Vergib mir! || Broadchurch

~21~

>»Sag mal, warum genau bügelst du eigentlich deine Hemden, seit ich da bin?« Forschend ließ sie ihren Blick auf Alec legen, welcher augenblicklich wieder nervös wurde. »Ich? Äh. das macht man doch so als Polizist oder?« Innerlich verfluchte er sich schon wieder für seine Antwort. Auffälliger konnte er es auch nicht machen. Nervös rieb er seine Hände aneinander. Es war nicht gut in einem Revier voller Polizisten zu arbeiten. Denen fiel jede kleine Veränderung sofort auf. Bestimmt war es Ellie gewesen, die Alice diese Beobachtung gesteckt hatte. Die junge Frau nahm seine Antwort einfach nur mit einem leichten Lächeln hin. Immerhin war sie nicht ganz falsch gelegen mit ihrer Vermutung. Irgendwas war da zwischen Alec und ihr.<

Die Zeit war wie im Flug vergangen, mittlerweile war es dunkel geworden und die Beiden konnten vereinzelte Sterne am Himmel erkennen. »Was hast du eigentlich mit Daisy besprochen?« wollte Alec jetzt zögernd wissen. Ihm war schon klar, dass Daisy nicht dumm war. »Dies und jenes... Ich glaube es interessiert sie, warum du und deine Exfrau euch getrennt haben. Mich interessiert das übrigens auch.« Um nicht sofort antworten zu müssen griff der Kommissar in seinen Sakko und zog die Herztabletten aus seiner Jackentasche. Ihm war klar, dass er ihr irgendeine Antwort geben musste. Diese Zeit in seinem Leben ließ er gerne mal links liegen. Es war ihm unangenehm, wie naiv er gewesen war.

»Das geht sie nichts an.« Mit einem leisen Murren kickte er einen kleinen Stein in den Fluss. Er wusste, dass Alice es nicht einfach auf sich beruhen lassen würde. »Sie ist deine Tochter. Natürlich geht es sie etwas an? Ich habe die Bücher gesehen, die sie liest. Diese Teenagerschinken. Wenn du mich fragst sehnt sie sich nach Geborgenheit.« Mit einem weiteren leisen Seufzen lehnte sich Alec zurück »Wir hatten uns dazu entschieden, dass sie es nicht erfährt. Teenagerschinken sagst du? Ich wusste gar nicht, dass sie sowas liest.«

Dem kurzen am Kinn kratzen folgte eine bedrückende Stille. Es schien so vieles unausgesprochen zwischen den Beiden zu stehen. Alice wählte plante ihre Worte vorsichtig, trotzdem platzte es wieder aus ihr heraus. »Sie ist eine junge Frau! Sie hat verdient die Wahrheit zu wissen.« Fast augenblicklich biss sie sich auf die Zunge und starrte den Mann neben sich an »War sie etwa der Grund?!« Vom einen auf den anderen Moment hatte sich ihre Stimme verhärtet und sie spürte die Wut in sich langsam nach oben kochen.

Der Kommissar schüttelte jedoch langsam den Kopf und seufzte leise »Mach dich nicht lächerlich! Sie war nicht der Grund...« Nachdenklich machte er eine Pause und holte dann nochmal tief Luft »Zumindest nicht für mich. Ich liebe sie, das habe ich schon bevor sie überhaupt geboren war. Sie ist immerhin meine Tochter!« Seinen Blick hatte er weiter auf dem wunderschönen Sternenhimmel liegen. Auch für Alice war das Antwort genug gewesen. Unbemerkt ballte sie ihre rechte Hand zu einer Faust. Ihr Hass auf diese Frau stieg immer mehr. Alec hatte es nicht aussprechen müssen, ihr war sofort klar gewesen was gemeint war. Seine Ex Frau hatte Daisy einfach loswerden wollen. Vermutlich hatte sie auch noch die ganze Schuld auf ihn geschoben.

Mit einem tiefen Atemzug versuchte sie ihre Wut zu kontrollieren. Am Ende würde sie die Wut noch an Alec auslassen und er konnte ja mit am wenigsten etwas dafür. Schnell lenkte sie ihre Gedanken und den Gesprächsverlauf zurück zu Daisys Büchern. Ihre Hand blieb währenddessen geballt neben ihr liegen. »Manchmal sind solche Bücher ganz nett zu lesen. Einige könnte man sogar als realistisch bezeichnen.« Alec ließ jedoch nur ein missmutiges Geräusch hören. »Nein sind sie nicht! Am Ende gibt es immer ein Happy End. Das echte Leben hat kein Happy End.« machte er seinem Unmut Luft. Auch Wut auf sich selber schwang in diesem Gedankengang mit. Nichts brachte er auf die Reihe. Alice hatte Recht gehabt, er hätte ihr davon erzählen sollen was das 'Meeting' wirklich war. Aber nein. Sie hatte auf die einzige realistische Art und Weise reagiert. Sie war enttäuscht gewesen.

Kopfschüttelnd musterte die junge Frau den Kommissar. »Du bist wahrlich kein Romatiker oder? Heute Abend läuft im Fernseher ein Film, den ich gerne sehen würde. Schaust du den mit mir an?« Immernoch unterdrückte sie die kochende Wut in ihrem Inneren. Es war nicht Alecs Schuld. Immer und immer wieder redete sie sich das ein und wiederholte den Satz beinahe wie ein Mantra.