Wiedergutmachung

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„Du hast Nerven hierherzukommen!", warf sie ihm vorwurfsvoll an den Kopf, während er langsam auf sie zukam

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„Du hast Nerven hierherzukommen!", warf sie ihm vorwurfsvoll an den Kopf, während er langsam auf sie zukam. Der Boden vibrierte bei jedem Schritt, den er ansetzte und sie lenkte ihren Kopf in Richtung ihrer rechten Schulter. Noch kam ihm kein einziges Wort über seine Lippen, was ihr zeigte, dass er alles zu bereuen schien. Camilja spielte mit einer ihrer Haarsträhnen, um sich selbst zu beruhigen. Auch wenn es den Anschein hatte, dass er sich über seine Vergehen Gedanken machte, würde sie es lieber vorziehen eine Entschuldigung von ihm zu hören. Stattdessen schwieg er weiterhin und umkreiste sie dabei. In ihrem Augenwinkel erkannte sie seinen Schatten, welcher sich noch recht unsicher war, ob er ihr sich nun nähern sollte oder auch nicht. Er entschied sich jedoch dagegen und marschierte dafür abwesend auf das knisternde Feuer ihr gegenüber zu. Ohne zu blinzeln, folgte sie seinen schlaffen Bewegungen, die ganz ungewöhnlich für ihn waren. Das Licht fiel auf den glitzernden Schmuck an seinen Fingern, welches sie ein wenig blendete. Er fasste nach seiner schweren Robe und legte sie auf einem hölzernen Stuhl ab, um sich danach der Feuerstelle zu nähern. Er drehte sich zur Seite, doch er sah seine Frau nicht an. Sein leerer Blick galt den tanzenden Flammen, an denen er sich wärmte, was seiner ungeduldigen Gemahlin, so gar nicht zusprach. Es kostete ihn anscheinend Überwindung sie um Verzeihung zu bitte. Schließlich hatte sich ein König nicht zu entschuldigen. Camilja sah das aber anders. Zornig krallte sie ihre Fingernägel in das Bettlaken, doch bevor sie ihm einen weiteren Vorwurf machen konnte, fing der König plötzlich an zu reden. „Ich nehme an, ich muss mich wohl für meine Taten rechtfertigen", gab er etwas kühl von sich und wagte es nun sie anzuschauen. Seine Haut wirkte so bleich, dass es fast gespenstisch schien. Seine sonst so schönen eisblauen Augen schimmerten milchig, was ihr so gar nicht gefiel. So hatte sie ihn schon lange nicht mehr erlebt, weswegen sich ihre Wut langsam in Sorge verwandelte. Vielleicht war sie doch etwas zu streng mit ihm gewesen und es versteckte sich eine ganz andere Sache hinter seiner fast trügerischen Fassade. „E-es tut mir Leid meine Liebe..." Trotz seines geschwächten Gemüts fiel es ihm nicht gerade leicht darüber zu sprechen und Camilja konnte nicht anders, als ihm zu verzeihen. Ihre Mundwinkel zuckten nach oben und sie streckte eine Hand nach ihm aus, die er, ohne zu überlegen erfasste, um sich vor ihr auf ein Knie niederzulassen. „Was ist denn los?" Thranduil nahm ihre Hand und legte sie an seine Wange. Camilja erschrak, da seine kalte Haut sie sehr überraschte. Er hingegen genoss ihre Berührungen und schloss seine Augen. „Sprich mit mir Thranduil." Ihre Stimme klang viel heiser, als üblich und der König begann nun endlich sein Herz an ihr auszuschütten. „Legolas hat dir bestimmt schon von meiner Aufgebrachtheit berichtet nicht wahr?" Sie nickte. So betrübt wie er zuvor an ihrem Bett geweilt hatte, schien es ihn sehr getroffen zu haben. „Hat er dir auch erzählt wovon unsere Unterhaltung handelte?" Camilja versuchte sich genau an den aufschlussreichen Morgen zu erinnern, aber er hatte kein Wort darüber verloren. „Es ging um Meleth. Er meinte, dass es eine hervorragende Idee wäre ihre Geburt in ganz Düsterwald zu feiern." Vorsichtig strich der der kleinen Prinzessin über den Kopf, doch Camilja wirkte etwas verwirrt. Sie fand nichts Falsches an Legolas Äußerung, sie stimmte dem Ganzen sogar zu. „Was hat dich daran aus dem Konzept gebracht?" Thranduil erhob sich rasch, wobei die Königin ein wenig erschrak. „Ich stimme deinem Sohn sogar zu. Eine kleine Feier würde dem Volk nicht schaden außerdem..." Sein verärgertes Knurren brachte sie jedoch zum Verstummen und er entfernte sich von ihr. „Du bist genauso töricht wie er! Ist dir entfallen wie viele Gefahren dort draußen auf unser Königreich lauern? Die Anpreisung einer Neugeborenen in meinen Hallen könnte dies alles nur noch verstärken!" Camilja ließ den Kopf sinken. Sie hörte die Verzweiflung in seiner Stimme, doch auch wenn er Recht hatte, wollte sie ihm nicht zustimmen. Meleth war durchaus ein Lichtblick, aber nicht nur für sie, sondern auch für das gesamte Reich. Warum also sollte niemand davon erfahren dürfen? Camilja sah nach Thranduil, doch seinen angespannten Gesichtszügen nach, wollte sie ihm nichts von ihren Gefühlen zu diesem Thema erzählen. Zumindest erst dann, wenn er im Stande war sich in einer normalen Lautstärke mit ihr zu unterhalten. Langsam erhob sie sich und bewegte sich auf ihren Gatten zu. Sachte fuhr sie ihm über seine Schulter, wobei er einen tiefen Seufzer losließ. „Mach dir nicht so viele Gedanken, ich werde mit Legolas sprechen. Er wird schon auf mich hören." Thranduil lachte auf. „Natürlich wird er das." Er drehte sich zu ihr und schloss seine Hände um ihre Hüfte, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. „Trotzdem", fügte Camilja noch dazu. „Das hättest du mir auch viel früher erklären können. Mit meinen Gefühlen zu spielen ist nicht dein Recht!" Sie hob drohend den Finger und dem König waren leichte Schuldgefühle anzumerken. „Ich weiß meine Liebe. Verzeih mir bitte." Die Klarheit in seinen Augen kehrte mit einem Male zurück und sie musste sich natürlich gleich in ihnen verlieren. Genauso wie in alten Zeiten. Thranduil beugte sich zu ihr und hievte die kleine Prinzessin auf seine starken Arme. Erleichtert rieb sie sich den Oberarm, da sie das kleine Wunder schon den ganzen Tag festgehalten hatte. Eine Abwechslung tat ihr dabei wirklich gut. „Ich glaube jedoch, dass ich weiß, wie ich es wieder gut machen kann." Camilja schob fragend eine Augenbraue hoch und fuhr sich durch ihr langes Haar. „Ach ja?", fragte sie skeptisch und Thranduil führte seine Frau zur Tür. „Du wirst schon sehen..." Mit der kleinen Prinzessin auf dem Arm leitete er die beiden in Richtung königliches Gemach, was Camilja schon ziemlich neugierig machte. Thranduil schwieg auch den restlichen Weg über, was sie fast schon verrückt machte. Auf ihre löchernden Fragen gab er, wie gewohnt, keine Antworten und nicht ein einziges Zucken gab ihr irgendwelche Hinweise. Sein Ausdruck blieb kalt und emotionslos, wie immer. Ihr kam es fast schon so vor, als würde er es genießen sie ein wenig zu quälen. Er wollte es zwar nicht zugeben, aber sie kannte seine Absichten sehr gut. Bei diesem Gedanken musste sie ein wenig kichern. Vielleicht auch schon zu gut, ihrer Meinung nach. Thranduil blieb vor der Tür stehen und bat Camilja sie zu öffnen. Dies ließ sie sich natürlich nicht zwei Mal sagen und fasste nach der geschwungenen Türklinke, um kurz darauf das wunderschöne Zimmer zu betreten. Staunend und mit weit geöffneten Augen betrachte sie das große Bett, wo daneben eine bezaubernde wäldliche Wiege stand. Dem König entkam ein kurzer Lacher, als er sie darauf zustürmen sah. Er wusste doch, dass es seiner Frau gefallen würde. Immer noch überrascht kniete sich Camilja vor den ausgehüllten verwachsenen Eichenstamm, in dem ein weiches weißes Kissen eingelegt wurde. Einzelne Äste umgarnten das prachtvolle Holz und sie zog den frischen Waldduft in ihre Nase ein. Ihre neugierigen Fingerspitzen fuhren über die Rinde, an der noch frisches Moos glitzerte und ihr stiegen Tränen in die Augen. Sie strahlte, als sie das handgeschnitzte Glockenspiel berührte, da es sie an ihre alte Hütte zurückerinnerte. Das angenehme Wald leben, die frische Luft und der plätschernde Fluss. Dieses wundervolle Gefühl konnte sie jetzt auch an ihre Tochter weitergeben. „Nun es sollte eigentlich ein Geschenk an dich und Meleth sein, aber nach meinem Fehlverhalten ist es wohl eher eine Wiedergutmachung geworden." Camilja erhob sich und fiel ihrem Gatten um den Hals. „Es ist wunderschön!" Überglücklich fuhr sie ihm über die Wange. „Ich danke dir!" 

Hinter den Wäldern 2 **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt