Ausflug

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Camilja zuckte zusammen, als sie plötzlich und wie aus dem Nichts von einem grollenden Knall in ihren Ohren aus dem Schlaf gerissen wurde

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Camilja zuckte zusammen, als sie plötzlich und wie aus dem Nichts von einem grollenden Knall in ihren Ohren aus dem Schlaf gerissen wurde. „Was war das?", fragte sie sich und fuhr sich über das Gesicht, während sie ihre Augen öffnete und in das wunderbare Panorama der untergehenden Sonne hinaufblinzelte. Sie gähnte, doch als sie versuchte sich zu strecken, schlug ihr Hinterkopf dumpf gegen ein steinhartes Fundament, woraufhin der schallende Krach sie erneut erschreckte. „Aua!", murrte sie und rieb sich die betroffene Stelle, um sich kurz darauf mühselig aufzurappeln. Zu ihrem Pech blieben ihre schönen Schuhe hängen und sie hätte fast den erdigen Boden geküsst, wenn sie eine rostige Fackelhalterung sie nicht davon bewährte. Genervt pustete sie sich eine lästige Haarsträhne aus dem Gesicht und zog den gräulichen Stoff ihres Mantels unter ihren Sohlen hinweg.  „Was zum...?" Verwirrt sah sie an sich herab und wunderte sich, warum sie ihn überhaupt am Leibe trug. Ein starker Windstoß klatschte ihr kurz darauf in den Rücken und sie wurde nach vorne geworfen. Jetzt wusste sie auch warum. Camilja ächzte. Ihr Kopf brummte und sie zwang sich zu orientieren. Ihre kalten Hände tasteten über metallene Ranken, die ein gewaltiges Steintor schmückten. Die Königin atmete auf. Sie kannte dieses Tor! Es führte zu den Hallen ihres Mannes. Ihrem zuhause. Hektisch tasteten ihre Fingerspitzen über die raue Oberfläche, um eine kleine Öffnung oder auch einen Mechanismus zu finden, aber sie konnte kein einziges Schlupfloch für sie entdecken. Haben die Elben sie etwa ausgesperrt? Camilja krempelte die Ärmel ihres rosafarbigen Kleides hoch und fing an, mit voller Wucht dagegen zu hämmern. „Hallo? Ist da Jemand? Ich bin es doch!", schrie sie verzweifelt und erhoffte sich eine Antwort, doch es wirkte fast so, als wollte sie einfach keiner hören. Enttäuscht ließ sie nun ihre Fäuste senken und trat ein paar Schritte zurück, wobei sie fassungslos nicht eine einzige Lichtquelle erkennen konnte. Die Hallen blieben leer. Keine Soldaten, keine Zofen und kein König, waren dort zu sehen, was sie etwas verunsicherte. Gab es so etwas überhaupt? Ein verfinstertes Königreich? Nachdenklich tippte sie mit ihrem Zeigefinger auf ihre schmale Oberlippe. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihr aus. Alles wirkte so verlassen und traurig, was sie gar nicht gewohnt war. „Was ist denn bloß geschehen?", fragte sie sich und fasste sich deprimiert an ihre bleiche Stirn. Wollte sie etwa niemand mehr haben? „Camilja?" Erschrocken riss die Königin herum, als eine sanfte Stimme ihren Namen rief. Schwer atmend drückte sie sich gegen das eiserne Tor und warf hektische Blicke durch die vielen verwachsenen Bäume, welche sie umgaben. „Wer ist da?", hauchte sie in die Tiefen der Wälder hinein, doch ihrem Anschein nach, konnte sie nicht einmal einen verzerrten Schatten wahrnehmen. Alles wirkte noch so unberührt, als hätte sie sich die Stimme auch nur eingebildet. „Camilja, so hilf mir doch!" Ihre Knie begannen leicht zu zittern, als sie es wieder zu Ohren bekam, doch irgendetwas an dieser Stimme schien ihr bekannt zu sein. Unruhig spielte sie mit ihren Finger, als sie an die stechenden gelben Augen jenes gewalttätigen Orks erinnert wurde. Blitzartig schnellten ihre Hände an ihre Schläfen und sie versuchte diese schrecklichen Gedanken abzuschütteln. „Nein!", meinte sie zu sich. Diese hörte sich nicht so an, wie ein raues Gekrächze. Eher ein undurchdringlicher sanfter Klang, der ihr so vertraut war. Ein erneuter verzweifelter Hilfeschrei drängte die verwirrte Königin nun weiter nach vorne. Weg von dem sicheren Tor ihrer Heimat und stattdessen in die geheimnisvollen Weiten des unscheinbaren Düsterwaldes. Auch wenn sie es nicht wirklich begrüßte, dieser Stimme zu folgen, blieb ihr nichts anderes übrig. Langsam schritt sie nun durch das hohe Gras, während sich ihre Umgebung immer mehr verdunkelte. Das Blätternetz wurde dichter und die letzten Strahlen der Sonne verschwanden zur Gänze hinter den großen Bergen. Das Gejaule sämtlicher Nachtgeschöpfe jagte ihr abermals eine Gänsehaut über den angespannten Rücken, welche sie bei jeder hörbaren Bewegung nur noch unsicherer machte. Mehrere Windböen schlängelten sich durch ihre Beine hindurch und wirbelten das gemischte Herbstlaub um sie herum auf. Kälte fraß sich durch ihre leichte Kleidung, weswegen sie die Kapuze ihres Mantels über ihr Haupt warf und sie tief ins Gesicht zog. „Camilja!" Die Königin riss ihren Kopf nach rechts. Die sanfte Stimme ertönte nun viel lauter und kräftiger. Sie musste wohl ganz in der Nähe sein. „Hallo!", rief die Königin etwas heiser in die angebrochene Nacht hinein. Sie schluckte und spitzte ihre kleinen Ohren, doch ein weiteres Signal bekam sie nicht mehr. Sie musste sich wohl einen anderen Weg suchen. Eilig sprang sie über holprige Steine hinweg, drängte sich durch das dickste Dickicht, doch es gab keine Spur von einer hilflosen Seele, die gefangen schien. Ein enttäuschter Seufzer verlies ihre bereits bläulichen Lippen, da sie den gesamten Pfad wohl umsonst abgesucht hatte. Ob sie nicht wohl schon zu spät gekommen war? Camilja fuhr herum, als ein Rascheln sie zurückzog. „Was war das?", flüsterte sie ängstlich und versteckte sich hinter ihrem Mantel. Ihr Herz pochte wie verrückt in ihrer Brust, während sie sich wieder an die Worte ihres Mannes erinnerte. „Ist dir entfallen, wie viele Gefahren dort draußen auf unser Königreich lauern?" Sein zorniger Blick zwang sie ein wenig in die Knie, da sie doch wusste, dass er Recht hatte. Die Königin schluchzte, während sie ihre eiskalten Hände an ihre Wangen drückte. Warum wollte sie sich auch unbedingt in den Wald wagen? Der Schatten eines fliehenden Eichhörnchens brachte sie jedoch dazu erleichtert aufzuatmen und sich selbst ein wenig zu verfluchen. Seit sie die meiste Zeit nur noch in den Hallen verbracht hatte, wurde sie viel ängstlicher, was sie so gar nicht bevorzugte. Einerseits hingegen durfte man die Dunkelheit nun wiederum auch nicht unterschätzen. Nachdem sie sich wieder beruhigte, bewegte sie sich auf den Strauch zu aus dem das Tier hervorgehuscht kam und staunte, als sie dort ein verwüstetes Nest aus Zweigen und Gras vorfand. Neugierig beugte sie sich vor und tastete über das zertretene Grün. Es wirkte fast so, als hätte es hier ein gewisses Unheil gegeben. Einen Streit, oder vielleicht auch einen Kampf? Was auch immer es gewesen ist, ganz riskofrei erschien ihr diese Sache nun auch wieder nicht mehr. Thranduil würde sie in diesem Moment wieder belehren, was für eine törichte Elbe sie doch wäre! Sich einfach gegen ihn wiedersetzen, wie jedes Mal, wenn er ihr etwas befahl. Die Königin hingegen schüttelte bloß den Kopf. Sie brauchte keinen Mann, der sie befürwortete. Schließlich war sie mutig und klug alleine genug. Ein angenehmes Plätschern erregte Camiljas Aufmerksamkeit und sie erkannte das Ende eines klaren Flusses der sich hinter dem Gebüsch verbarg. Mit einem riesigem Grinsen im Gesicht, warf sie sich über den Strauch und stürzte sich auf das kalte Nass. Völlig erschöpft fiel sie auf Knie und schöpfte sich das Wasser heraus, um es genüsslich über ihre Haut fließen zu lassen. Sie schloss die Augen und summte zufrieden. Wenigstens eine Genugtuung, die sich erfüllen durfte. "Herrlich!" Eine weitere Erfrischung benetzte ihre Wangen und sie lauschte zum ersten Mal dem wunderschönem Gesang der Vögel, die sich ebenfalls an der Quelle erfreuten. Camilja lachte auf. Wie sie das alles vermisst hatte. Viel zu lange schon war sie nicht mehr hier gewesen. Eine Tragödie wenn sie so darüber nachdachte, da an diesem Ort ihre ganze Geschichte erst begann. Ein lautes Brummen und Geraschel unterbrach die wunderschöne Atmosphäre und sie hob erstaunt eine Augenbraue an. Dieses Murren klang auf keinen Fall tierisch, sondern wies eher auf ein menschliches Wimmern hin. Sofort schoss es der Königin wieder in den Sinn, was sie versucht hatte so sehnlichst zu verdrängen und sie riss die Augen auf. Camilja wurde bleich und ihre Kehle schnürrte sich mit einem Male zu. Ihre Pupillen weiteten sich, während sie zitternd auf sich herab starrte. Rote Flüssigkeit ergoss sich über ihre zarten Hände und sie konnte einfach nicht anders als zu schreien. Mit Tränen in den Augen warf sie sich in das Gras und robbte sich flehend von der Wasserstelle fort, die zu einem reißenden roten Strom geworden ist. Panisch warf sie ihren Kopf hin und her und erkannte einen stark verletzten Elben, der unnatürlich darin hockte. Sein Gesicht war furchtbar entstellt, während er seine rechte Hand nach ihr ausstreckte. Jammernd und würgend wandte sie sich ab. Sie wollte nicht hinsehen, da sie ihn auch so erkannt hatte. "Camilja!!" 

Hinter den Wäldern 2 **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt