Gedankenkarussel

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Eine krächzend raue Stimme erreichte die heißgewordene Camilja, welche dort Schutz in der Dunkelheit suchte

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Eine krächzend raue Stimme erreichte die heißgewordene Camilja, welche dort Schutz in der Dunkelheit suchte. Dumpfe laute Schritte hallten durch den Gang, während ein tiefer Lacher sie erschüttern ließ. Stechend gelbe Augen näherten sich ihrem zitternden Leib, wobei ein übler riechender Windstoß ihre verklebten Strähnen aus dem Gesicht blies. Sie riss ihren Kopf herum. Ihre Schreie wurden lauter und schriller, was ihre Stimmbänder fürchterlich verzerrte. Spitze kalkweiße Zähnen erstrahlten im Licht des erscheinen Blitzes, während eiskalte Flüssigkeit auf ihre nackten Schlüsselbeine tropfte. „Jetzt haben wir dich Prinzessin!"

Eine behandschuhte starke Hand fasste etwas grob nach ihrem Unterarm und die Königin schlug wie verrückt um sich. „Königin Camilja!" Die raue Stimme, welche vorher noch ihre Ohren betäubt hatte, verwandelte sich langsam in einen warmen besänftigenden Klang. Eine zweite Hand so kalt wie ein Eisberg legte sich an ihre Stirn und kühlte sie ein wenig, was sie in den Wachzustand zurück katapultierte. Ihre müden Glieder stürzten schwach zu Boden und auch die leuchtend gelben Augen nahmen die Form einer glühenden Laterne an, die ihren elenden Anblick in einem flimmernden Licht schwach erleuchtete. „Alles in Ordnung?" Schwer nach Luft ringend blickte sie nun in die kantigen Gesichter zweier Soldaten, die sie mit besorgten dunklen Augen musterten. Camilja zuckte zusammen, als ein weiterer Tropfen ihre gläserne Haut benetzte, bis sie erst realisierte, das diese von den völlig durchnässten Soldaten kam, die bestimmt gerade von ihrem Schichtwechsel kamen. Die dunkelbraunen brustlangen Haare des Elben, welcher vor ihrer Gestalt kniete, hatte sich zur Hälfte in seiner metallenen Rüstung verfangen, wobei der Rest ihm in einem Wirrwarr auf seinem Kopf hauste. Ein erleichtertes Lächeln huschte über sein leicht verdrecktes Gesicht, als er sich sicher war, dass es der Königin wieder einigermaßen gutging. Auch der zweite etwas jüngere Soldat, der hinter ihm stand schien wieder beruhigt zu sein. Sogar er sah ziemlich erschöpft und zerzaust aus, wobei ihre Mundwinkel wieder nach oben schnellten. Irgendwie taten sie ihr Leid, aber dieser niedlicher strubbeliger Anblick brachte sie trotzdem zum Lachen. „Zum Glück geht es euch gut. Wir dachten schon ihr wärt in Gefahr." Etwas beschämt über ihre Angst schüttelte sie den Kopf und richtete sich mit der Hilfe des knienden Soldaten auf. „Nein, verzeiht mir, aber meine Müdigkeit hat mir wohl die Besinnung geraubt", log sie dezent, um von ihrer eigentlichen Furcht abzulenken. Welche erwachsene Frau gibt schließlich zu panische Angst vor einem Gewitter zu haben? „Sollen wir euch begleiten?" Die Königin sah auf, wobei sie sich fast in diesen schönen dunklen Augen des Soldaten verlor. Zuerst wollte sie deren Hilfe dankend ablehnen, doch als der nächste grollende Donner ihr eine schmerzhafte Gänsehaut einbrachte, überlegte sie es sich doch anders. Die schwere Rüstung schepperte grässlich, als sie sich erhoben, wobei Camilja unwohl das Gesicht verzerrte. Wie lange sie wohl schon bei diesem Unwetter Wache schieben mussten? Bei diesem Gedanken überkamen die Königin sofort ihre Muttergefühle. Sie konnte sich es nie und nimmer vorstellen ihre Gesundheit und im schlimmsten Fall sogar ihr Leben zu opfern. Ganz besonders für einen Herrscher, der diesen Schutz nicht einmal respektierte. Camilja fühlte sich schlecht. Schlecht gegenüber den vielen Soldaten, die der König keine Beachtung und Wertschätzung schenkte. Das Schlimme daran war, dass sie auch Mitschuld hatte, da sie schließlich an ihn gebunden war. Würde sie in ein paar Jahren etwa auch so enden? Könnte sie genauso so gnadenlos und kaltherzig über ihr Volk herrschen? Der Königin blieb die Luft weg. Und was geschieht mit Meleth? Die muskulöse Hand des Elben um ihre Hüfte, brachte sie zurück in die Realität. Beide waren so herzlich und fürsorglich, wie sie die Königin stützten und sie sicher zu ihrem Gemach transportierten. Selbst wenn es nur ein paar wenige Meter waren, musste sie sich revanchieren, schon alleine ihres schlechten Gewissens Willen. „Als Dank möchte ich bei euch erkenntlich zeigen." Die Soldaten winkten dankend ab, da sie dies auf keinen Fall von ihr annehmen konnten, aber Camilja bestand darauf und zog sie schließlich gegen ihren Entschluss in das warme riesige Zimmer.

Tollpatschig stolperten sie der wieder energiegeladenen Camilja nach und staunten über das prachtvolle königliche Gemach, welches sie förmlich in den Bann zog. Sie lachte leise auf, wie sie sie beobachtete und erinnerte sich an die alten Zeiten zurück, als Thranduil sie das erste Mal hierher schicken ließ. Wenn sie die beiden dabei so ansah, war es so, als würde sie in einen Spiegel blicken. „Welch Ironie", dachte sie sich und lenkte die Aufmerksamkeit mit einem Schnipser zurück auf sich. Die faszinierten Elben erstarrten bei diesem Geräusch, was sie sofort wieder zum Lachen brachte. „Bitte...", sie deutete auf die weiche Sitzbank vor dem knisternden Kamin hin. „Setz euch, ich bringe euch gleich etwas Tee." Während der junge Soldat sich seiner Rüstung entledigte, schlug ihm der andere gegen den Hinterkopf und wollte ihn züchtigen, das er dies in ihrer Gegenwart unterlassen soll, aber Camilja ließ ihn mit einer liebenswürdigen Geste gewähren. „Aber Königin Camilja wir wollen durchaus keine Umstände machen, denn ihr Gemahl..." Mit einem lauten Seufzer unterbrach sie seine Worte und nahm ihm selbst den Helm ab, um ihm die Angst zu nehmen. „Keine Sorge, ich bestehe darauf, außerdem..." Sie stellte ihn auf dem Kaminsims ab und machte sich auf die Kräuter für einen Tee zusammenzustellen. „Ein wenig Gesellschaft kann nicht schaden." Der bescheidene Elb ging nicht weiter darauf ein und wärmte sich zusammen mit seinem Partner an dem wohltuenden Feuer. Mit drei Kristallgläsern in der rechten Hand und dem Kräutergemisch in der linken, kehrte sie zu den beiden zurück. Das kochende Wasser schöpfte sie aus dem hinter den Kacheln versteckten Kessel und reichte ihnen das Heißgetränk. Mit einer tiefen Verbeugung bedankten sich die beiden und genossen diese schöne ruhige Zeit. Sie lachten sich an, unterhielten sich über dies und jenes und die Königin hörte interessiert zu. „Du liebe Güte wie unhöflich!" Die Soldaten erschraken, als die Königin inmitten des Gesprächs plötzlich von ihrem Sitz aufsprang. Sie hatte ganz vergessen, die Gläser ihrer Gäste aufzufüllen und kam erneut mit dem Kessel über dem Feuer angestürmt. Während sie das Wasser so eingoss und ihnen ein warmes Grinsen schenkte, fiel ihr ein, das sie noch gar nicht nach ihren Namen gefragt hatte. Peinlich berührt errötete sie und rieb sich kopfschüttelnd die Stirn. Was für ein schrecklicher Gastgeber sie doch war. „Verzeiht mir die späte Frage, aber darf ich eure Namen erfahren?" Der ältere Elb verschluckte sich fast an seinem brühend heißen Tee und schimpfte mit seinem Partner auf Sindarin, was ihn ziemlich klein machen ließ. Camilja kicherte in ihre Hand hinein, da er ihm bestimmt eine Standpauke hielt, warum er es nicht im Vorhinein schon erwähnt hatte. „Nein, ich bitte euch, wenn dann müssen wir uns entschuldigen." Vorsichtig stellte er das Glas auf den Baumstumpftisch ab und klopfte sich auf die linke Schulter. „Ich heiße Herenvar, zweiter Offizier der königlichen Garde und dieser tollpatschige Bursche nennt sich Indol." Der junge Elb nickte ihm zustimmend zu, während er seinen Tee fest an seine Lippen presste, was Camilja erneut einen kurzen Lacher entlockte. Auch sie nippte kurz an dem wohltuenden Getränk und war sichtlich überrascht ausgerechnet den Offizier in ihrem Gemach zu haben. Einerseits freute sie sich über den besonderen Besuch, aber andererseits fragte sie sich doch, warum der König ihn ihr nicht vorgestellt hatte. Hielt er es etwa nicht für angebracht, oder sah er es wie immer nicht so herausragend an, wie sie es schließlich tat? „Welch Ehre, Hauptmann Herenvar." Eine leichte Andeutung zu einem Knicks ließ den Soldaten Erröten. Diese Art von Anerkennung schien er wohl nicht öfters zu bekommen, was der Königin erneut ein ungutes Gefühl einbrachte. „Sagt, warum muss ein Offizier bei so eine Wetter das Tor zu den Hallen bewachen? Ich dachte, ihr würdet die Truppen im Düsterwald anführen?" Leicht verwirrt hob er eine Augenbraue und schielte zu seinem Partner, der jedoch auch planlos den Kopf schüttelte. Ob sie sich wohl falsch ausgedrückt hatte? Camilja versuchte ihre Frage zu wiederholen, doch da fiel ihr der Soldat ins Wort: „Wir kommen gerade aus dem Düsterwald, meine Königin...."Camiljas Herz machte einen Sprung, als sie dies zu hören bekam. „Das bedeutet Legolas ist wieder zurückgekehrt?" Glücksgefühle brachten die Königin zum Schmunzeln, da sie sich freute, ihn endlich wiederzusehen. Die beiden Elben schienen ihre Aufregung jedoch nicht zu teilen und sahen sich erneut stumm in die Augen. Das Schweigen irritierte sie ein wenig, bis der ältere Soldat seine Stimme hob: Habt ihr es noch nicht gehört?" Camilja legte den Kopf schief. „Was meint ihr?", antworte sie ihm etwas angespannt, da sie nicht wusste, wovon er da sprach. Zumindest wollte sie es nicht glauben, als er es ihr erzählte: „Der Prinz, er ist verschollen...." 

Hinter den Wäldern 2 **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt