Knife

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Ich navigierte uns alle zurück zum Hotel, da die Anderen keinen Orientierungssinn hatten. Thomas konnte gefühlt nicht einmal auf einer geraden Linie laufen, was durchaus lustig war, da er sich auf dem Weg schon zwei Mal verlaufen hat, obwohl wir nur ein paar Meter vor ihm waren. Vic und ich haben uns dann einmal einen Spaß draus gemacht, indem wir extra schnell gelaufen sind und uns hinter einer Mauer versteckt haben, um ihn zu erschrecken, was, zu seinem Leiden, viel zu gut funktioniert hat.
Damiano schaute uns dabei nur von der Seite zu und schüttelte verzweifelt den Kopf, man merkte ihm jedoch an, dass auch er seinen Spaß hatte, denn er filmte alles.

Gjon verabschiedete sich dann doch recht früh wieder, denn er hatte noch eine Probe. Auch ich musste langsam los, denn ich hatte noch ein Interview mit Nikki und musste den "Trailer" drehen.

"You already have to go?", schmollte Ethan gespielt traurig, als ich mich verabschiedete.

"Sadly, yes, but I enjoyed today!", antwortete ich.

"That sounds like we wouldn't see you again this evening. But we still have the table tennis match, this evening.", erinnerte uns Damiano mit einem erwartungsvollen Blick.

Ja, er hatte recht. Ich hatte das Match schon fast vergessen und mich mental auf einen ruhigen Abend vorbereitet. Naja, ich werde dieses Match wohl irgendwie überstehen, schließlich habe ich nicht umsonst in der Schule so oft Tischtennis gespielt. Ich würde mich selbst als ganz gute Spielerin beschreiben.

"I would've never forgotten the match!", versuchte ich mich etwas überspitzt zu rechtfertigen.

"Never", wiederholte Damiano ungläubig, während er grinsend den Kopf schüttelte.

Trotzdem umarmte ich Vic und Thomas zum Abschied. Vic genoß meine Umarmungen immer sekundenlang und Thomas machte einfach ne Gruppenumarmung draus. Ethan und ich hatten eine Art Handschlag erfunden, der für Außenstehende wohl etwas ulkig aussah. Damiano nickte mir schief lächelnd zu. Er wusste, dass wir uns noch sehen und nahm die Verabschiedung deswegen nicht ernst.
Trotzdem gab mir dieses Lächeln irgendwie ein warmes Gefühl, das ich nicht recht einordnen konnte...

Augen nach Vorne, Lu, konzentrier dich auf die wichtigen Dinge, erinnerte ich mich selbst.

Ich machte mich auf den Weg in mein Apartment, um mich kurz frisch zu machen. Ich wechselte mein Crop Top mit einem schwarzen durchsichtigen Shirt, unter welchem man meinen schwarzen Spitzen-Bh sehen konnte. Darüber meine Fake Lederjacke.

Mein Körper machte mir mittlerweile keine Probleme mehr. Ich fühlte mich wohl in ihm, das habe ich immer. Ich hatte zwischenzeitlich nur das Bedürfnis ihn vor anderen Menschen und deren wertenden Blicken zu schützen. Vor einer Weile kam ich jedoch an den Punkt, an welchem ich keine Lust mehr auf dieses Versteckspiel hatte. Es konnte nicht sein, dass ein einziges Erlebnis mein Leben so gravierend beeinflussen würde. Dem konnte ich nicht weiterhin nachgeben. Also beschloss ich wieder für mich selbst zu leben, und zwar nur für mich.

Bei Nikki's kleinem Studio angekommen, empfing sie mich schon mit offenen Armen. Ich war von ihrer bloßen Präsenz ein paar Momente kurz erschlagen. Sie ist eine verdammt starke und wunderschöne Frau. Ich verfolgte sie schon seit längerem auf YouTube und anderen sozialen Medien und freute mich erst recht, als ich erfuhr, dass sie hier beim ESC sein würde.

Nachdem ich verkabelt wurde, begann das Interview.

Deswegen hasse ich dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt