Ablenkung

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Mit seinen starken Händen schleppte er nun die etwas zerstreute Königin auf den Gang hinaus und zerrte sie widerwillig hinter sich her

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Mit seinen starken Händen schleppte er nun die etwas zerstreute Königin auf den Gang hinaus und zerrte sie widerwillig hinter sich her. "Moment, Moment!" Mit schwachen Gestikulationen, versuchte sie sich nun zu wehren, doch laut ihrer sehr unvorteilhaften Nacht, konnte sie nicht gerade viel Kraft an den Tag legen, was der stolze Prinz anscheinend nicht einmal zu spüren bekam. „Ich kann nicht nach draußen gehen, was ist mit Meleth? Sie braucht mich bestimmt und..." Legolas unterbrach ihr wirres Geschwätz mit einem tiefen rauchigen Räuspern. „Sei unbesorgt über die kleine Prinzessin. Thranduil hat sie Luthiens Obhut übergeben, also mach die keine Gedanken." Camilja gab ihr hoffnungsloses Gezanke nun auf und trappte ihm nun ausnahmsweise hinterher. Er hatte ja Recht. Luthien war eine gute Haut, ihr konnte man hervorragend vertrauen. Warum sollte sie sich auch um ihre Tochter sorgen? „Vor allem, wie lange warst du schon nicht mehr im Palastgarten? Wenn ich mich recht erinnere hast du dich früher doch morgens bis abends dort aufgehalten." Camilja nickte zufrieden. Es stimmte, seit Thranduil ihr dieses wunderschöne Land vermacht hatte, verging kein einziger Tag, an dem sie nicht den steinernen Weg entlang spazierte. Vorbei an dem frischen Gräsern und den leuchtenden farbenfrohen Sträuchern, die sie umgaben. Sie liebte den Geruch der vielen Blumen und Kräuter, sowie der Anblick der brummenden Insekten, die ihren zierlichen Leib umflogen. Ach wie wundervoll sich die Erinnerungen in ihren Pupillen widerspiegelten. Traurig ließ sie ihren Kopf sinken. Dies war jedoch schon lange her, da sie, seitdem sie mit Meleth schwanger geworden ist, keine Kraft mehr fand dieses Phänomen zu erleben. Schade eigentlich, wenn so intensiv darüber nachdachte, doch Legolas wollte das Glück und die Vorfreude in ihr wieder hervorrufen. Selbstsicher holte sie den Prinzen nun ein und fasste nach seinem Arm. Mit einem flüchtigen Blick zu ihrer Seite erhaschte die Königin seinen zufrieden Gesichtsausdruck, dem sie natürlich Folge leistete. Sie hasste es, wenn er immer alles besser wusste und genau aus diesem Grund war sie ihm so verbunden und dankbar. Mit eiligem Getrappel bogen die beiden um die Ecke. Einige Wachen kamen ihnen entgegen und begrüßten sie vornehm, während die Königin ihnen aufmunternd zuwinkte. Erstaunt sahen sie ihr noch eine Zeit lang nach, da sie selbst überrascht wirkten sie einst wieder so fröhlich zu sehen. Camilja erhöhte das Tempo. Bereits von der Ferne konnte sie das weite Gartentor erkennen, durch dessen goldenes Gitter bereits die hellen Sonnenstrahlen fielen. Ihre Aufregung stieg mit jedem weiteren Schritt an, wobei ihr Herz wie wild an ihre Brust hämmerte. „Warte!", lachte der Prinz, da sie ihn mittlerweile hinter sich herzog. Lachend ignorierte sie jedoch seine Worte und stürmte weiter darauf zu. Ihre herzhaften Laute hallten gefühlt in den gesamten Hallen wider während Legolas ihr nicht mehr folgen konnte. Baradir, der dort vor dem Tor Wache schob, erkannte die übereifrige Camilja sofort und machte sich schnurstracks an die Arbeit, die Torflügel zu öffnen. Sie war kaum mehr zu stoppen, als sie ihm einen Handkuss zuwarf und ungeschickt ihr weites weißes Kleid hochkrempelte. Baradir sah ihr leicht entgeistert nach und musste bei dem Zugwind, den sie verursachte seinen Helm festhalten. „Aber Königin Camilja ihr könnt doch nicht...", stotterte ihr nach, sobald sie die hohen Stufen hinabstolperte. Legolas der ihr hechelnd hinterhertrottete machte an der Seite des Soldaten Halt und klopfte ihm auf die rechte Schulter. „Du hast etwas gut bei uns alter Knabe!" Baradir öffnete seinen Mund und wollte gerade eine Kleinigkeit loswerden, doch da war auch der Prinz schon über alle Berge. Camiljas nackte Füße flogen förmlich über die steinernen Bruchstücke des Weges, während sie sich kurz darauf in das weiche Gras rücklings fallen ließ. Beruhigt