Verantwortung

620 38 1
                                    

Camilja trat hinaus und holte zuerst einmal tief Luft

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Camilja trat hinaus und holte zuerst einmal tief Luft. Flüssigkeit sammelte sich in ihren Augen, aber sie versuchte es so gut es ging zu unterdrücken. Zu viele Empfindungen taten sich in ihr auf und nahmen ihr dabei die Konzentration. Sie schluchzte, da der Schmerz von Enttäuschung sie innerlich zerfraß. Von ihrem Zorn ganz zu Schweigen, welcher ihre wackeligen Beine hinaufkroch und ihr Gefühlschaos nur noch tiefer in den Abgrund stürzte. Wie konnte er ihr das nur antun? Ihr und dem kleinen Wunder, das sie eigentlich beide beglücken sollte. Camilja rieb sich die Lider und rümpfte verärgert ihre Nase. Er sollte sich doch freuen und sich nicht im Selbstmitleid ertränken! Camilja stapfte auf. Ihre Nägel gruben sich in ihre Handfläche, doch es tat ihr nicht weh. Im Gegenteil, da alles Andere im Moment ihre Sinne betäubte. „Baradir", schnaufte sie betrübt, sah ihn dabei jedoch nicht ins Gesicht. „Schließe die Tür!" Der Elb zögerte für einen kurzen Augenblick, da der angeschlagene Ausdruck des Königs ihm ein wenig Angst einjagte, doch die Verzweiflung der Königin, brachte ihn schlussendlich dazu ihr zu gehorchen und sich ihm zu widersetzen. Möglicherweise keine so gute Idee, aber er hatte eben ein zu großes Herz. Krachend fiel die steinerne Tür ins Schloss, was der kleinen Prinzessin nicht gerade gefiel. Sie wurde davon nämlich relativ unerwartet aus dem Schlaf gerissen und begann darauf natürlich fürchterlich zu Weinen. „Oh Nein!" Camilja trocknete sich mit ihren weiten Ärmeln das letzte Mal ihre Tränen und hob die kleine Elbin auf ihre Schulter. „Ganz ruhig", flüsterte sie ihr sachte und mit Ruhe zu, doch damit war es leider nicht getan. Auch das ständige hin und her Wippen, machte die ganze Sache nicht wieder gut, wobei Camilja es etwas mit der Angst zutun bekam. Schließlich war das ihr erstes Kind und sie wusste nicht wirklich was sie in solchen Situationen machen sollte. Camilja schloss deprimiert die Augen. Thranduil wäre dabei schon erfahrener, aber ihr Trotz ließ sie nicht zu ihm gehen. Nicht nach seinem unmöglichen Verhalten. „Verzeiht meine Königin." Baradirs Räuspern brachte sie dazu sich ihm zuzuwenden, während er seinen Helm abnahm und sich tief verbeugte. Camilja kicherte und kam auf den tollpatschigen Soldat zu. „Ich habe dir doch gesagt, dass du dich mir gegenüber nicht so verhalten musst. Nicht, nach alldem, was du für uns getan hast." Der Elb errötete, als er sich gerührt erhob und ihr ein warmes Lächeln schenkte. „Vielleicht kann ich euch ja behilflich sein." Camilja hob verwundert eine Augenbraue an. „Du weißt wie ich sie beruhigen kann?" Er nickte zustimmend und sie legte ihm das Baby vorsichtig in seine beschützenden Arme. Kurz darauf nahm er auf einem alten dreibeinigen hölzernen Stuhl platz und die Königin beobachtete ihn dabei wie er anfing ein Lied zu singen. Überrascht und beeindruckt zugleich lauschte sie seiner beruhigenden tiefen Stimme, bei der selbst ihre Lider immer schwerer und schwerer wurden. Er hörte sich so wunderschön an, obwohl sie nicht viel verstand, da es auf Sindarin war, doch es erfüllte seinen Zweck. Nur wenige Minuten später fiel die kleine Prinzessin zurück in den Schlaf und Camilja atmete erleichtert auf. Baradir beendete seine Ode und Camilja fiel dankend auf ihre Knie. „Das war wunderschön Baradir. Ich danke dir!" Der Elb winkte ab und fuhr sich dabei durchs lange Haar. „Keine Ursache meine Königin." Sein Blick blieb an der schlafenden Meleth hängen und er konnte nicht anders, als sich in sie zu verlieben. „Woher wusstest du das?" Baradir stupste ihr sachte die Nasenspitze. „Dieses alte Schlaflied hat mir meine Mutter immer vorgesungen, wenn ich mich davor fürchtete schlecht zu träumen. Ich kann mich kaum erinnern, dass es ein einziges Mal nicht funktioniert hat!" Camilja lachte mit ihm und er übergab ihr wieder ihre Tochter. „Wie wunderbar! Du musst es mir unbedingt beibringen!" Baradir kratzte sich am Hinterkopf. „Es wäre mir ein Vergnügen." „Camilja!" Eine aufgelöst Frauenstimme lenkte die Aufmerksamkeit der beiden auf die kleine Elbin, die völlig außer Atem auf sie zu gerannt kam. Ungeschickt stolperte sie über ihre lange Schürze und klemmte sich zwei ihrer Haarsträhnen hinters Ohr. „Ach Luthien...", jammerte Camilja reumütig und fiel der kleinen Elbin um den Hals. Überrascht von ihrer plötzlichen Umarmung war sie für einen Augenblick wie versteinert, doch als sie wieder von ihr abließ, erröteten leicht beschämt ihre Wangen. „Es tut mir furchtbar Leid meine Liebe, ich hätte dich nicht so behandeln sollen." Berührt von ihrer ernst gemeinten Entschuldigung, tätschelte sie fürsorglich ihren bleichen Handrücken, was die Königin wieder aufmunterte. „Ist schon gut eure Majestät. Die Hauptsache ist doch, dass euch zwei an nichts fehlt." Luthien strich dem entzückenden Baby über den Kopf, wobei sie erneut zu quengeln begann. Camilja drohte ein weiteres Mal in ein Tief zu stürzen, jedoch die warme weiche Stimme der jungen Elbin erweckten in ihr den Kampfgeist. „Das habe ich mir schon gedacht. Sie wird bestimmt großen Hunger haben. Es wäre am besten sie nicht länger warten zu lassen." Camilja stimmte ihr dabei erleichtert zu und verabschiedete sich von Baradir, um sich auf den Weg zum Krankenflügel zu machen.

