Kapitel 8

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Eine starke Druckwelle riss mich aus meinem Schlaf. Unsanft fiel ich auf meine Knie.
>>Ich habe im Stehen geschlafen?<<, wunderte ich mich und ließ den Blick schweifen. Die Erschöpfung, die mit meiner Seelenspaltung vorhin einherging, hatte mich in einen kurzen Schlaf versetzt, aus dem ich, von der Druckwelle, gerissen wurde. Der Jüngere kniete selbst verzweifelt am Boden. Was war denn in so kurzer Zeit wieder für eine Tragödie passiert?
„Verehrter Ahne, ich danke Ihnen für die Zeit“, hörte ich ihn flüstern.
Sollte das nun etwa ein Abschied werden? Sein Blick glitt zu mir.
Ich zog eine Braue hoch. Was kam nun?
„Hast du nicht zu wenig Stolz, für einen Kaioshin?“, fragte ich ihn überrascht ob seiner plötzlichen Unterwürfigkeit.
Seine Finger krallten sich in die Erde. Schweiß tropfte von seinem Gesicht und fiel auf die Erde.
„Wir werden in wenigen Minuten nicht mehr existieren, da ist es nicht mehr wichtig, stolz zu sein.“

Ich folgte dem Blick des alten Mannes gen Himmel und da sah ich den Grund für die Aufregung. Goku kämpfte gegen Beerus. Was mich jedoch wunderte war Gokus Energie, die ich nicht mehr spüren konnte. Auch das er jünger aussah und sein rotes Haar verwunderten mich. Dann kam die Erkenntnis, dass ich ihn sehen konnte, was ich vorher nicht konnte. Ich kniff die Augen zusammen.
„Unser Universum wird nur noch einen Schlag aushalten“, erklärte mir der Ahne. Unschlüssig rieb ich mir den Nacken. Seltsamerweise empfand ich weder Angst, noch Trauer. Ich fühlte… Nichts. Dieses Gefühl verwirrte mich hingegen. Es gab doch noch vieles was ich vorhatte. Warum empfand ich dann nichts?
„Vielleicht, weil du nicht wirklich weißt, was Gefühle sind. Du hattest nie die Möglichkeit, Angst, Trauer, Wut und Liebe kennenzulernen. Dein Verstand weiß nicht damit umzugehen.“ Verschämt senkte ich den Blick, hatte die Gabe der Kaioshin vergessen und nun kam ich mir äußerst töricht vor. Während die beiden um ihre Existenz bangten, war ich ruhig und das verstand ich nicht.
„Ich beneide euch wirklich nicht darum.“ Der Ahne nickte verständnisvoll. Angst musste ein schreckliches Gefühl sein und ich war froh, dieses Gefühl in diesem Moment nicht spüren zu müssen. Es war unmöglich für mich, Angst vor dem Tod zu empfinden. Nicht nachdem ich doch gar nicht wusste, wie es war zu leben. Angst spürte man wohl nur, wenn man etwas zu verlieren hatte und auf mich traf das nicht zu.

Die Minuten vergingen, in denen die beiden sich weiter bekämpften. Gespannt warteten wir auf unseren letzten Moment, doch es geschah nichts. Son Goku und Beerus lieferten sich eine mehr oder weniger harmlose Rangelei, die keinen weiteren Urknall verursachte. Trotzdem waren die anderen verunsichert.
„Hier rum zu stehen und euch Gedanken zu machen bringt euch aber auch nicht weiter.“
Der Kaioshin raffte sich vom Boden auf, als ich aufstand und dabei war einen anderen Weg einzuschlagen.
„Aber wo gehst du denn hin?“, fragte er. Die Angst war ihm immer noch deutlich anzuhören. Mit ihm tauschen wollte ich wirklich nicht.
„Ich lege mich hin.“   
„Jetzt?“, erwiderte er fassungslos und ballte die Hände zu Fäusten. Ich wandte mich ihm kurz wieder zu.
„Wenn das Universum eh ausgelöscht wird, ist es doch egal, was ich zuletzt mache.“
„Das mag schon sein, aber…“
Offenbar wusste er selbst nicht, wie er diesen Satz zu einem Ende bringen konnte, weswegen er den Mund schloss und den Blick betroffen gen Boden senkte.
„Die Zeit war schön. So konnte ich trotzdem noch ein Gefühl erfahren. Vielen Dank.“
Es war Güte.
Die Freundlichkeit, die mir der Supreme Kai hat zukommen lassen, hatte sich in mein Herz gebrannt. Ich hatte keinen Grund traurig zu sein und er eigentlich auch nicht. Er war ein Gott. Götter existierten nicht um menschlich zu sein. Sie erschufen, zerstörten oder sie förderten. Aber sie existierten nicht um zu lieben. Zumindest dachte ich das. Doch meine Meinung hatte sich geändert. Sie waren nicht weniger menschlich als ich oder jemand anderes aus diesem Universum. Auch sie wollten leben.