und vollkommen tiefenentspannt atmete sie einmal tief ein. Der süßliche Duft ihrer Lieblingsblumen stieg ihr sofort in die Nase und sie genoss die wohlige Wärme der Sonne auf ihrer zarten Haut. Auch wenn sie es kaum mitbekam lächelte sie. Lächelte aus tiefsten Herzen und begriff in diesem Augenblick, an was es ihr all die Monate gefehlt hatte. Camilja setzte sich auf und betrachte mit weit geöffneten Augen dieses bezaubernde bekannte Panorama. Die Elben schienen sich wirklich Mühe gegeben zu haben ihn, während ihrer Abwesenheit, in Schach zu halten. Sie war also positiv überrascht. Tollpatschig rappelte sie sich auf und stürmte auf ihr geliebtes Kräuterbeet zu. Die starren Grashalme kitzelten sie dabei zwischen den Zehen, was sie erneut an alte Zeiten zurückerinnerte. Auch hier wurde sie nicht enttäuscht, da allesamt in voller Pracht wuchs und gedieh. Was könnte sie wohl alles daraus zaubern und anfertigen? Kräuterelixiere, Wundsalben, herbe Öle und vieles mehr. Ideen über Ideen schwirrten durch ihren kleinen Kopf, was ihre anderen Probleme ganz gar verschwinden ließen. „Wie ich sehe hat es dir doch nicht geschadet!" Camilja drehte sich um, als Legolas sie nun endlich eingeholt hatte. Mit verschränkten Armen vor der Brust schüttelte er schmunzelnd den Kopf. Er sah auf sie herab und sie folgte seinen Blicken, wobei sie erst jetzt realisierte, wie schmutzig sie geworden ist. Beschämt erröteten ihre Wangen, was dem Prinzen als ein großes Dankeschön schon ausreichte. Enttäuscht über sich selbst raufte sie sich die Haare und schlug sich dabei an die Stirn. „Thranduil wird mich umbringen, wenn er mich so sieht." Legolas pflückte eine rosafarbene Blume, die dort am Wegesrand im Wind hin und her wehte und steckte sie ihr hinters Ohr. „Das war es wenigstens wert." Camilja zuckte zufrieden mit den Mundwinkeln und gesellte sich zu dem Prinzen, um mit ihm zu dem prunkvollen Pavillon zu spazieren. Obwohl die gute Laune der Königin nun unaufhaltsam wirkte, bedrückte sie trotz allem noch dieser merkwürdige Gedanke. Legolas, der sie stets beobachtete, bekam dies sofort zu spüren und hob ihr Kinn leicht an. „Willst du es mir verraten?" Camilja durchzuckte es und kräuselte dabei die Lippen. Sie musste mit Jemanden darüber reden und wer bot sich da am besten an, wenn es nicht er sein sollte. Beim Pavillon angekommen legte sie ihre schweren Hände auf dem schneeweißen Holzgeländer ab und blickte verträumt hinaus auf die Berglandschaft. „Es fängt wieder an", prophezeite sie ihm und der Prinz hob fragwürdig eine Augenbraue hoch. „Was meinst du?" Camilja schloss betrübt ihre Augen. „Die unerklärlichen Träume, die ich einst hatte. Sie haben mich wieder eingeholt und ich weiß nicht was sie bedeuten." Der Prinz kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Wie ungewöhnlich, aber du weißt doch schon über deine Vergangenheit Bescheid, wieso also sollten sie dich ein weiteres Mal verfolgen?" Die Königin zuckte unwissend mit den Schultern. Diese Frage hatte sie sich schon mehrmals gestellt, aber ihr wollte einfach keine Lösung dazu einfallen, außer dass möglicherweise etwas Ungewöhnliches auf sie wartete. „Hast du ihm schon davon berichtet?" Camilja erstarrte und warf ihm dabei einen vorwurfsvollen Blick zu. „Dem König?" Der Prinz nickte. Ein übertriebenes Lachen kam über ihre Lippen und sie stützte sich auf ihrem Handgelenk ab. „Vergiss es, er ist doch viel mehr mit sich selbst beschäftigt, als seine wertvolle Zeit mit lächerlichen Verschwörungstheorien zu vergeuden!" Leider nahm er seine Pflichten in den letzten Tagen wiedereinmal zu ernst, was Camilja ziemlich zusetzte. Er sollte sich lieber um seine Familie kümmern, als stundenlang auf seinen Thron zu sitzen. Egal wie sehr sie sich auch anstrengte, er wollte einfach nicht hören. Vielleicht musste sie ihm wirklich erst in Rage bringen, um seine Aufmerksamkeit wieder zu erlangen.... Auch wenn die Königin gerade so schön dabei war ihren Frust rauszulassen, wurden ihre Gedanken von einer weichen Stimme unterbrochen, die dabei immer näher auf die beiden zukam. 

Hinter den Wäldern 2 **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt