Vergib mir! || Broadchurch

~25~

>»Ich... ich hatte gehofft es wäre nicht so schlimm... Dann wäre das in Ordnung gewesen und ich hätte nie wieder daran denken müssen und... naja du hättest nie wieder nachfragen müssen.« verzweifelt sah sie den Kommissar an, der nur ein leichtes Lächeln sehen ließ. Dachte sie wirklich, dass er so einfach aufgab?<

Kopfschüttelnd zog er sich um, bevor er sich langsam neben Alice ins Bett legte und sanft seine Arme um sie legte. Nachdenklich fuhr er mit einer Hand ihren Arm ab und seufzte leise, als sich unter seinen Fingerspitzen eine Gänsehaut bildete. »Nur weil du vielleicht keine Probleme mehr mit Wasser gehabt hättest heißt das nicht, dass ich das einfach vergessen hätte.«

Er schenkte Alice einen mahnenden Blick, bevor er weitersprach. »Wenn du es mir erzählen würdest, dann müsstest du dir auch keine weiteren Gedanken darüber machen.« Seine Stimme war sanft. Er spürte, dass sie gerade mehr als Dringend seinen Halt brauchte.

Alice räusperte sich leise, während sie nachdachte. Er würde nicht nachgeben. Es sei denn sie würde ihm nicht die ganze Geschichte erzählen. Wenn er herausfand, was alles dahintersteckte würde er vermutlich etwas dummes tun. Sie kniff ihre Augen zusammen, bevor sie anfing zu sprechen.

»Also gut...« Sie holte tief Luft, bevor sie ihre Augen öffnete und Alec ansah. Abwartend sah er seine Freundin an. Der sanfte Schimmer in seinen braunen Augen beruhigte Alice und sorgte dafür, dass sie weitersprach. Er würde sie nicht verurteilen. Im Gegenteil, vermutlich würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit sie sich gut fühlte.

»Ich bin von der Bushaltestelle nach Hause gelaufen...« Sie stockte und konnte die Nacht vor ihren Augen sehen. Die große Trauerweide am Ende des spärlich beleuchteten Wegs. Den Fluss, an dem sie im Sommer so gerne gesessen hatte und der bisher immer eine Ruhe auf sie ausgestrahlt hatte. Die Straßenlaterne im Eck, die schon seit mehreren Wochen immer wieder flackerte und der Wind, der ihr um die Ohren pfiff und die Bäume zum rauschen brachte.

Schnell schüttelte sie ihren Kopf um die Bilder loszuwerden. »Es floss ein kleiner Fluss neben dem Weg, den ich nehmen musste. Gut 2m tief nehme ich an. Ich habe nie nachgemessen. Es war dunkel aber ich konnte eine kleine Gestalt im Fluss sehen. Natürlich bin ich sofort hin.« Sie stoppte ihre Erzählung und atmete einmal tief durch.

»Es sah wie ein kleines Baby aus und als ich näher kam hat es auch geschrien.« Alice hüstelte leise und Alec konnte nur zu gut beobachten, wie all die Farbe aus ihrem Gesicht wich, als sie den Abend wieder durchlebte. »Das Wasser war eiskalt aber trotzdem musste ich das Baby retten. Nur als ich dann bei ihm angekommen war hat sich herausgestellt, dass es nur eine Puppe war.«

Ihre Stimme fing zu zittern an und nur der bestärkende Händedruck von Alec brachte sie dazu weiterzusprechen. »Ich hatte nicht lang Zeit um mich zu wundern... Das... ich wurde von hinten gepackt und unter Wasser gedrückt... Und... das so lange, bis der Täter dachte ich wäre tot.«

Alice kniff ihre Augen zusammen und versuchte nicht zu schluchzen. So schwach war sie nicht! Alec räusperte sich leise, als er seine Arme noch stärker um Alice schlang. Es schmerzte ihn sie so zu sehen. Sie dabei zu beobachten, wie sie ihre Tränen zurückhielt nur um stark zu erscheinen.

»Weißt du, wer es gewesen sein könnte?« Er sprach mit einer ruhigen Stimme und ließ Alice für keinen Moment aus den Augen. Sanft hauchte er ihr einen Kuss auf den Scheitel. Auch Alice kuschelte sich in seine Umarmung, fast so als könnten Alecs Arme all das schreckliche dieser Welt von ihr fernhalten. Tief in ihrem inneren wusste sie allerdings, dass das nicht der Fall war.

Sie brauchte eine Weile, bis sie dem Kommissar eine Antwort gab. Viel zu sehr konzentrierte sie sich auf eine ruhige Atmung um nicht in Tränen auszubrechen. »Nein ich weiß es nicht...« Eine Lüge. Sie wusste genau, wer es gewesen war. Warum sie es ihm nicht sagte wusste sie nicht. Vielleicht, weil sie sich das all die Jahre selber eingeredet hatte.