Der bronzene Kessel brodelte bereits, als sie die weite Tür aufstießen und Luthien dabei auf die Feuerstelle zueilte. Schnell hob sie das kochende Wasser mit ihren Ärmeln auf die erhöhte steinerne Platte neben ihr und holte eine kleine gläserne Flasche hervor. Langsam ließ sie den Behälter ins Wasser gleiten, um den Inhalt darin vorsichtig auf die richtige Temperatur zu bringen. Camilja nahm derweil auf einem der Betten Platz, was ihren erschöpften Beinen ziemlich gut tat. Erleichtert atmete sie aus und genoss die ruhige Atmosphäre, um für einige Minuten alles Schlechte auszublenden. Ihr Blick fiel dabei auf Luthien, welche sich die Mühe machte, die kleine Prinzessin, so gut es ging zu versorgen. Den Schweißperlen auf ihrer Stirn nach zu urteilen, nahm sie ihre Aufgabe sehr ernst, aber auch die Leidenschaft konnte sie ihr ansehen. Ganz anders, als ihr vorheriger Lehrling, dem sie viel Unheil verdankte. Camilja ächzte, als stechenden Schmerzen ihren Kopf durchfluteten und sich plötzlich die verzerrte Fratze jener verruchten Elbin in ihr Gehirn brannte. „Es wird Zeit." Luthien kam auf sie zu und riss die Königin aus ihrem Albtraum, indem sie ihr die schöne Flasche in die Hand drückte. „N-natürlich", erwiderte Camilja und begann ihre Tochter zu füttern. Camilja überkam ein entzückender Lacher, als sie Meleth dabei beobachtete, wie gierig sie den Inhalt der kleinen Flasche verzerrte. Luthien kniete sich zu ihr, um ihr den Kopf zu halten. „Sie ist wirklich schon sehr hungrig gewesen", wurde sie sich nun bewusst und bedankte sich bei der kleinen Elbin, die es für selbstverständlich hielt. Genau in diesem Moment schoss Camilja ein Gedanke durch den Kopf. „Sag Luthien ist mein Brief auch wohlbehütet angekommen?", wollte sie neugierig wissen, doch sie bekam nicht gerade die Antwort, welche sie erwartet hatte. Die braunhaarige Elbin zuckte unwissend mit ihren Schultern, was Camilja merkwürdig vorkam. „Ich habe Baradir wie erwünscht losgeschickt, aber als er mir davon berichtete, hieß es, dass er ihm den Brief nicht persönlich ausgehändigt hatte." Camilja runzelte verwundert die Stirn. „Am Rande des Flusses fand er jedoch eine Baumhöhle, in der sich vielerlei Trödel befand. Dort verstaute er den Brief, also bin ich mir sicher er würde euch sofort informieren, wenn er ihn findet." Unsicher knabberte die Königin an ihrer Unterlippe, da sie sich nicht erklären konnte, warum er sich noch nicht gemeldet hatte, schließlich bekam sie alsbald immer eine Antwort auf ihre Briefe von ihm. „Vielleicht war er ja im Dorf unterwegs? Verzweifelt nicht meine Liebe, es wird bestimmt einen Grund dafür geben." Luthien hatte Recht. Er musste wohl auf Reisen sein, was sie ein wenig besänftigte. Ein lautes Grollen ließ die beiden zusammenzucken und ein schwacher Windstoß machte ihnen klar, dass jemand den Krankenflügel betrat. „Camilja..." Eine tiefe gestockte Stimme, wirbelte die Wut der Königin wieder auf, da es niemand Anderes, als Thranduil sein konnte. Um Luthien nicht zu verunsichern, schenkte sie ihr ein falsches Lächeln. „Wärst du so freundlich, um uns für einen kurzen Moment allein zu lassen?" „Natürlich." Die Flasche war bereits geleert, weswegen Luthien sie entfernte und sich wieder aufrichtete. Zu guter Letzt klopfte sie sich ihre Hände an der weißen Schürze um ihre Hüfte ab, um danach mit einem tiefen Knicks vor dem König, aus der Tür zu treten. 

Hinter den Wäldern 2 **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt