Kapitel XVII Verzweiflung

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Wei Ying erreichte das Hanshi. Einer der Heiler verließ gerade das Haus. Er sah ihn an und dieser blieb stehen.

"Verzeiht... aber könnte Ihr mir Auskunft über den Zustand von Zewu Jun geben?..." Wei Ying schaute zur Tür und sah den immer noch geschwächten Lan Xichen gestützt von Lan Zhan.

Der Heiler blickte zurück, sah dann kurz Wei Ying an und senkte seinen Blick. Man sah ihm an, wie er mit sich haderte. 

"Nun..." begann er dann schließlich doch, "die inneren Verletzungen sind nicht bedrohlich... ein paar gebrochene Rippen und diverse Prellungen... was uns Sorge bereitet, ist sein verletztes, rechtes Auge und die starken Verbrennungen an den Händen..." er verstummte und seufzte.

"Bitte... sagt mir wie schlimm ist es?..." Wei Yings Stimme zitterte. Er fühlte, wie langsam seine Tränen aufstiegen, aber noch hatte er sich unter Kontrolle und ballte seine Fäuste.

Mittlerweile war auch Jiang Cheng eingetroffen und blieb neben ihnen stehen.

"Zewu Jun sollte so schnell wie möglich in die Kalte Grotte gebracht werden... ansonsten befürchten wir..." wieder schwieg er.

"Was?... was befürchtet ihr?... bitte sprecht weiter... ich muss es wissen..." Wei Yings Stimme war nur noch ein Flüstern. Steht es wirklich so schlimm um ihn?...

"Der Holzsplitter konnte entfernt werden... aber wir wissen nicht ob Zewu Jun jemals auf dem rechten Auge seine Sehkraft wiedererlangt... und... und seine Hände... sie waren dem Feuer zu lange ausgesetzt..." weiter sprach er nicht er verbeugte sich nur und ging. 

Das ist nicht möglich... nicht Huan-ge... es ist alles meine Schuld... Wei Ying verkrampfte sich, seine Schultern begannen zu beben und die bis jetzt zurück gehaltenen Tränen verließen seine Augen. Jiang Cheng packte ihn am rechten Arm und drehte ihn zu sich um.

"Wei Ying... was ist los mit dir?... lass uns jetzt hereingehen... reiß dich zusammen!..."

Wei Ying riss sich los und stürmte ohne ein weiteres Wort in Richtung Wald. Jiang Cheng sah nur verständnislos hinter ihm her und betrat das Hanshi.

Wei Ying lief einfach weiter, ohne genau zu wissen wohin. Die Tränen verschleierten mittlerweile sein Sehvermögen, daher bemerkte er auch nicht die hervorstehende Wurzel und kam ins Straucheln. Er fiel der Länge nach hin und blieb liegen. Die Kaninchen, die sich in diesem Waldstück befanden, sprangen erschrocken auseinander und selbst kleiner Apfel schrie ein verschrecktes "IA". Wei Yings ganzer Körper zitterte und er weinte hemmungslos. Warum?... warum musste das alles passieren?... warum habe ich das Yin-Tiger-Eisen damals nicht gänzlich zerstört?... war ich so von mir überzeugt, dass niemand außer mir es beherrschen könnte?... wie naiv von mir... ich hätte es mit mir in den Tod nehmen müssen... Wieder schüttelte ein Weinkrampf seinen gesamten Körper. Er schlug dabei immer wieder mit der rechten Faust auf den mit kleinen spitzen Steinen übersäten Boden, ohne zu bemerken, dass seine Hand bereits blutete. Wei Ying zuckte zusammen, als ihn jemand an der rechten Schulter berührte. 

"Wei Ying...", flüsterte Lan Zhan und zog in zu sich hoch auf seinen Schoß. "Was machst du?... was ist passiert?..." er legte seine Hand auf Wei Yings Wange und versuchte dann den Schmutz und die Grashalme zu entfernen, die an seinem Gesicht klebten.

Wei Ying spürte die Wärme, die von Lan Zhan ausging, doch diesmal schenkte sie ihm keine Geborgenheit. Warum, Lan Zhan?... warum bist du immer so gut zu mir?... ich habe es nicht verdient... Und mit einem schnellen Griff, schnappte Wei Ying sich Bichen, das Lan Zhan neben sich gelegt hatte. Er zog es aus der Scheide und sprang weg von Lan Zhan. 

Soulmate II: Beginning of the end or the end of the beginning?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt