beiden liefen in Richtung Geschichtsraum davon, während ich zu meinem Spind lief. Die meisten wollten jetzt zu den Unterrichtsräumen und nicht zu den Spinden, weshalb ich gegen die Menschenmenge ankämpfen. Denn die meisten wollen jetzt zu den Unterrichtsräumen und nicht zu den Spinden.

Auf dem Weg zum Spind lief ein blonder Junge mit seltsamen braunen Augen an mir vorbei. Ich sah ihn zum ersten Mal. Er musste neu an der Schule sein. Aber ich kannte ihn. Diese Augen kamen mir bekannt vor. Verblüfft blieb ich stehen und starrte ihn an. Woher kannte ich ihn? Plötzlich rempelte mich jemand an und meine Tasche rutschte zu Boden. Der ganze Inhalt meiner Tasche lag verstreut auf meinem Boden und war ausgerechnet vor dem neuen Jungen gelandet. Mensch, Silva pass doch mal auf, dachte ich mir. Jetzt hatte er einen super ersten Eindruck von mir. Ich war manchmal ein richtiger Tollpatsch.

Der Junge blieb vor mir stehen. Wir bückten uns gleichzeitig, um meine Sachen aufzuheben und stießen prompt mit den Köpfen aneinander.

"Au.", keuchte ich und rieb mir den Kopf, der von heute Morgen immer noch leicht pochte.

Als ich den Kopf hob, blickte ich direkt in seine Augen.

"Prinzessin, das wollte ich nicht. Ich habe dich gesucht". Der Junge lächelte. Und jetzt wo ich ihn genauer sah, viel es mir wie Schuppen von den Augen.

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Auf dem Bild siehst du die Jackson High.

SILVA ◀1▶ - Das FindelkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt