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>Sie hatte gerade mit einem Schlag ihre komplette Existenz verloren. Wenn sie jetzt für tot erklärt werden würde, dann konnte sie nicht beweisen, dass sie es wirklich war. Wie versteinert blieb sie stehen. Es war alles nur seine Schuld!<

Ohne groß darüber nachzudenken blieb Alec neben Alice stehen. Er verstand nicht, warum sie jetzt auf einmal so ein Theater machte. Immerhin dachte der Mörder nicht daran, dass sie noch lebte. Unbekümmert sah er Alice an »Suchen sie sich eine neue Wohnung oder wohnen sie bei mir. Sobald der Typ gefasst ist müssen sie sich nicht mehr verstecken, ganz einfach.« Es dauerte einen kurzen Moment, bis er begriff, wie nah das ganze Alice gerade ging. Zögernd trat er einen Schritt näher zu ihr »Alles in Ordnung?« Alice atmete tief durch, bevor sie ihm eine Antwort gab. Ihre Stimme klang sehr gefasst, jedoch war sie alles andere als das. »Klasse Idee. Als ob er nicht clever genug ist den Wohnungsmarkt zu überwachen. Und sind wir doch mal ehrlich, sie wollen mich nicht bei sich haben.« Für einen kurzen Moment hielt sie Inne und sah den Kommissar ungläubig an »Oh halten sie einfach die Klappe! Natürlich nicht. Ich habe gerade alles verloren, was ich verlieren konnte. Ich kann meine Freunde nicht sehen, sie werden denken, dass ich tot bin. Sie werden um mich trauern und ich kann nicht für sie da sein! « Aufgebracht fing sie auf nervös auf der Straße auf und ab zu laufen. Sie musste sich enorm zusammenreißen um nicht hier und jetzt eine Panikattacke zu erleiden. Alec hatte den Ernst der Lage jedoch immernoch nicht verstanden. Aus seiner Sicht machte es keinen Sinn, warum es wirklich so schlimm für Alice war. Unbekümmert sah er die junge Frau an »Das stimmt. Ich will sie nicht bei mir Zuhause haben. Ja äh natürlich nicht. Hören sie ich kann ihnen helfen.Sie können dafür sorgen, dass ihre Freunde Bescheid wissen und dann ändern sie ihr Aussehen und ihren Namen.« schlug er ihr hilflos vor und musterte Alice, welche sich immer mehr hochzuschaukeln schien. »Nein kann ich nicht! Wenn er es schafft unbemerkt eine Bombe zu platzieren, dann wird er auch alles überwachen. Ich muss untertauchen und zwar für eine lange Zeit! WIE WOLLEN SIE MIR HELFEN?! Es ist aussichtslos.« panisch sah Alice sich in der Straße um und auch Alec hatte mittlerweile bemerkt, wie stark ihre Hände zitterten

»JETZT HÖRE SIE MIR ZU UND HALTEN SIE IHREN MUND!« fuhr er Alice laut an, welche für einen Moment in der Bewegung einfror und tatsächlich keinen Mucks mehr machte »Sie müssen maximal untertauchen, bis der Täter gefasst ist. Sie haben ihr Haus verloren und das ist kein Weltuntergang. Ich kann bei meinen Ermittlungen niemanden brauchen, der den Teufel an die Wand malt und für jede Lösung ein Problem findet. Entweder sie reißen sich zusammen oder sie verzichten auf meine Hilfe.« erklärte er ihr in einem lauten genervten Tonfall. Er hatte genug. Sie sollte sich gefälligst nicht so anstellen, schließlich war sie kein kleines Kind mehr. Erwartungsvoll blickte er in die Augen von Alice und wartete auf eine Reaktion, diese verweilte jedoch mehrere Minuten wie eingefroren auf der Stelle. Gerade, als er sie nochmal ansprechen wollte kam jedoch Leben in sie. Enttäuscht sah sie den Kommissar an und nickte langsam »Fein... Tut mir Leid ihnen Probleme bereitet haben.« Bevor Alec realisieren konnte, was gerade passierte hatte sie sich schon umgedreht und war hinter der nächsten Straßenecke verschwunden. Verdattert sah Alec Alice nach. »Aber sie haben mir doch...« mitten im Satz verstummte er, als er verstand, dass keiner mehr hier war zu dem er sprechen konnte. Aufgebracht fuhr er sich durch seine Haare. Er musste sie dringend finden und beschützen, jedoch hatte er jetzt keine Chance mehr. Es war immernoch dunkel und eiskalt und als wäre das alles noch nicht genug fing es nun auch noch an zu Regnen. Große Tropfen fingen an rythmisch auf den Asphalt zu prasseln und schon bald roch es nach nasser Erde.

Mit einem  unzufriedenen Knurren zog Alec seinen Kragen zurecht und lief schnell in die Richtung seines Hauses. Seine Gedanken kreisten weiter nur bei Alice. Wo hatte er falsch gehandelt? Hatte er diese Situation wirklich so falsch eingeschätzt? Sie war unberechenbar. Beleidigt schlang er ein Handtuch um sich, als sein Handy anfing zu vibrieren. Hoffnungsvoll hob er es sofort hoch, nur um dann enttäuscht zu werden. Auf dem Display leuchtete der Namen MILLER auf. Er hatte nichtmal eine Chance sich zu melden. Sofort bestürmte ihn Ellie mit Fragen »HARDY?! Gott sei Dank! Ist Dawn bei ihnen?? Bitte sagen sie, dass Dawn bei ihnen ist.« er konnte allein durch das Telefonat spüren, wie besorgt Ellie war. Ihre Stimme zitterte und es war ein Wunder, dass sie nicht schon wieder weinte. Eine Weile schwieg er Ellie einfach nur an. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Als er schlussendlich doch eine Entscheidung getroffen hatte atmete er tief durch »Nein Miller. Sie ist nicht bei mir. Es tut mir Leid. Ich konnte sie nicht beschützen.« auch seine Hand zitterte nun, während er versuchte den Auflegen Button zu drücken. Am anderen Ende der Leitung konnte er noch ein aufgelöstes Schluchzen hören, bevor er auflegte. Ein komisches Gefühl machte sich in ihm breit. Vorher hatte er das ganze noch nicht wirklich realisieren können aber so langsam wurde ihm das Ausmaß klar. Alice war da draußen irgendwo alleine und wurde von einem gefährlichen Serienmörder verfolgt.

Vergib mir! || BroadchurchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt