Vergib mir! || Broadchurch

~27~

»Ich... ich... Das war doch nur Spaß!« Der panische Gesichtsausdruck in dem Gesicht des Jungen verbesserte die Situation nicht. Alice ließ nur ein abfälliges Schnauben hören aber Alec atmete tief durch, bevor er mit seiner flachen Hand auf den Tisch schlug. Der laute Knall ließ alle anwesenden im Raum zusammenzucken.
»Spaß?« Er musste sich wohl verhört haben.
»Haben sie Spaß gesagt?« Seine Stimme war gefährlich ruhig und jeder Mensch, der noch halbwegs bei klarem Verstand war begriff, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm war. Alec Zähne malmten wütend aufeinander, während er den jungen Volljährigen vor sich ansah.
»Erklären sie mir was Spaß daran sein soll das Leben eines anderen Menschen zu zerstören?« Denn genau das hatte er getan. Er hatte das Leben von Daisy zerstört und auch, wenn sie alle Bilder löschen konnten würde sie sich immer daran erinnern, was ihr angetan wurde. Was sie für eine Scham empfunden hatte, als dieser Junge ihr Vertrauen und ihre Liebe einfach missbraucht hatte.

Mit aufgerissenen Augen sah der Junge dem Kommissar dabei zu, wie er sich mit beiden Händen auf dem Tisch abstützte und sich näher zu ihm beugte.
»Hören sie zu! Sie haben die Gefühle meiner Tochter verletzt. Als Polizist kann ich eine Anzeige schreiben und dafür sorgen, dass sie sich für ihre Taten verantworten müssen. ABER ICH BIN AUCH EIN VATER!« Selbst Alice war bei seiner lauten Stimme zusammengezuckt.
»Und als Vater...« Alecs Stimme war wieder leiser geworden. »... als Vater würde ich ihnen am liebsten sämtliche Gliedmaßen, durch die sie ja anscheinend denken, einzeln ausreißen und ihnen so lange in den Arsch treten, bis sie nicht mehr wissen, wo hinten und vorne ist.« Er musste sich selber daran erinnern ruhig durchzuatmen, um nicht komplett die Fassung zu verlieren. Wütend verengte er seine Augen und lehnte sich noch weiter zu dem Jungen auf dem Stuhl.
»Ich frage sie also nochmal. Was haben sie getan?«

»I..ich... Das wollte ich nicht!« Schadenfroh bemerkte Alice, dass seine Stimmlage sich durch die Angst um mindestens zwei Oktaven erhöht hatte. Es war zwar ein unpassender Augenblick um das zu bemerken, aber sie fand es unglaublich anziehend, wie Alec für diejenigen kämpfte, die er liebte.

»Ich habe B..Bilder von ihr gemacht aber ich lösche sie sofort!« Alec starrte ihn weiter nur wütend an. Immerhin war er ehrlich genug um seinen Fehler zuzugeben, auch wenn es eine freundliche Erinnerung seinerseits gebraucht hatte.
»Und ob sie das tun werden. Besser gesagt ich werde es tun. Handy her!« Alice hatte sich von der Wand abgestoßen und hielt ihm jetzt auffordernd ihre Hand vor die Nase. Zu Alecs und ihrer eigenen Überraschung musste sie sich nicht wiederholen. Matthew Harris legte das Handy so schnell in die Hand von Alice, dass man beinahe hätte denken können, dass es in Flammen stand. Sein anfänglicher Trotz war der blanken Panik gewichen. Er hatte doch nur vor seinen Freunden angeben wollen und das würde ihm jetzt seine Zukunft verbauen. Es hatte ja irgendwann so kommen müssen, dass er sich die Finger verbrannte.

Gefährlich langsam ließ der Kommissar sich auf den gegenüberliegenden Stuhl sinken ohne den Jungen aus den Augen zu lassen.
»Sollten sie mir nochmal unter solchen Umständen über den Weg laufen, dann werde ich handeln wie ein Vater!« Selbst Alice wendete ihren Blick unwohl von Alec ab. Er meinte jedes seiner Worte so, wie er es sagte. Würde er diesen Jungen nochmal dabei erwischen, wie er seiner Tochter oder einem anderen Mädchen wehtat, dann würde er kennenlernen, wie weit ein Vater bereit war zu gehen, wenn es sich um die eigene Tochter handelte. Trotz seiner rasenden Wut entging ihm nicht, wie Alice ungläubig auf den Bildschirm des Handys in ihrer Hand starrte. Es war wohl schlimmer, als sie gedacht hatten. Bevor Alec sie aber fragen konnte, was los war, hatte sie bereits ihren Blick wieder vom Bildschirm gelöst. Auch in ihren Augen ließ sich eine rasende Wut erkennen. Daisy war nicht die einzige gewesen.

»Sie werden sich bei all diesen Mädchen persönlich entschuldigen und ihnen erklären, wie leid es ihnen tut. Ist das klar?!« Wütend biss sie ihre Zähne zusammen, bevor sie weitersprach. »Sollten sie das nicht tun, dann werden DI Hardy und ich etwas finden, weswegen sie angeklagt werden. Dann ist ihre Zukunft endgültig dahin! Wir werden jeden einzelnen Schritt unter die Lupe nehmen, den sie in ihrem Leben je gemacht haben und Sachen finden, von denen sie nicht mal wussten, dass sie ein Vergehen sind. Wir werden herausfinden, wer diese Mädchen auf ihrem Handy sind und sie überzeugen gegen sie auszusagen. Wir haben Möglichkeiten ihr Leben in eine Richtung zu lenken, aus der sie nie wieder herauskommen werden.«
Schnell huschten ihre Finger über das Handy und innerhalb weniger Sekunden hatte sie das Handy in ihrer Hand auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt.
»Außerdem...« Sie ließ das Handy achtlos zurück auf den Tisch fallen, bevor sie sich mit der Hand abstützte und den Jungen wütend musterte.
»...werden sie dafür sorgen, dass es keiner wagt Daisy nochmal so etwas anzutun. Sie werden schauen, dass all ihre kleinen Freunde sämtliche Bilder von ihr und von den anderen Mädchen löschen und glauben sie mir, wenn ich ihnen sage, dass ich es herausfinden werde, wenn sie es nicht tun! IST DAS KLAR?«