Ich sah noch sein überraschtes Gesicht, nachdem ich ihm einen Einblick in meine Gedanken schenkte, als ich mich zum großen Baum begab, unter dem normalerweise Tee getrunken wurde. In der vergangenen Woche haben wir oft an dem Tisch zusammen gesessen und ein paar ruhige und entspannte Minuten verbracht. Die Stelle auf der anderen Seite des Baumes hatte ich zu meinem Schlafplatz auserkoren. Wozu wollte man ein Dach über dem Kopf haben, wenn es hier doch sowieso nicht regnete und wenn man einen schönen Himmel über sich hatte?
Ich legte mich in den Schatten des Baumes und ignorierte weitere Laute, der Überraschung und Angst, der beiden.
>>Warum bin ich nur so müde? Das kommt doch nicht nur von der Bewegung<<, überlegte ich in meinem Dämmerzustand und suchte nach einer plausiblen Erklärung für mein neues Problem, auf das ich keine Antwort oder Lösung hatte. Es würde sowieso nichts ändern, wenn ich den Grund erfahren würde, da ich sowieso nicht mehr lange zu leben hatte.
>>Ich muss zur Erde…<<, dachte ich noch, bevor ich mich in den Armen eines jubelnden Kaioshin wiederfand.
Es konnten kaum fünfzehn Minuten vergangen sein.
„Das Universum wird nicht zerstört! Hahaha, sie haben es geschafft!“, jubelte der junge Kaioshin und wirbelte mich herum, obwohl ich noch verwirrter und schlaftrunkener als vorher war.
Als er mich losließ, lächelte er. Um die Nase war er, wie so häufig, rot.
Sein Ahne fühlte sich durch die herzliche Umarmung des anderen ermutigt, mich selbst zu umarmen. Doch ich erkannte sofort den Hintergedanken und streckte ausladend den Arm nach ihm aus.
„Im Gegensatz zu Euch, hat er keine niederen Absichten.“
Empört sah er mich an, doch ich erkannte das ich ihn ertappt hatte.

Die nächste Zeit verging ruhig. Niemand versuchte mehr die Erde in ihre Einzelteile zu zerlegen oder das ganze Universum mit zu reißen. Es war fast schon öde, ohne die ganzen aufeinanderfolgenden Ereignisse. Und dann war da noch die offene Rechnung mit meinem Bruder, die ich einfach nicht vergessen konnte.
Ein Monat war vergangen, seit Goku mich auf dem Planeten der Kaioshin abgeladen hat, wie ein unerwünschtes Haustier. In diesem Monat hatte ich viel trainiert. Die Jahre der eingeschränkten Bewegungsfreiheit musste ich natürlich nachholen. Das ich dabei bei den Kaioshin war kam mir nur zu Gute.
Nicht nur das der Ahne meine verborgenen Kräfte geweckt hat, ich lernte mein Ki zu kontrollieren und zu verbergen. Es ging fast schon von selbst. Wenn man das Ki seines Gegenübers nicht spürte gewöhnte man sich irgendwann daran und nahm dieses Verhalten selbst an.
Leider war der Supreme Kai nicht besonders stark, Fusion hin oder her. Er kam vielleicht nicht einmal an Kuririn heran, dessen Ki mich mehr wegen seiner niedrigen Dichte überrascht hatte.

Ein Supreme Kai brauchte vielleicht ja auch gar nicht stark sein. Er war ein Gott der erschuf. Er brauchte nicht zu kämpfen, solange er die Fähigkeiten beherrschte, die für sein Wesen erforderlich waren. So wie die Menschen, war auch jeder Kaioshin anders, wie ich feststellte.
Der Ahne, der gern mal eine Erotikzeitschrift las, obwohl sich Perversitäten nicht für einen Kaioshin schickten und der Supreme Kai, der sehr vernünftig, aber auch feige war.
Sie ähnelten sich in nichts.
Während der Ahne Ruhe bewahrte und Geduld aufbrachte, fehlten dem jüngeren beide Fähigkeiten. Er war schlichtweg ungeduldig und viel zu schnell aus der Fassung zu bringen.

„Ich würde gern wieder auf die Erde. Mein Schiff sollte endlich fertig sein.“ Obwohl der Supreme Kai von Anfang an damit zu rechnen hatte, konnte er seine Trauer um mein Verschwinden nicht verbergen.
„Du bist ein komischer Vogel“, schmunzelte ich. Seine Onyx Augen fixierten mich mit Empörung.
„Naja, ich dachte als Kaioshin solltest du froh sein, wenn ich gehe. Der Ort hier ist heiliger Boden und ich weiß, dass nicht jeder das Recht hat, diesen Ort zu betreten, oder überhaupt euch gegenüber stehen zu dürfen.“
Er biss sich auf die Lippe. Das ich von alten Kamellen sprach schien ihm nicht zu gefallen. So wie die Menschen veränderte auch er sich. Im Grunde waren wir wohl alle gleich. Egal ob Saiyajin, Kaioshin, Mensch, oder eine andere intelligente Lebensform. Wir hatten ein Wesen, dass man verändern konnte. Ich musste bei dem Gedanken lächeln.

„Ich hoffe doch, dass ich als Gast später auch noch willkommen bin. Im Gegensatz zur Erde, ist dieser Ort ein Paradies. Die Erde ist schrecklich laut und den Wert einer Tasse Tee weiß dort auch kaum jemand zu schätzen.“
Erneut bekam ich einen verblüfften Blick seinerseits. Am Besten war es wohl, weniger zu reden und zu gehen, bevor ich ihn noch mehr verwirrte und sein Kopf zu qualmen beginnen würde.
„Du bist jederzeit willkommen. Wenn du nach mir rufst, werde ich dich hören.“
Er schenkte mir ein sanftes aufrichtiges Lächeln, dass es mir erschwerte, zu gehen. Die Bedeutung hinter meinen Worten schien er doch verstanden zu haben. Die Betrübtheit fiel von ihm ab. Er legte mir sanft die Hand auf meine rechte Schulter und teleportierte uns vor Bulmas Haus. Plötzlich nahm der Ausdruck in seinen Augen etwas gehetztes an.
„Ich verabschiede mich. Bis zum nächsten Mal.“
Suchend sah ich mich nach dem Grund seiner Angst um. Ich sah allerdings nur Bulma, die überrascht in der Haustür stehen blieb, als sie mich sah.
„Du kommst aber spät zurück. Wo warst du denn?“
Ihr Ton gefiel mir gar nicht. Beinahe fauchte sie schon.
„Goku hat mich doch zum Planet der Kaioshin gebracht. Als dann das mit Beerus war, bin ich lieber dort geblieben.“
Sie kniff während ich zusammen fasste die Augen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Das hätte ich mir ja denken können, dass du keinen Finger rührst. Ich dachte, die Saiyajin sollten ein stolzes Volk sein?“ Ich seufzte und sah ihren Sohn, nach einer Lösung suchend, an, doch er hob nur die Schultern und starrte mich an, als wäre ich von den Toten zurück.
„Ich werde das Gefühl nicht los, dass du mich nicht leiden kannst.“
Ihre Gesichtszüge erweichten und ihre Haltung wurde entspannter, als sie mich überrascht ansah. Dann lachte sie und klopfte mir auf die Schulter.
„Das habe ich doch gar nicht gesagt!“ Vegeta hatte sich da eine echt seltsame Frau zugelegt. Zum Glück war sie nicht mein Problem sondern seins.
„Wie sieht es eigentlich mit meinem Raumschiff aus?“
Ihr Lachen wurde schriller, nervös. Es war eindeutig was mit meiner Maschine war.
„Wieso gehen wir nicht etwas essen?“
„Auja!“, freute sich Trunks und folgte uns, als Bulma mich bereits vom Haus weg dirigierte, darauf bedacht, mir die Sicht auf den Garten zu nehmen. Gerade als wir die Einfahrt in ihrem Auto verlassen wollten, erschien die Gestalt eines großen Mannes vor uns. Bulma hätte den Mann, den ich als Begleiter der Katze identifizieren konnte, beinahe umgefahren, wobei er sich dabei sicher nicht einmal verletzt hätte.
Erschrocken duckte ich mich hinter Bulmas Sitz. Mir war nicht einmal bewusst, was ich damit bezwecken wollte.
Es war nicht nötig sich zu verstecken.
Ich hatte kein Verbrechen begangen und er war es ja schließlich, der mich beinahe pulverisiert hätte, nur weil er meine Energie gespürt hatte.
Was konnte er nur auf der Erde wollen?
Würde das Universum nun doch vernichtet werden?

Princess Of Saiyajin (Dragonball) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt